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Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung
Autoren: Erich Weidinger
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des
Kaufs zur letztmöglichen Stunde verfolgten, mit ihren Sprösslingen auf dem leer
geräumten Kirchenplatz.
    Und während sie ihre selig erwartete Feier der Ankunft des Erlösers,
im Kreise der Familie, umgeben von strahlenden Kinderaugen vorm geschmückten
Weihnachtsbaum, dahinschmelzen sahen wie den Schnee an zwei unübersehbaren
Stellen am leer geräumten Kirchenplatz, marschierte an diesem
Vierundzwanzigsten aus heiterem Himmel Jesus der Erlöser mit stolzgeschwellter
Brust bereits am Vormittag ein.
    Mit frisch geschnittenen, hochpreisigen Holzingertannen.

Beate Maxian
    Weihnachtsbeichte
    Fesch ist sie, die Resi.
    Und dafür bekannt, den besten Käse zu machen, in der
gesamten Hohen-Tauern-Region. Im Sommer kehren deshalb auch viele Touristen bei
ihr ein.
    Wenn sie ihr Dirndl bis weit über die Oberschenkel hochrafft, den
Melkschemel richtet, halb unter der Hermine, ihrer besten Milchkuh, Platz
nimmt, helfen ihr die Männer gerne. Aber die Hermine mag niemanden in ihrer
Nähe dulden, außer der Resi, und die fährt mit ihren Händen sowieso am liebsten
selbst über das pralle Euter des Rindviehs und zieht sanft an den Zitzen, bis
es nur so spritzt. Da bleibt den Männern nichts anderes übrig, als der
Bergbäuerin zuzusehen.
    Nach dem Ableben ihres Sepp ist der Resi kein Mannsbild mehr über
die Schwelle des Hofes gekommen.
    Aber im Moment kommt eh niemand herauf, außer der Rupert, manchmal,
weil er mit seiner Schneefräse die Bergstraße freilegt. Resis Hof liegt hoch
oben, und der Schnee liegt im Dezember schwer auf den Dächern des Alpendorfes,
und so knapp vor Weihnachten wollen die Leute keinen Käse, sondern lieber Ski
fahren gehen und dann einen Jagatee im Tal trinken.
    Da fällt ihr ein, einen Christbaum braucht sie noch, die Resi. Den
stellt sie dann am Weihnachtsmorgen zur Hermine in den Stall, denn in der Stube
mag sie ihn nicht haben, den toten Baum. Vielleicht deshalb, weil der Sepp
immer einen haben wollte, einen großen. Und den musste dann immer die Resi
schmücken und vor ihm auf die Leiter steigen in ihrem Dirndl. Und der Sepp hat
ihr dann von unten die Strohsterne und Kugeln gereicht und dabei unter ihren
Rock geschaut.
    Derweil hätte sie viel lieber die Weihnachtsknödel für die Viecher
gemacht. Mit allerlei Körndln drin. Und dann hätt’s damit den Stall geschmückt.
So, dass die Kühe mit ihren großen Mäulern die Knödel von der Wand nehmen
könnten, wann immer ihnen nach diesem Leckerbissen der Sinn stand. Aber der
Sepp fand die nie besonders schön. »Verwöhn die Scheißviecher nicht so«, hat er
gemeint.
    Scheißviecher, das wollte die Resi gar nicht hören.
    Ehrlich ist sie, die Resi
    »Meinst, Hermine, dass ich dem Michael beichten kann, was
passiert ist?«
    Die Kuh wirft ihren Kopf zu der tiefen Kerbe, die wie eine dunkle
Narbe in der Holzwand des Stalls leuchtet.
    »Genau, das meine ich, Hermine. Weißt, es ist nicht gut, wenn man
etwas verschweigt. Man muss doch seine Sünden bereuen, grad jetzt, so knapp vor
Weihnachten. Ich weiß, es müsst eigentlich reichen, wenn ich’s dir beichte,
aber weißt, der Michael hat halt einen Draht ganz nach oben.«
    Sie schaut auf die Uhr. Acht Uhr abends ist so kurz vor Weihnachten
eine gute Zeit. Im Tal sind sie dann schon alle in ihren Häusern.
    »Der Rupert hat am Nachmittag die Straße freigelegt, seither hat es
nicht mehr geschneit. Ist ein guter Mann, der Rupert.«
    Die Resi mag es, wenn man etwas für sie tut.
    Sie wirft der Hermine eine Extraportion Stroh vors Maul. Dann stellt
sie die Mistgabel in die Ecke, wirft den dicken Mantel über, steigt in ihren
Geländewagen und fährt die eisige Bergstraße ins Tal hinunter. Beim Heimfahren
will sie stehen bleiben und einen Christbaum aus dem Wald mit nach oben nehmen.
    Die Axt liegt im Kofferraum.
    Fromm ist sie, die Resi.
    Dreimal die Woche verlässt sie den Hof, um in die Kirche
zu gehen. Immer bei Dunkelheit, damit die anderen im Dorf sie nicht sehen. Den
Wagen parkt sie versteckt in einem alten Holzschuppen am Dorfrand. Denn der
einzige Mann, der noch Hand anlegen darf bei der feschen Bergbäuerin, ist der
Michael Hinterleitner. Obwohl sie mit ihren vierzig Jahren um zehn Jahre älter
ist als ihr Liebhaber, ist der Michael hinter ihr her wie manchmal der Stier
vom Nachbarhof hinter der Hermine.
    Der junge Dorfpfarrer rafft ihr das Dirndl hoch wie beim Melken und
haucht ihr nach einigen Stößen zärtlich ein »Halleluja« ins Ohr.
    Und zweimal im Jahr nimmt ihr der Michael die
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