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Mordkommission

Titel: Mordkommission
Autoren: dtv
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wurde die Mordkommission eingeschaltet.
     
    Versuchter Kindsmord! Was war das nur für ein Mensch, der sich in einer Schule, unmittelbar vor Unterrichtsbeginn, an einer
     kleinen Erstklässlerin auf so bestialische Weise verging? Sofort nach unserer Alarmierung wurden alle verfügbaren Kollegen
     unserer Dienststelle in den Besprechungsraum gerufen und in der gebotenen Eile über den bevorstehenden Einsatz informiert.
     Mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften und unter schrillem Sirenengeheul erreichten wir Minuten später den Tatort im Zentrum
     Münchens. Kreuz und quer vor dem Schulgebäude standen bereits Streifenfahrzeuge mit zuckenden Blaulichtern, das gesamte Areal
     war umstellt. Schließlich konnte man nicht ausschließen, dass sich der Täter noch innerhalb des Geländes aufhielt.
    Der Bereich rund um die Schultoilette war bereits abgesperrt worden. Zentimeter um Zentimeter arbeiteten sich Spezialisten
     des Erkennungsdienstes in ihren weißen Schutzanzügen vom Klassenzimmer aus bis zum Tatort vor, wobei |14| jedes noch so winzige Staubpartikelchen gesichert, jeder Quadratzentimeter Fläche auf DN A-Spuren hin abgerieben und nach Fingerabdrücken untersucht wurde. Die Kollegen des Erkennungsdienstes gaben mir außerhalb der Absperrung
     einen ersten Überblick. Vermutlich hatte sich der Täter bereits vor Schulbeginn in der Toilettenanlage in einer der Kabinen
     eingeschlossen und auf ein ahnungsloses Zufallsopfer gewartet. Dem Ergebnis der ersten Grobsichtung am Tatort zufolge hatte
     der Täter keine Gegenstände zurückgelassen. Eine genauere Absuche stand jedoch noch aus. Diese Arbeit musste mit allergrößter
     Akribie erfolgen, jede unbedachte Bewegung konnte schließlich tatrelevante Mikrospuren oder DN A-Material unwiederbringlich zerstören. Andere Beamte des Erkennungsdienstes sicherten im Krankenhaus an der Kleidung des Opfers und
     am Opfer selbst alle denkbaren Spuren. Dabei gelang es, wie sich herausstellen sollte, DN A-Material des Täters von den Würgemalen am Hals des Opfers zu gewinnen.
    Ich überließ den Spezialisten des Erkennungsdienstes die Spurensicherung und damit den eigentlichen Tatort und kümmerte mich
     um die Organisation der Absuche der Schule und der Vernehmung von Lehrern, Mitschülern, Eltern sowie anderen Personen, die
     Zugang zur Schule hatten.
    Zeitgleich lief eine groß angelegte Durchsuchung im gesamten Areal, einem weitläufigen Klosterkomplex, und in den benachbarten
     Anwesen an. Dutzende von Streifenfahrzeugen aus dem gesamten Stadtgebiet, Züge der Einsatzhundertschaft, Hundeführer mit ihren
     Diensthunden und andere Einsatzkräfte waren mittlerweile unter schier nicht enden wollendem Sirenengeheul am Tatort eingetroffen,
     und so wurde in den kommenden Stunden nach und nach jeder Winkel, einschließlich der Keller und Speicher, durchsucht.
    Schließlich kristallisierte sich folgender mutmaßliche Ablauf heraus: Das kleine Mädchen, nennen wir es wie in der damaligen
     Presseberichterstattung Anna * , war kurz vor Unterrichtsbeginn von seinem Vater bis vor das Klassenzimmer |15| begleitet worden. Dabei gingen sie – wie alle Schüler, Lehrer oder Besucher – an einer Pforte vorbei, die ständig von einer
     Lehrerin der Schule besetzt war. Damit sollte sichergestellt werden, dass kein Unberechtigter die Schule betreten konnte.
     Nachdem sich der Vater verabschiedet hatte, stellte Anna ihre Schultasche im Gang ab und suchte die Schülertoilette schräg
     gegenüber auf. Dabei wurde sie von einer Mitschülerin gesehen. In der Toilette bemächtigte sich der dort bereits lauernde
     Täter des Mädchens, würgte oder drosselte es bis zur Bewusstlosigkeit und verging sich danach an dem Kind. Anschließend verschwand
     der Täter, ohne sich um das bewusstlose und lebensgefährlich verletzte Opfer zu kümmern.
    Da der Täter den Tod des Opfers offensichtlich gewollt oder zumindest billigend in Kauf genommen hatte, gründeten wir noch
     am selben Tag eine »Sonderkommission Blumenstraße«, zu der binnen weniger Stunden mehr als vierzig Beamte anderer Dienststellen
     abgeordnet wurden. Noch am selben Abend bezog die Soko eigens für derartige Anlässe bereitstehende Räume im Osten Münchens.
     Ich übernahm die Leitung des Abschnitts »Zentrale Sachbearbeitung«, in dem alle Erkenntnisse aus den Bereichen (»Abschnitten«)
     Spurensicherung, Kriminaltechnik, Ermittlungen, Überprüfung von Modustätern – also von einschlägig Vorbestraften – und
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