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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier
Autoren: Jonathan Kellerman
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der sich Ampullen mit synthetischem Testosteron befanden. Ihr Gegenstück aus Vogelaugenahorn enthielt plastikverschweißte Injektionsspritzen.
    »Hat er sich aufgepumpt?«, fragte Milo. »Passend zum Kleid?«
    Ich warf die Hände hoch.
    Er trank seinen Martini aus und erzählte mir von den Reisepässen mit einem halben Dutzend Decknamen, dem Schatzfund von Dokumenten, die Brights Weg von New York nach London, dann Paris, Lissabon, zurück nach England, Irland und Schottland nachzeichneten. Letzter Stopp: Zürich.
    Trammel Dabson war eine weitere geklaute Identität. Dasselbe Geburtsjahr wie Bright und der unglückliche Nicholas Heubel.
    Der ursprüngliche Inhaber der Identität war ein auf dem Morton Hall Cemetery in Edinburgh begrabener Säugling.
    Bright hatte den Grabstein durchgepaust, das Blatt in ein Sammelalbum geklebt.
    Eines von fünfzehn Alben.
    Die Chronik eines in Verkleidung verbrachten Lebens.
    Die Souvenirs waren nicht auf Papier beschränkt. In einem kleinen Keller, der hinter dem Haus in den Hügel gegraben worden war, entdeckte Milo drei Truhen, die mit Schusswaffen, Messern, zwei Acetylen-Lötlampen, festem Seil, OP-Handschuhen und -Werkzeug, Skalpellen, Sonden, Gewebespreizern und Fläschchen mit Gift gefüllt waren.
    Aus ausländischen Zeitungen ausgeschnittene Artikel schufen noch eine Chronologie.
    Der unaufgeklärte Mord an dem Inhaber einer Pension im elften Pariser Arrondissement.
    Das Verschwinden eines Gastwirts in Oxford, der für seine gemeine Veranlagung bekannt war.
    Ein portugiesischer Artikel, der noch übersetzt werden musste. Aber der körnige Schnappschuss einer kräftig gebauten Frau und das häufig vorkommende Wort » assasinato « waren vielsagend.
    *
    Das Haus in Brentwood hatte als Fassade gedient und war aus forensischer Perspektive unergiebig. Eine gehobene Adresse für das gesellschaftliche Leben, das Bright-als-Heubel sich als Finanzberater erhofft hatte. Soraya Hamidpour hatte einen Klienten »aus der Industrie«, der bereit war einzuziehen.
    Der Zugang zu Brights Computer war leicht. Keine Verschlüsselung, und sein Passwort war »Bright Guy«.
    Seine Festplatte enthielt hauptsächlich Finanzdateien - Algorithmen für den Börsenhandel, Tabellen zur Kursentwicklung, Verbindungen zu allen internationalen Börsen - und verstreute sadistische Pornografie.
    In einer separaten Aktenmappe lagen fünf Entwürfe für einen Prospekt, datiert zwei Jahre zuvor, den »Nicholas St. Heubel III.« abgefasst hatte. Es handelte sich um Pläne, Hydro-Worth ins Leben zu rufen, einen Hedge-Fonds, der sich auf den Handel mit Öl-Futures spezialisieren wollte. Bright hatte einen aufgeblähten Lebenslauf angehängt, in dem er behauptete, Eton, Harvard und Wharton besucht zu haben, und sich als »brillanten Taktiker und finanziellen Wahrsager« bezeichnete.
    Die Prahlerei war zum Teil durch Tatsachen belegt. Nachdem er von New York kommend in London eingetroffen war, hatte er falsche Referenzen benutzt, um einen Job bei einem Maklerbüro in London zu bekommen. Er lernte den Handel mit Warenterminkontrakten so gut, dass er enorme Leistungsprämien verdiente und einen Empfehlungsbrief vom geschäftsführenden Direktor erhielt.
    Innerhalb von achtzehn Monaten hatte er gekündigt und legte sein eigenes Geld an. Neun Jahre nachdem er 1,36 Millionen Dollar geerbt hatte, waren seine Ersparnisse auf 7,1 Millionen angewachsen.
    Ohne das Schweizer Bankkonto mitzurechnen - es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, bis der Zugang zu ihm genehmigt war.
    Noch etwas kam aus der Schweiz: Auf die Rückseite eines der Alben war eine elegant geschriebene Quittung einer Klinik in Lugano geklebt. Es war kein Rechnungsposten aufgeführt; umgerechnet ergab der Franken-Betrag fünfundfünfzigtausend US-Dollar.
    »Vielleicht ein Drogenproblem, eins dieser Spitzenrehazentren«, sagte Milo. »Aber abgesehen von dem Machosaft, haben wir nichts Fragwürdiges gefunden.«
    »Vielleicht war es eine erfolgreiche Reha«, sagte ich. »Falls ja: zu dumm für die Gesellschaft.«
    »Was meinst du damit?«
    »Er hat den Kopf klar genug bekommen, um den anderer Leute abzuhacken.«
    *
    Trotz Nicholas St. Heubels finanziellem Scharfsinn hatte er keine Klienten für Hydro-Worth interessieren können, und die Firma blieb ein Projekt.
    »Oberflächlich charmant«, sagte ich, »aber wenn sie ihn näher kennen lernten, hat er sie vergrätzt wie die beiden Schwestern.«
    »Cleverer, als für ihn gut war.«
    »Das Spiel hat ihm zu viel
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