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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier
Autoren: Jonathan Kellerman
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Vogel, dem man die Flügel an den Leib presst.
    Aus dem großen Schlafzimmer.
    Sie lief dorthin und fand die Tür geschlossen.
    Machte sie auf.
    Nick hatte Kartons aus dem Weg geräumt und einen schmalen Raum geschaffen, wo Emilio jetzt in seinem Kinderwagen saß. Auf drei Seiten von Kartons umgeben. Als wäre ihr Baby eingemauert.
    Er sah sie und heulte: »Maaamaaa!«
    »Der arme kleine Kerl«, sagte Nick, »war missmutig, als er wach wurde.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Der Unterkiefer fiel ihr herunter.
    Nick hatte ein lavendelfarbenes Satinabendkleid mit tiefem Ausschnitt angezogen und sich etwas in das Oberkleid gestopft, um seine Brust zu einem Dekolletee aufzupäppeln.
    Ein haariges Dekolletee.
    Er trug veilchenfarbene Ohrringe, hatte geschmacklosen purpurroten Lippenstift aufgelegt und nuttenhafte falsche Wimpern angeklebt. Kombiniert mit seinen kurzen Haaren und seinen Bartstoppeln war es … war es …
    Sich drehend und eine Hüfte ausstellend, wackelte er mit dem Hintern.
    In ihre Richtung. Dann in Emilios Richtung.
    »Maaamaaa!«
    »Voilà«, sagte Nick. »Très chic, non?«
    Emilio schrie lauter.
    Aus irgendeinem verrückten Grund lachte Felicia.
    Sie wusste nicht, warum. Ganz egal, wie oft sie versuchen würde, dahinterzukommen, sie würde nie erklären können, warum.
    Weil sie gar nicht dachte, es wäre komisch, nicht im Geringsten , was sie empfand, war Ekel und -
    Was rauskam, war Gelächter .
    Und mit einem Mal war Nick wie ausgewechselt.
    Und hatte eine Pistole.

36
    Ich verbrachte den größten Teil des nächsten Tages im Western Pediatric Medical Center damit, Felicia Torres zuzuhören und sie durch das Krankenhaus zu begleiten. Emilio zu beobachten.
    Der kleine Junge klammerte sich an seine Mutter, stumm und angespannt.
    Physisch okay, Dr. Ruben Eagle zufolge, einem alten Freund und Leiter der Ambulanz. Wir kamen überein, dass Rochelle Kissler, eine brillante junge Psychologin, die bei mir studiert hatte, für die langfristige Behandlung perfekt wäre.
    Ich stellte beide Felicia vor, blieb bei ihr, nachdem sie gegangen waren, und fragte sie, ob es noch etwas gebe, worüber sie sprechen wolle.
    »Nein … ich bin so müde.«
    »Gibt es jemanden, der bei Ihnen bleiben kann?«
    »Meine Mom«, sagte sie. »Sie wohnt in Phoenix, aber sie wird kommen, wenn ich sie darum bitte.«
    Ich wählte die Nummer, blieb sitzen, während sie sprach.
    Sie legte auf, lächelte matt. »Sie wird morgen hier sein.«
    »Brauchen Sie jemanden bis dahin?«
    »Nein, ist schon in Ordnung so … Das alles ist so nett von Ihnen.«
    »Wir sind alle hier, um Ihnen zu helfen.«
    Sie begann zu zittern.
    »Was ist los?«
    »Wie Sie das gesagt haben, Dr. Delaware. Dass Sie helfen wollen. Das ist das, was er angeblich tun wollte. Was für ein kranker Scherz war das?«
    Ich antwortete nicht.
    »Ich hab ihm nie vertraut, Doktor. Nicht von der ersten Minute an.«
    *
    Milo und ich ließen in einer Bar in Santa Monica Dampf ab. Dreiundzwanzig Uhr; er hatte seinen Tag mit Raul Biro und zwei weiteren Detectives aus Hollywood verbracht und war mit ihnen durch das Haus in der Altair Terrace gegangen.
    Eines der Häuser, die Dale Bright als Nicholas Heubel gekauft hatte. Das andere war eine Hütte in der Nähe von Palmdale, wo er Felicia in ein Badezimmer gesperrt hatte. Sie zwang, sich vorzustellen, was er mit Emilio machte.
    Die meiste Zeit hatte er das Kind ignoriert. Es weinen, dann schreien lassen. Kein Essen oder Wasser. Dann hatte er es schnell in einen Umzugskarton gesteckt.
    Mit Luftlöchern, um die Qual zu verlängern.
    »Ich weiß, dass ich in irgendeiner Weise darauf reagieren sollte, jemanden erschossen zu haben«, sagte Milo. »Aber, Gott helfe mir, Alex, ich wünschte, ich hätte mehr Kugeln gehabt.«
    *
    Drei von fünf Zimmern des Hauses in der Altair waren mit Souvenirs gefüllt. Ein schöner Blick auf das Hollywood-Schild von einer Ecke der Veranda. Ein weißer Lexus in der Garage.
    Der Bentley war vom Motorlabor des LAPD zu demselben Parkplatz für sichergestellte Fahrzeuge gebracht worden, wo man Kat Shonskys Wagen ignoriert hatte.
    »Vielleicht kann der Chief ihn als Dienstwagen nutzen«, sagte ich.
    »Wenn du zwei Vollblüter an die vordere Stoßstange schirrst«, erwiderte Milo, »wäre er perfekt.«
    *
    Ansell »Dale« Brights Arzneischrank enthielt nichts Stärkeres als Aspirin und rezeptfreie Heilmittel für Nebenhöhlenentzündungen.
    Unter dem Waschbecken stand eine polierte Kiste aus schwarzem Walnussholz, in
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