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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier
Autoren: Jonathan Kellerman
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Jedes Auftreten löste kleine Echos aus, die sie an die Zeit erinnerten, als sie sieben war und ihre Mutter sie zwang, Steppunterricht zu nehmen.
    Als sie schließlich am Wagen ankam, kramte sie in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln, fand sie. Und ließ sie fallen.
    Sie hörte das Klirren, mit dem sie landeten, aber es war zu dunkel, um sehen zu können, wo sie lagen. Sie bückte sich tief, schwankte, stützte sich mit einer Hand am Boden ab und tastete mit der anderen.
    Nichts.
    Sie hockte sich hin und roch irgendwas Chemisches - Sprit, wie wenn man den Wagen volltankt und, egal wie oft man sich nachher die Finger wäscht, den Gestank nicht mehr loswird.
    Ein Leck in der Leitung? Das hatte ja gerade noch gefehlt.
    Sechstausend Meilen, und der Wagen hatte ihr nur Probleme gemacht. Zuerst hatte sie gedacht, er wäre cool, aber dann beschloss sie, es sei eine lahme Kiste, und stellte die Zahlungen ein. Sollten sie sich den Wagen doch zurückholen. Wäre nicht das erste Mal.
    Wir haben uns um die Anzahlung gekümmert, Katrina. Du musstest nur noch daran denken, am Fünfzehnten jedes Monats …
    Wo waren die gottverdammten Schlüssel ? Sie schürfte sich auf dem Boden die Knöchel auf. Ein falscher Fingernagel brach ab, und sie hätte am liebsten losgeheult.
    Ah, hab sie!
    Sie kam mühsam auf die Beine, drückte auf den Entriegelungsknopf, ließ sich auf den Fahrersitz fallen und drehte den Zündschlüssel herum. Der Motor bockte, dann sprang er an, und schon geht’s los, Supergirl , sie fuhr hinaus in die schwarze Nacht - ach ja, mach die Scheinwerfer an.
    Langsam rollte sie mit der übertriebenen Vorsicht einer Betrunkenen über den Asphalt, verfehlte die Ausfahrt und setzte zurück. Sie bog nach Süden auf die Corinth Avenue und blieb darauf bis zum Pico. Der Boulevard war total leer, und sie bog darauf ein. Übersteuerte, landete auf der falschen Straßenseite, schwenkte zurück und glich aus und bekam den blöden Wagen schließlich auf die richtige Spur.
    Am Sepulveda näherte sie sich einer roten Ampel.
    Keine Autos an der Kreuzung. Keine Cops.
    Sie fuhr durch.
    Nach Norden rauschend, kam sie sich frei vor, als ob ihr die ganze Stadt - die ganze Welt gehörte.
    Als hätte jemand eine Atombombe abgeworfen und sie wäre die letzte Überlebende.
    Wäre das nicht cool, sie könnte rüber nach Beverly Hills fahren, an Trillionen von roten Ampeln vorbeidüsen, in den Tiffany-Laden am Rodeo Drive reinmarschieren und abräumen, was sie wollte.
    Ein Planet ohne Leute. Sie lachte.
    Sie überquerte den Santa Monica und den Wilshire und fuhr weiter, bis der Sepulveda zum Pass wurde. Links von ihr war der Freeway 405, nur vereinzelte Rücklichter. Auf der anderen Seite ein Hang, der in einen mondlosen Himmel überging.
    Keine Lichter brannten in den Trillionen-Dollar-Häusern voller schlafender reicher Leute. Die gleichen Idioten, mit denen sie im La Femme zu tun hatte.
    Frauen wie ihre Mutter, die so taten, als wären sie nicht voller Runzeln oder fett wie Schweine.
    Beim Denken an die Arbeit verkrampfte sich Kat innerlich und machte ein paar tiefe Atemzüge. Dabei musste sie wirklich laut rülpsen, worauf sie in Gelächter ausbrach und schneller fuhr.
    Bei diesem Tempo würde sie schon bald vor ihrem Apartment ankommen.
    Blöde kleine Bruchbude in Van Nuys, aber sie erzählte allen, das Teil läge in Sherman Oaks, weil es an der Grenze lag - und wen kümmerte das schon?
    Plötzlich schlossen sich ihre Augen, und sie musste sich wieder wachschütteln. Ein fester Tritt auf das Gaspedal, und der Wagen schoss vorwärts.
    Saaiiiling, I am saaiiiling … Fahr weiter, Mädchen!
    Sekunden später stotterte der Motor des Mustangs, heulte auf und tat keinen Mucks mehr.
    Sie schaffte es, nach rechts zu steuern und direkt neben der Straße anzuhalten. Ließ den Wagen eine Sekunde stehen und versuchte es dann wieder.
    Nichts als ein heulendes Geräusch.
    Noch zwei Versuche, dann fünf.
    Scheiße!
    Es dauerte eine Zeit, bis sie den Schalter für die Innenbeleuchtung fand, und als der Wagen in ihrem Licht erstrahlte, tat ihr der Kopf weh, und sie sah kleine gelbe Dinger vor ihren Augen tanzen. Als sie wieder klar sehen konnte, warf sie einen Blick auf die Tankanzeige.
    L
    Scheiße Scheiße Scheiße! Wie war das denn passiert, sie hätte schwören können -
    Mutters Stimme nörgelte an ihr herum. Sie legte die Hände auf die Ohren und versuchte nachzudenken.
    Wo war die nächste Tankstelle … nirgendwo, meilenweit keine.
    Sie schlug so
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