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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier
Autoren: Jonathan Kellerman
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Sie hier, um Ihren alten Kumpel Will zu treffen? Interessante Art, jemand zu besuchen.«
    »Sie kennen mich?«, fragte Maisonette. »Ich kenne Sie nämlich nicht.«
    »Hab nach Ihnen gesucht, Sir.«
    Bei der respektvollen Anrede fuhr Maisonette zusammen. Er lächelte. »Eine Zeitlang haben Sie mich nicht gefunden.«
    »Meinen Glückwunsch. Wir müssen uns unterhalten.«
    »Wie haben Sie’s gemacht?«, fragte Maisonette. »Nach mir gesucht, meine ich. Was ist zum Beispiel Ihre Methode? Ich hab mich nicht versteckt, hab ein behagliches Leben auf der Fourth Street geführt.«
    »In Tent City?«
    Maisonette ließ schlechte Zähne aufblitzen. »Wir nennen es die Sidewalk Suburb. Ich bin die ganze Zeit dort ein und aus gegangen, Sie hätten nur zu fragen brauchen. Wenn Sie mit genug Geld rumgewedelt hätten, hätte mich irgendein Junkie verraten.«
    Er sprach leise und deutlich. Die Sachen, die er anhatte, waren zerfleddert, aber am Telefon würde er sich wie ein kultivierter Mann anhören.
    »Hatte Ihr Bewährungshelfer keine Ahnung, dass Sie dort untergeschlüpft sind?«
    Bradley Maisonette lachte. »Diese Typen? Mit denen rede ich nie.«
    *
    Wir nahmen Maisonette mit zur Hollywood Station.
    »Was wird mir vorgeworfen?«, fragte er.
    »Auf Anhieb fällt mir unbefugtes Betreten ein, versuchter Einbruch, Widerstand gegen die Festnahme. Wenn Sie mir etwas Zeit lassen, denke ich mir noch mehr aus.«
    »Kleinscheiß. Damit komm ich zurecht.«
    »Nicht nötig, wenn Sie mit uns reden.«
    »So einfach ist das, wie?«
    »Warum nicht?«
    »Nichts ist einfach.«
    *
    Maisonette landete in dem gleichen Raum, den Tasha mit einem blumigen Bouquet von Parfüm und Lotionen markiert hatte. Er verströmte den sauren, ungewaschenen Gestank, der den Seville auf dem Weg hierher erfüllt hatte.
    Er zog schnüffelnd die Luft ein und runzelte die Stirn, als würde er sich zum ersten Mal seines eigenen Geruchs bewusst.
    Milo bot ihm etwas zu trinken an.
    »Ich nehme ein Steak«, sagte Maisonette. »Filet mignon, innen englisch, außen knusprig gebraten, mit ein paar hübsch gerösteten Zwiebeln. Ein Caesar Salad als Vorspeise, Dressing separat. Rotwein. Lieber kalifornischen als französischen - Pinot Noir.«
    »Wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, Bradley, besorge ich Ihnen Kaviar.«
    »Das Zeug mag ich nicht. Schmeckt wie schlechte Muschi.«
    »Haben Sie beides häufiger abgelehnt?«
    Maisonette lächelte.
    »Warum haben Sie in Wilson Goods Haus einzubrechen versucht?«
    »Niemand wollte irgendwo einbrechen.«
    In dem hellen Licht war Maisonettes Haut teigig, faltig und hatte dunkle Flecken. Rot geränderte Augen, herunterhängende Lider. Einunddreißig Jahre alt, aber er hätte im Alter seines Vaters sein können. Primitive Tätowierungen, die seine Arme schmückten, trugen nicht dazu bei, gemarterte Venen und knotige Einstichnarben zu verdecken.
    »Was haben Sie da gemacht?«, fragte Milo.
    »Ich wollte Will besuchen.«
    »Warum?«
    »Er hat mich angerufen.«
    »Wann?«
    »Letzte Woche.«
    »Haben Sie ein Telefon?«
    »Ich nehme alles zurück«, sagte Maisonette. »Er hat seine Freundin zur Fourth Street geschickt, und sie hat mich eingeladen. Sie hat gemeint, Will und ich müssten uns unterhalten.«
    »Worüber?«
    »Hat sie nicht gesagt.«
    »Sie sind trotzdem hingegangen.«
    »Eine Woche später.«
    »Sie musste es Ihnen nicht ausdrücklich klarmachen«, sagte Milo. »Sie wussten Bescheid.«
    Maisonettes Augen zogen Widerstand in Erwägung.
    Er sagte: »Was soll’s?« Nickte langsam und müde.
    »Um welches Thema ging es?«, fragte Milo.
    »Twan«, antwortete Maisonette. »Zwischen mir und Will gibt es sonst nichts.«
    »Good wollte mit Ihnen über Antoine Beverly reden.«
    »Ganz im Gegenteil. Die Freundin sagte, Will wolle mit mir besprechen, nicht über ihn zu reden. Er würde es erklären, wenn ich zu ihm käme.«
    »Wer ist diese Freundin?«
    »Sie ist weiß, hat Sommersprossen und nennt sich Andy.«
    »Das ist seine Frau«, sagte ich.
    Maisonette grinste. »Glauben Sie alles, was Sie hören?«
    »Warum sollte sie lügen, was das angeht?«, fragte Milo.
    »Will hält sie seit zehn Jahren hin. Ist Coach an einer kirchlichen Schule, und weil er einen sehr anständigen Eindruck machen muss, erzählt er den Priestern, er wäre verheiratet. Aber sie haben nie ein Aufgebot bestellt.«
    »Wirklich zehn Jahre?«
    »Will ist einer von diesen Männern«, sagte Maisonette. »Bindungsangst.«
    »Haben Sie zwei regelmäßig miteinander in Kontakt
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