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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Valerie Frankel
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mir die Haare mit einer Klammer zusammen. All das erinnerte mich an meine Max-losen Zeiten als Single. Es war mir vertraut und gar nicht mal so schrecklich. Ich überdachte vergangene Beziehungen. Nein, das sage ich nur im Scherz. Ich hasse es, darüber nachzudenken. Statt dessen stellte ich mir Max vor. Daß er in seinem Büro sitzt, sich sehnsüchtig ein Polaroidphoto von mir in merkwürdiger Unterwäsche ansieht und sich unter dem Schreibtisch reibt. Es hat schon einige reichlich schwer atmende Gespräche zwischen dort und hier gegeben. Ich zwang mich, damit aufzuhören, über Sex nachzudenken. Vielleicht hätte ich doch nicht diese Literflasche kaufen sollen.
    Ich schlurfte auf Socken in meine Durchgangsküche mit Wohnzimmer. Otis trabte an meiner Seite. Meine Wohnung ist für Manhattan groß, für Brooklyn normal und für jeden Maßstab unordentlich. Die krallengezeichneten Möbel standen schräg. Es gab Zeitschriften auf dem Boden, Abwasch im Waschbecken — genau, wie Otis und ich es mögen. Ich zündete meine hundertste Zigarette des Tages an und lehnte mich an die hölzerne Arbeitsplatte, die mitten in meiner Küche steht. Otis sprang hoch und miaute um ein Stückchen Katzenminze. Sie schafft es schon nicht mehr, eine Nacht ohne das Zeug auszuhalten. Ich überlegte, ob ich nicht einmal versuchen sollte, etwas davon zu rauchen, aber dann erinnerte ich mich, was passiert war, als meine Freunde in der High School und ich versucht hatten, Muskat zu rauchen. Eine von uns (in Ordnung, ich geb’s zu, ich war’s) mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Mit der Bananenschale war das nicht passiert.
    Ich gab Otis also ein Stück Katzenminze und nahm mir die Flasche Tequila und meine Zigarettenpackung — Vorräte. Ich ließ mich auf meiner Couch nieder, die Beine vorne ausgestreckt. Ich gönnte mir einen Schuß Mescal, um meinen Abend allein, mit ganz besonderer Zeit für mich selbst, zu feiern. Dann fing ich an, die vielen großen Rätsel der Welt, die ich heute abend lösen würde, aufzulisten. Otis tänzelte heran. Sie roch an der Flasche auf dem Tisch, zuckte zusammen und lief fort. Ich konzentrierte mich auf den Jungen mit dem Khat, kam dann aber irgendwie wieder auf Max. Nach ungefähr fünf Khat-Max-Runden fragte ich mich, ob ich wohl meine Zeit verschwendete. Ich wandte mich dem Telefon neben der Tequilaflasche zu. Ich streckte die Hand aus, ließ meine Hand magisch über dem Hörer schweben und versuchte, es durch meinen Willen zum Klingeln zu zwingen. Es tat mir alles so leid. Und besonders leid tat es mir, daß ich überhaupt zu diesem Abendessen gegangen war.
    Nichts passierte. Ich schaute auf meine Uhr, die im Dunkeln leuchten kann. Wenn das Telefon in fünf Minuten nicht klingelt, dachte ich, dann werde ich aufhören, aktiv zu warten. Ich erinnerte mich an dieses Spiel, das ich schon mit Anfang zwanzig gespielt hatte, aber damals hatte ich mir noch drei Stunden Zeit gelassen. Wenn die Phase des aktiven Wartens vorbei war, dann begann die Phase des aktiven Anrufens, in der ich ihn anrief und anbettelte, doch bitte zu mir zurückzukehren. Ich hatte mir geschworen, daß mir das nie wieder passieren würde. Es war mir egal, wieviel jemand mir bedeuten mochte. Ich sah auf die Uhr. Noch eine Minute des aktiven Wartens, ehe das aktive Anrufen und Betteln, er möge doch bitte zurückkommen, beginnen sollte...
    Das Telefon klingelte. Meine Zigarette flog durch das Zimmer. Ich wußte in meinem tiefsten Inneren, daß es Max war. Ich hatte eine halbe Sekunde Zeit, mich zwischen sexy und reumütig zu entscheiden. Ich entschied mich für distanziert und gleichgültig. Ich holte nur noch meine Zigarette zurück, um eine Feuersbrunst zu vermeiden, und hob lässig den Hörer von der Gabel.
    »Ja?« grunzte ich hinein. Wer hätte dem schon widerstehen können?

Das ultimative Party Girl

    »Wanda Mallory?« fragte das Telefon. Die Stimme war weiblich, irgendwie bekannt und jedenfalls nicht Max.
    Ich sagte: »Hier spricht Wandas Hausmädchen.« Mal sehen, wie die das Personal behandelt — immer eine gute Möglichkeit, um den Charakter eines fremden Menschen einzuschätzen. Ich würde nie im Leben wirklich ein Hausmädchen einstellen. Allein schon der Gedanke ist abstoßend. Ich würde mir allerdings überlegen, einen Hausjungen einzustellen. Die Uniform: ein Farmer-Overall (ohne Hemd) und ein großer Strohhut. Aber nur, wenn die Cowboyversion gerade nicht verfügbar ist.
    »Ist Wanda Mallory da?« Sie schien mit
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