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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Valerie Frankel
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mal wieder hat man eine Grufti-Show eingeschoben — für die Leute zwischen dreißig und fünfundvierzig. Die Einschaltquoten wurden prompt steil in den Keller katapultiert.
    Sabrinas Stuhl und Tisch auf dem Set stehen an der Spitze eines Dreiecks. In einem Winkel von genau fünfundvierzig Grad stehen die beiden Sofas davon ab. Die Mädels sitzen auf der einen Couch, die Jungens gegenüber auf der anderen. Sowohl der Stuhl als auch die Sofas sind in allerkreischigstem Pink. Der Teppich, der dazwischen liegt, hat ein Paisleymuster, in dem sich Orange- und Rottöne austoben. Die Wände dahinter sind ebenfalls orangefarben. Allerdings könnte das Set von Party Girls möglicherweise nicht ganz so entsetzlich bunt aussehen, wie es auf meinem Bildschirm erscheint. Denn an einem eher verspielten Abend vor langer Zeit hatte ich den Farbeinstellungsknopf meines Fernsehers Max an den Kopf geworfen — wir waren damals ja noch so verliebt —, und Otis sorgte anschließend dafür, daß er endgültig im Orkus verschwand.
    Die billige Innenausstattung läßt allerdings die Teilnehmer der Show etwas weniger ordinär wirken. Die heutigen Wettbewerbsteilnehmerinnen auf der Mädelscouch waren streng gefärbte Blondinen in Kleidern, die einen an Lambadawettbewerbe erinnerten. Sie blinzelten durch einen Nebel roher Lust und reichlich ausgeschütteter Hormone und starrten ungeniert auf den Schritt der Männer, als hofften sie, heute abend ein wenig Levitation betreiben zu können. Das brachte mir mein erstes Grinsen. Die Männer gegenüber, alle drei wulstige Massen aus Muskelpaketen, fanden das eindeutig klasse. Ihre Augen zogen immer wieder die Bahn von den Beinen der Frauen zu ihren Titten und dann zu deren Augen, auf und nieder. Die Geschlechter lächelten nach hüben und drüben, als wäre ihnen das alles nicht im mindesten peinlich. Die Männer trugen Jeans, die sich nur im Grad ihres engen Sitzes voneinander unterschieden, und T-Shirts von The Gap - die inoffizielle Uniform des männlichen Party Guy.
    Sabrina sah super aus. Sie rauchte seit einigen Wochen in der Sendung. Ich fragte mich, ob ihr Rauchen etwas mit den Morddrohungen zu tun hatte. Sie hinterließ einen dicken roten Lippenstiftabdruck auf der Zigarette. Ich beschloß, mir selber eine anzuzünden. Sie schmeckte großartig.
    Die Teilnehmer wurden uns kurz vorgestellt. Die ganze Truppe war aus New York City — alle Shows dieser Woche hatten New Yorker als Teilnehmer gehabt. Die beiden Frauen waren dreiundzwanzig. Eine war Stewardess, die andere arbeitete in einer Bar. Zwei der Typen waren fünfundzwanzig, der dritte vierundzwanzig. Der größte von ihnen arbeitete auf dem Bau. Der niedlichste war in einem Restaurant in Downtown beschäftigt. Der schweigsamste arbeitete im Madison Square Garden, wo er die Stühle manchmal zusammenklappte, manchmal aufstellte. Ziemlich dröge. Er sah aber ganz anständig aus. Ich beschloß, ihn zu meinem Lieblingskandidaten zu ernennen.
    Sabrina atmete aus und sagte: »Die Party hat mittags angefangen. Ihr müßt ja völlig fertig sein.« Die Menge grölte. Sie fragte die Teilnehmer: »Wie war denn das Essen so?« Alle murmelten etwas über Sojaburger. »Ja, alle beklagen sich über das Essen, aber es ist gut für euch, also laßt das oops -Meckern.« Die Zuschauer drehten durch. Bei dieser »Live«-Show wird das Fluchen ausgesprochen unterstützt. Es gibt eine Verzögerung von ungefähr sieben Sekunden, damit irgendein gelangweilter Zensor die Zoten mit einem oops übertönen und Party Girls so von der ganzen Familie gesehen werden kann.
    Sabrina wandte sich nach rechts, zu den Frauen. Sie zeigte auf die Männer und fragte das Mädchen im Leopardenmuster: »Was hast du denn von diesen Typen gehalten?«
    »Wenn die meine Hunde wären, dann würde ich ihnen beibringen, Männchen zu machen«, antwortete Leopardenmuster.
    »Wenn die meine Hunde wären, dann würde ich ihnen beibringen, zu kommen«, erwiderte Sabrina, und die Menge bekam einen kollektiven Herzinfarkt. »Erzählt mir doch von eurer persönlichen Party-Philosophie«, forderte sie beide Frauen auf.
    »Ich bin sehr geradeheraus mit den Leuten«, sagte Linda Leopardenmuster. »Ich schau mir alle an, entscheide mich, wen ich gerne kennenlernen würde, und leg dann los. Wenn ich jemanden nicht mag, dann schick ich ihn in die Wüste. Wenn die mich nicht mögen, dann sind die selber oops doof. Ich bin ziemlich direkt. Und außerdem passe ich auf, daß ich ordentlich esse und mich
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