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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln
Autoren: Christiane Franke
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weiter.
    »Nur die fünf, die Siebelt uns zur Verfügung gestellt hat«, klagte Oda, um gleich darauf über ihren Schatten zu springen und mit dem ihr typischen Charme fortzufahren: »Aber wenn Sie dafür sorgen, dass wir noch ein paar mehr kriegen, wären wir sicher in Null Komma nix weiter.« Sie plinkerte übertrieben mit den Augen. Carsten lachte.
    »Nee«, bedauerte er, »mit denen müssen Sie erst einmal auskommen. Aber natürlich stocken wir auf, wenn es denn nötig ist.«
    »Na, danke schön. Ich würd die Sache lieber gleich mit Vollgas angehen.«
    Christine merkte, dass sie automatisch die Nasenflügel flattern ließ, was sie nur dann tat, wenn ihr etwas nicht passte. Sie streckte sich, drückte die Schultern nach hinten und hob das Kinn, denn nein, irgendwie gefiel ihr der leicht flirtende Unterton nicht, den Oda Carsten gegenüber anschlug. Vielleicht täuschte sie sich aber auch, und es war ein ganz normales Geplänkel unter Kollegen. Sie verwarf diese Gedanken und konzentrierte sich.
    »Wer kümmert sich um den Deutschen Motoryachtverband und telefoniert die umliegenden Häfen ab, ob dort ein Schiff vermisst wird?«, fragte sie. »Wir müssen außerdem bei den Kollegen vom Wasserschutz nachhaken. Vielleicht wurde das Boot irgendwo gestohlen, wir können nicht zwingend davon ausgehen, dass es von den Inseln oder den Häfen in der Nähe kommt. Darauf müssen wir die Häfen von hier bis Neßmersiel und auch die andere Seite des Jadebusens über Dangast hinaus überprüfen. Wir brauchen Fotos von der Jacht, die man übermitteln kann.«
    »Ich übernehm das. Kümmere mich um alles.«
    Lemke. Christine lächelte. Natürlich. Er war einfach der Theoretiker der Abteilung. Und er machte seine Sache gut.
    ***
     
    Als Edeltraud mit Tüten bepackt zurückkam, hatte sich Horst Schöneberg bereits eine Strategie zurechtgelegt. Er ging voll auf Kurs, denn Angriff war immer schon die beste Verteidigung, und platzte mit seiner Vermutung heraus, als er ihr die Tüten abnahm.
    »Es muss Simone etwas zugestoßen sein.«
    »Wie kommst du denn darauf?« Edeltraud ließ sich auf die hölzerne Sitzgarnitur vor dem Haus fallen. In letzter Zeit war sie oft erschöpft, aber sie war auch nicht mehr die Jüngste und hatte in den vergangenen fünf Jahren zwölf Kilo zugenommen, das machte sich natürlich bemerkbar.
    »Ich bin in ihrer Wohnung gewesen und hab nachgeschaut. Sie war nirgends zu sehen. In der Küche standen noch ein benutzter Becher und ein Holzbrett. Wenn sie plötzlich aufs Festland zu ihrer Tochter gemusst hätte, hätte sie das sicher noch schnell abgespült und uns einen Zettel hingelegt. Und da sie das nicht getan hat, hatte sie auch nicht vor, uns mit dem Frühstück zu versetzen. Also muss etwas passiert sein.«
    »Aha.« Edeltraud setzte sich aufrecht hin, das Kinn trotzig vorgestreckt. Wäre es nicht so rund gewesen, hätte man durchaus sagen können, dass sie Horst das Kinn spitz entgegenreckte. »Wie kommst du denn in die Wohnung der Gerjets? Stand die Tür offen? Das wär mir allerdings aufgefallen, als ich heute früh dran gerüttelt hab.«
    »Edeltraud.«
    »Nix ›Edeltraud‹.« Sie setzte sich noch gerader auf, fast hatte Horst den Eindruck, als nähme sie in diesem Augenblick auf einen Schlag sieben Kilo ab. »Würdest du mir bitte mal erklären, wie du in die Wohnung kommst? Ich hab ja geahnt, dass da was nicht ganz koscher ist, so vertraut, wie sie mit dir umgeht. Und in den letzten Jahren warst du auch oft genug hier. Bestimmt hattet ihr genügend Gelegenheiten, wo ihr Mann doch auf einer Bohrinsel arbeitet. Da habt ihr es euch beide so richtig gut gehen lassen, stimmt's?« Edeltrauds Stimme nahm einen unschönen keifenden Ton an. Sie stemmte die Fäuste in ihre fleischigen Hüften.
    »Edeltraud. Nicht so laut.«
    »Ach was. Sollen es die Nachbarn ruhig hören. Die wissen sicher sowieso Bescheid, da mach dir mal nix vor. So eine Insel ist doch ein Dorf. Und garantiert haben sie sich über mich lustig gemacht, weil ich mich zum Affen hab machen lassen, indem ich mit dir hierhergekommen bin.« Edeltraud hievte sich aus dem Holzstuhl hoch, ihr Tonfall stieg noch eine Oktave höher. »Was habt ihr beide denn gemacht, wenn ich abends dachte, du gehst noch auf ein Bier zum ›Bierpilz‹ an der Hauptstraße? Bist du dann zur Gerjets rüber und hast 'ne schnelle Nummer geschoben?«
    »Edeltraud!« Jetzt war seine Schmerzgrenze erreicht. »Du weißt ja nicht, was du redest. Natürlich kennen Simone und
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