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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Reihe von Personen, die dem Budka nahegestanden sind oder mit ihm bekannt waren, sind tot. Die Fritzi Nemec, der Direktor Hubendorfer und auch der Oprschalek. Die Nemec ist beim Baden in der Alten Donau ersoffen. Kurz bevor der Hubendorfer erschlagen worden ist. Lauter merkwürdige Zufälle… In Budkas Brieftasche, auf der sich übrigens die Initialen E.H., was Engelbert Hubendorfer bedeuten könnte, befinden, hab’ ich einen Zettel gefunden. Da steht drauf, dass die Fritzi Nemec ebenfalls sterben muss. Ebenfalls!«
    Goldblatt nahm den Zettel, den ihm Nechyba reichte und studierte ihn. Er runzelte die Stirne und pfiff leise durch die Zähne.
    »Ein Mordauftrag… Für Budka. Aber von wem?« Goldblatt kratzte sich am Schädel und fügte hinzu: »Die klassische Variante wäre die eifersüchtige Ehefrau. Das würde, ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, auch das Intermezzo mit Ihnen erklären. Sie wollte Sie ablenken und bestechen. Mit Naturalien gewissermaßen…«
     
     
     
     

XIV/2.
    ›Ich bin ein feiger Hund…‹, dachte sich Nechyba, als er im Arrestantenwagen neben dem Fahrer saß, während seine Leute die Frau Direktor Hubendorfer verhafteten. ›Wenn das Fegefeuer tatsächlich schon hier auf Erden beginnt, dann bin ich mitten drinnen. Aber das geschieht mir recht. Schließlich hätte ich mich niemals mit der Hubendorfer einlassen dürfen…‹. Gewissensbisse brannten hässliche, schwarze Flecken in sein sonst ziemlich reines Gewissen. Dabei hatte er nach seiner Beichte bei Goldblatt die Hubendorfer fast schon aus seinem Bewusstsein verdrängt gehabt. Doch schlagartig war sie wieder in sein Leben zurückgekehrt: als Anstifterin eines Doppelmords. Als er daran dachte, stieß es ihm säuerlich auf und Sodbrennen kündigte sich in seinem Schlund an. Es hatte ihn vor einer Woche wirklich eine große Überwindung gekostet, mit der bei Budka gefundenen Brieftasche zu ihr zu gehen. Ihre Begrüßung war kühl und sachlich gewesen, wobei ihm aufgefallen war, dass das böhmische Dienstmädel ihn hasserfüllt angestarrt hatte. Gott sei Dank hatte die Hubendorfer ihn nicht geduzt, sondern hatte ein vertrauliches aber doch auch distanziertes ›Er‹ verwendet.
    »Es freut mich, dass er wieder einmal vorbeischaut. Darf man ihm etwas anbieten? Kaffee? Tee? Likör vielleicht…?«
    »Danke, nein. Sehr liebenswürdig. Ich bin nur auf einen Sprung vorbeigekommen um… um… Ihnen ein Besitzstück Ihres verstorbenen Mannes zu bringen. Eine Brieftasche mit dem Monogramm E.H. Die hat doch Ihrem Gatten gehört?«
    Die Hubendorfer hatte sie entgegengenommen, geöffnet, innen und außen betrachtet und dann auf die Anrichte gelegt.
    »Das ist tatsächlich die Brieftasche meines verstorbenen Gatten. Wo wurde sie gefunden?«
    »Sie war im Besitz eines gewissen Nepomuk Budka. Ich weiß nicht, ob Sie Zeitung gelesen haben… er hatte unlängst meine… meine Frau überfallen. Ich bin dazwischengegangen und hab ihn verfolgt. Leider ist er dabei vor eine Tramway gerannt und danach noch unter die Hufe eines Pferdefuhrwerks gekommen.«
    »Ah ja! Ich glaub’, ich hab da was gelesen…«
    »Das ist recht ausführlich in allen Zeitungen gestanden… Ich hab’, bevor ich gehe, noch eine Bitte, eine reine Formsache: Könnten Sie mir die Übernahme der Brieftasche schriftlich bestätigen?«
    Bei der Erinnerung an diese Szene grunzte Nechyba zufrieden. Damit war ihm die Hubendorfer auf den Leim gegangen. Sie hatte nach dem Dienstmädel geläutet und sich Papier, Feder und Tinte bringen lassen. Dann hatte sie mit einem knappen Satz den Erhalt der Brieftasche bestätigt. Auf Nechybas Bitte hatte sie zwei weitere Sätze hinzugefügt: Ich bestätige ebenfalls, dass die Brieftasche bei der Übergabe keinerlei Geld oder Artikel des täglichen Consums beinhaltet hat. Sie war gänzlich leer. Diese beiden Sätze hatte sich Nechyba in mühevoller Denkarbeit zurechtgelegt. Darin kamen die Worte ›ebenfalls‹, ›Consum‹ und ›Sie‹ vor. Damit hatte der Graphologe drei Mal einen direkten Vergleich mit dem Text des Mordauftrags. Das würde seine Expertise erhärten und vor Gericht als eindeutiger Beweis für ihre Schuld gelten.
     
    Der Inspector wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Fraczyk und Paul die Hubendorfer zum Arrestantenwagen führten. Hinter den dreien wurde das Haustor aufgerissen und ein alter Mann stürzte heraus. Ihm folgte eine Frau, die ihn an der Schulter packte und zurückhielt. Er riss sich los, doch sie packte ihn
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