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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß
Autoren: Agatha Christie
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Freiheit, Unabhängigkeit, keine Leute mehr, die einen herumkommandieren und Vorschriften machen, einem alles verbieten, woran man Freude hat. Oh, ich hab sie so satt, meine Leute, dieses fürchterliche Leben – alles!« So begann es mit Ellie und mir. Ich mit meinen Träumen, sie mit ihrer Revolte gegen ihre Umwelt – so kamen wir zusammen. Wir fielen in Schweigen und sahen uns an.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie dann.
    »Mike Rogers«, sagte ich, »Michael Rogers. Und Sie?«
    »Fenella.« Sie zögerte und ergänzte: »Fenella Goodman«, wobei sie mich etwas besorgt betrachtete.
    Im Moment wussten wir nicht weiter, schauten uns nur an. Beide wollten wir einander wiedersehen, hatten aber keine Ahnung, wie das zu bewerkstelligen war.

5
     
    W ie gesagt, so begann es mit Ellie und mir. Die Sache entwickelte sich nicht sonderlich schnell, wahrscheinlich weil wir beide unsere Geheimnisse hatten. Beide wollten wir verschiedenes für uns behalten, deshalb erzählten wir einander nicht so viel von uns selbst, wie man hätte annehmen können; und das wiederum richtete eine Art Mauer zwischen uns auf. Wir konnten nicht offen mit der Sprache herausrücken und beispielsweise fragen: »Wann sehen wir uns wieder? Wo kann ich Sie erreichen? Wo wohnen Sie?« Denn wenn man den anderen solche Dinge fragt, erwartet er von einem dieselben Auskünfte.
    Fenella hatte ein bedenkliches Gesicht gemacht, als sie mir ihren Namen genannt hatte, so dass mir der Gedanke kam, es könnte möglicherweise nicht ihr richtiger Name sein. Vielleicht schwindelte sie mir etwas vor? Aber das war natürlich absurd. Schließlich hatte ich ihr auch meinen richtigen Namen genannt.
    Wir wussten damals nicht ganz, wie wir uns voneinander verabschieden sollten. Fast war es schon peinlich. Es war kühler geworden, und wir wollten beide von The To w ers wieder hinunter, aber was dann? Ziemlich verlegen wagte ich einen Versuch: »Wohnen Sie hier in der Gegend?«
    Sie erzählte, dass sie in Market Chadwell wohne, einem nahen Marktflecken. Wie ich wusste, gab es dort ein großes Drei-Sterne-Hotel. Wahrscheinlich war sie dort abgestiegen. Fast ebenso verlegen wie ich, fragte sie: »Und Sie? Wohnen Sie auch hier?«
    »Nein, ich bin nur für einen Tag herübergekommen.«
    Dann schwiegen wir abermals verlegen. Sie schauerte leicht zusammen, es war ein kalter Wind aufgekommen.
    »Wir gehen jetzt besser los«, schlug ich vor, »damit es uns wärmer wird. Sind Sie… haben Sie ein Auto, oder nehmen Sie einen Bus oder Zug?«
    Sie habe ein Auto im Dorf stehen, sagte sie. »Ich komme schon zurecht«, fügte sie hinzu.
    Sie schien mir etwas nervös. Ich dachte mir, sie wollte mich vielleicht loswerden, wusste aber nicht, wie sie es anstellen sollte. Deshalb sagte ich: »Wir können ja zusammen hinuntergehen, nur bis zum Dorf.«
    Dafür bekam ich einen kurzen dankbaren Seitenblick. Langsam wanderten wir die gewundene Straße hinab, auf der schon so viele Autos verunglückt waren. Als wir um eine Kurve bogen, trat plötzlich eine Gestalt aus dem Schatten eines Fichtenbäumchens. Das kam so plötzlich, dass Ellie zusammenfuhr und einen kleinen Schrei ausstieß. Es war die Alte, die ich am Vortag vor ihrer Kate angesprochen hatte. Heute sah sie noch sehr viel wilder aus mit ihrem windzerzausten, schwarzen Haar und einem roten Umhang. Ihr herrisches Gehabe ließ sie hochgewachsener erscheinen.
    »Und was habt ihr hier zu suchen, Kinder?«, fragte sie. »Was führt euch zum Zigeuneranger?«
    »Oh«, sagte Ellie, »wir haben doch hoffentlich nicht Privatbesitz betreten?«
    »Wie man’s nimmt. Zigeuner waren früher hier die Herren, Zigeuner – aber sie haben uns davongejagt. Ihr bringt nichts Gutes hier herauf, und es widerfährt euch auch nichts Gutes hier oben beim Streunen auf Gipsy’s Acre.«
    Ellie ging Streit lieber aus dem Wege, sie war kein aggressiver Mensch. Sanft und höflich sagte sie: »Es tut mir leid, wenn wir unbefugt hier oben sind. Aber ich dachte, der Besitz wird heute verkauft.«
    »Jawohl, und ein Unglück für den, der’s kauft«, sagte die Alte. »Hör auf mich, mein hübsches Kind, denn hübsch bist du wohl: Wer das hier kauft, der bringt sich ins Elend. Ein Fluch liegt auf dem Land, aus alter Zeit – bleib weg davon. Bleib weg von Gipsy’s Acre. Es bringt dir nur Tod – Tod und Gefahr. Fahr zurück in deine Heimat überm Meer und kehre niemals wieder. Ich hab dich gewarnt.«
    In Ellie regte sich der Trotz. »Wir tun niemand was zuleide.«
    »Nun
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