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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)
Autoren: Brigitte Kanitz
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sie ihm. »Aber du gehst jetzt besser nach Hause.«
    Wie auf Kommando erschien Westermann senior neben ihr. »Tut mir leid, wenn der Dicke Ärger gemacht hat, Frau Petersen. Aber als es vorhin hieß, alle sollen sich auf dem Dorfplatz versammeln, hat er sich aufgeführt wie ein wilder Hengst. Er muss irgendwie gewittert haben, dass Sie zurückkommen. Erklären kann ich mir das nicht. Ich hatte bloß Angst, er zerlegt seine Box in ihre Einzelteile, so wie er plötzlich ausgeschlagen hat. Unsere arme kleine Sieglinde war vor Angst ganz außer sich. Aber in der Sekunde, als ich ihm das Halfter umgelegt habe, war er wieder ganz friedlich und ist neben mir hergetrottet, als sei er einfach nur ein braver friedlicher Wallach. Glauben Sie, der geht jetzt mit mir mit?«
    Hanna nickte und kraulte Alfred noch einmal zwischen den Ohren.
    »Wir sehen uns nachher.« Sie gab ihm einen sanften Klaps, und er ließ sich gehorsam fortziehen.
    Inzwischen war das Gelächter auf dem Dorfplatz verebbt, und alle Augen waren auf Hanna und den Bäckermeister gerichtet.
    Sie räusperte sich umständlich und reichte ihm endlich die Hand.
    »Ich fürchte, ich habe Sie eben nicht richtig verstanden.«
    Möllers Hand war frei von negativen Schwingungen. Sie spürte nur den Stolz eines guten Bäckers und die Würde eines Dorfbürgermeisters.
    »Würde mich auch mal interessieren«, warf Westermann ein. »Ehrenbürgerschaft? Seit wann gibt es so was in Hasellöhne?«
    »Seit heute früh«, erwiderte Möller feierlich. »Und Frau Kommissarin Hanna Petersen soll die erste Ehrenbürgerin unseres Ortes werden. Das hat der Gemeinderat in einer Sondersitzung einstimmig beschlossen. Frau Petersen hat die Ehre des Ortes gerettet, indem sie den Mörder in Hamburg gefasst hat. Ehre, wem Ehre gebührt.«
    Mannomann, dachte Hanna. So viel Ehre in ein paar Sätzen.
    Westermann rieb sich unbewusst den tiefen Rücken. »Und was ist mit mir? Ich war auch dabei und habe mir meine Gesundheit ruiniert.«
    Möller nickte. »Darüber werden wir noch beraten.«
    Ein junger Mann rief dazwischen: »Fritz, du bist bloß auf den Arsch gefallen, aber die Kommissarin ist eine Heldin!«
    Applaus brandete auf, und Hanna spürte, wie sie rot wurde.
    »So ganz stimmt das nicht«, sagte sie, wurde aber glatt überhört.
    Dafür meldete sich jemand anderes zu Wort, ganz in ihrer Nähe und so laut, dass Hanna ihn genau verstand: »Ich will auch Ehrenbürger werden! Ohne mich wäre keiner auf die Idee gekommen, diesen Herrn Wichtig zu verhaften. Ich bin der Augenzeuge!«
    Sieh an, dachte Hanna.
    »Jetzt spiel dich man nicht so auf, Heinz-Otto«, schoss Westermann zurück.
    Möller wirkte leicht verzweifelt. »Leute, so einfach ist das mit einer Ehrenbürgerschaft nicht. Wir …«
    Auf einmal stand Luise neben Hanna. Sie legte die Hände wie einen Trichter an den Mund: »Alle mal herhören! Bevor ihr euch jetzt die Köppe einschlagt, kommt ihr lieber mit zu mir. Ich lade euch zu einem späten Frühstück ein.«
    »Hm«, machte Westermann. »Ein halbes Dutzend Mettbrötchen sind mir eigentlich lieber als ’ne Urkunde und ’n warmer Händedruck.«
    »Gibt’s auch Wacholderschnaps?«, fragte jemand.
    »Genau!«, rief ein anderer. »Wenn schon, dann machen wir einen anständigen Frühschoppen.«
    »Solange der Vorrat reicht«, gab Luise zurück. »Und jeder bringt was zu essen mit. Ich betreibe ja keine Großküche.«
    »Nee«, meinte Westermann grinsend. »Bloß eine ergiebige Schnapsbrennerei.«
    Alles lachte, und Hanna lachte mit. Heute würde sie auch ein Schlückchen von dem Teufelszeug trinken. Vielleicht auch zwei. Man wurde schließlich nicht alle Tage Ehrenbürgerin von Hasellöhne.
    Schon befand sie sich inmitten einer Völkerwanderung. Luises Riesenwacholder erwartete den Ansturm mit botanischer Gelassenheit. Erst einige Stunden später sollte er sich wünschen, Beine zu haben.
    Hanna sah sich nach Johannsen um. Er war nirgends zu entdecken. Dafür marschierte Westermann steifbeinig an ihrer Seite.
    »Hör mal, Chefin. Ich gönne dir ja die Ehre und so weiter. Aber eines muss ich noch wissen.«
    »Nämlich?« Sie suchte weiter die Menge ab. Kein Johannsen.
    Ich wiederhole mich ungern, erklärte ihre innere Stimme. Aber der Mann will nichts von dir. Kriegen wir das jetzt endlich in die Birne?
    Hannas Schultern sackten herab. Unwillkürlich verkürzte sie den Schritt.
    Westermann war ihrem Blick gefolgt und schien zu ahnen, was in ihr vorging. Er hob die breiten Schultern.
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