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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)
Autoren: Brigitte Kanitz
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schwach bekannt vor.
    Oder?
    »Banker Heiner Hansen ist tot. Beeilen Sie sich.«
    »Bin schon unterwegs!«, rief Hanna aus und erntete einen verblüfften Blick von Luise, die mit ihrem Gesangsvortrag durch war und so tat, als würde sie nicht lauschen. »Wer …«
    Rasch schaute sie auf das Display. »Nummer unterdrückt«, stand da.
    Hätte sie sich denken können. Die Verbindung war inzwischen unterbrochen. Keine Chance, den anonymen Anrufer zu entlarven.
    Auch gut, dachte sie. Das war jetzt nicht das Wichtigste. Sie tastete nach ihrem Waffenholster. Vergeblich. Hanna hatte an diesem Sonntag frei. Ihre Dienstwaffe schlummerte oben in ihrem Schlafzimmer im Tresor. Der Anrufer hatte Hanna auf einem Liegestuhl in der Sonne erwischt, wo sie sich alle Mühe gab, einen ganz normalen freien Tag zu genießen, ohne an die wachsende Zahl ihrer Feinde zu denken.
    »Ich muss weg!«, rief sie nun Luise zu und sprintete ins Haus.
    »Was ist denn passiert?«
    Hanna schenkte sich die Antwort. In spätestens einer halben Stunde hätten sonst sämtliche Einwohner von Hasellöhne Bescheid gewusst.
    Es waren exakt 761. Da sprach sich jede Neuigkeit schnell rum.
    Ihre Hand zitterte, als sie nun den Tresor öffnete und ihre Waffe herausnahm. Kaum hatte sie sich jedoch das Schulterhalfter umgeschnallt, wurde sie ganz ruhig. Ab sofort war sie im Dienst.
    Als sie die Treppe wieder hinunterlief, stand Luise in der Diele. Sie schaute Hanna kurz ins Gesicht und sagte keinen Ton mehr. In den wenigen Tagen, die Hanna bei ihr zur Untermiete lebte, hatte sie gelernt, zwischen der jungen nachdenklichen Frau, die auch mal ihren Rat suchte, und Kriminaloberkommissarin Hanna Petersen zu unterscheiden.
    Hanna war ihr dankbar dafür.
    In Bezug auf andere Leute in ihrem Umfeld konnte sie dasselbe leider nicht sagen. Von Polizeikommissar Fritz Westermann zum Beispiel nicht. Als ihr Untergebener hätte er ihr Respekt zollen müssen. Stattdessen versorgte er ihr Smartphone mit einem bescheuerten Klingelton.
    Hanna hatte ihren Wagen erreicht und sprang hinein. Im nächsten Moment knallte sie die Blaulicht-Lampe aufs Dach und raste über löcherigen Asphalt in Richtung Norden. Sie ahnte, dass es lächerlich aussah, wie eine junge Frau in Zivil in einem dunkelblauen Golf mit Blaulicht über die verwaiste Straße eines malerischen Heidedorfes bretterte. Falls es hinter den Sprossenfenstern der Fachwerkhäuser heimliche Zuschauer gab, stünde Hanna zum x-ten Mal innerhalb einer knappen Woche im Mittelpunkt des Dorfklatsches. Andererseits gab es für sie jetzt ein spannenderes Thema. Und sie hatte keine Zeit zu verlieren.
    Eine Viertelstunde später erreichte Hanna den Waldrand. Von hier aus erstreckte sich Gut Fallersleben kilometerweit – mit Weizenfeldern, riesigen Weiden für die Pferde aus eigener Zucht und dem großen Forst, der direkt an den Naturpark Lüneburger Heide grenzte.
    Hanna zögerte kurz. Welchen Weg sollte sie einschlagen? Vor ihr standen in langer Reihe die Autos der Einheimischen und der Jagdgäste, die zur ersten großen Jagd am letzten Sonntag im September vornehmlich aus Hamburg angereist waren. Als sie neben zwei Luxuskarossen beinahe in frisch gefallene Pferdeäpfel getreten wäre, musste sie trotz ihrer Anspannung grinsen. Weder der BMW noch der Mercedes kam für diese Hinterlassenschaft in Frage. Hanna wich dem Haufen aus, blieb dann stehen und lauschte in den Wald, der hier aus schwarz-weiß gefleckten Birken bestand.
    Kein Laut drang heraus. Eine tödliche Ruhe hatte sich über die Gegend gelegt, kein Ruf, kein Schuss, kein Ton aus einem Jagdhorn war zu hören.
    Hanna kniff die Augen zusammen. Dann entdeckte sie den Feldweg, eher eine Art Trampelpfad, der in den Wald hineinführte. Hie und da war Buschwerk niedergetreten worden.
    Dort entlang also.
    Sie zog ihre Waffe aus dem Schulterhalfter, nahm sicherheitshalber die Taschenlampe in die andere Hand und machte sich auf den Weg.
    Sie mochte dreißig, vierzig Meter in den Wald eingedrungen sein, als sie erste menschliche Töne vernahm. Es klang wie ein noch weit entferntes Raunen. Inzwischen duftete die Luft nach würzigem Wacholder. Die aufrechten Sträucher und Bäume hatten sich unter die Birken gemischt, ein paar niedrige Büsche stellten sich Hanna als Stolperfallen in den Weg. Nicht weit von hier erstreckten sich die weiten, hügeligen Heideflächen.
    Ihr Kopf fuhr ruckartig nach links, als sie aus dieser Richtung ein Geräusch hörte. Sie lauschte angestrengt und entspannte
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