Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)
Autoren: Brigitte Kanitz
Vom Netzwerk:
würdevoll und sackte in die Knie.
    Hundert kann sie noch nicht sein, dachte sie, als Frau Pleschke mit einem Satz bei ihr war, sie unter den Achseln packte und festhielt. »Meine schönen Rosen. Bitte nicht platt drücken.«
    »Nein«, versprach Hanna und hing schwer an Frau Pleschke, die ein bisschen komisch roch.
    Ein Auto fuhr vorbei, bremste, kam zurück. Hanna nahm es aus den Augenwinkeln wahr, voll damit beschäftigt, ihre Muskeln anzuspannen.
    »Das kommt davon, wenn man bei der Hitze nichts auf dem Kopf trägt«, schimpfte Frau Pleschke. »Da muss man ja einen Hitzschlag kriegen.«
    Hanna überlegte, ob sie in Zukunft auch so einen grässlichen Filzhut würde tragen müssen, und ihr wurde ein wenig schlecht.
    »Jo!«, schrie Frau Pleschke. »Komm schnell! Unsere neue Kommissarin macht schlapp!«
    Toll, dachte Hanna. Genau der Einstand, den ich brauche, um mir Respekt zu verschaffen.
    Eine Autotür wurde zugeschlagen, eilige Schritte näherten sich.
    Bitte nicht noch ein Methusalem, dachte Hanna, während sie neue Kraft in den Beinen spürte und sich aufrichtete.
    »Es geht schon wieder«, sagte sie. »Ich möchte nur ins Haus gehen und ein Glas Wasser trinken.«
    »Da wüsste ich was Besseres«, erwiderte Frau Pleschke und lockerte ihren Griff.
    »Untersteh dich, Luise«, sagte der Mann, der nun herangekommen war. »Deinen Wacholderschnaps lässt du unter Verschluss. Die junge Dame braucht Ruhe, Schatten und viel Flüssigkeit. Alkoholfreie Flüssigkeit!«
    Junge Dame? Hatte sich hier jemand im Jahrhundert vertan? Hannas Lebensgeister kehrten schlagartig zurück. Erleichtert stellte sie fest, dass sie keinen alten Herrn vor sich hatte. Der Mann war höchstens Mitte dreißig, von schlanker Gestalt und mittelgroß. Trotzdem überragte er Hanna noch um einige Zentimeter. Der Blick aus seinen braunen Augen war freundlich, eine dunkle Haarlocke fiel ihm vorwitzig in die Stirn.
    Mit durchgedrücktem Rücken und strengem Blick reichte sie ihm die Hand. »Hanna Petersen.«
    »Johann Johannsen, sehr erfreut.« Seine Hand war kräftig und warm.
    Hanna verzieh ihm auf der Stelle die »junge Dame«. Und für seinen Namen konnte er ja nichts.
    Johann Johannsen. Mussten die Eltern ihm so was antun? Wie oft war er als Kind wohl für dieses Doppelgemoppel gehänselt worden?
    Und was interessiert dich das?, erkundigte sich Hannas innere Stimme, die sie gern mal piesackte. Mal davon abgesehen, dass dein eigener Name auch darin vorkommt, ist es doch wurscht, wie der Typ heißt.
    »Nun mal nicht so bescheiden«, mischte sich Luise Pleschke ein. »Das ist unser allseits verehrter Doktor Johannsen, und Johann nennt ihn auch keiner. Jo heißt er für seine Freunde, stimmt’s oder habe ich recht?« Sie sprach den Namen auf amerikanische Art aus: Dscho. »Er ist zwar noch ein bisschen jung, aber ein erstklassiger Arzt. Sie können sich ihm mit allen Wehwehchen voll anvertrauen.«
    Hanna zog die Hand zurück, doch sie hatte sie noch bemerkt, diese merkwürdige Schwingung auf der Haut, die ihr nicht neu war. Es wunderte sie nur, dass sie Bedauern darüber empfand.
    Johannsen zeigte ein halbes Lächeln. »Die gute Luise übertreibt maßlos. Ich habe erst vor kurzem die Praxis meines Vaters übernommen, aber ich tu mein Bestes, um den guten Ruf unserer Arztfamilie in der Gegend zu erhalten. Gehen Sie jetzt ruhig hinein, und kommen Sie in den nächsten Tagen mal in meine Praxis, damit ich Sie gründlich durchchecken kann.«
    Hanna fühlte sich herumkommandiert. Etwas, das sie gar nicht mochte. »Nicht nötig, ich bin kerngesund. Trotzdem vielen Dank.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich. Es ist nur die Hitze. Ich habe ziemlich lange gebraucht, um hierherzufinden, und die Klimaanlage in meinem Auto ist schon seit Jahren kaputt.« Sie lächelte schief. »Ich dachte ja, ich trete meinen Dienst in der Lüneburger Heide an und nicht in der Sahara.«
    Luise Pleschke kicherte, aus Jo Johannsens halbem Lächeln wurde ein Dreiviertellächeln.
    »Also dann, herzlich willkommen«, sagte er und kehrte zu seinem Wagen zurück.
    Hanna sah ihm nach und fragte sich, was sie an dem Mann störte. Wollte man Luises Lobpreisungen Glauben schenken, schien er ein fähiger Arzt zu sein. Trotzdem hatte sie vor zwei Minuten diese Schwingung in ihrer Handfläche gespürt, und die hatte nichts mit einer plötzlichen Verliebtheit zu tun. Hanna war keine Frau, die so schnell ihr Herz verlor. Auch nicht an attraktive Landärzte. Aber sie verfügte über einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher