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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung
Autoren: Jean G. Goodhind
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…«
    »Nein! Meinen Kater! Wie habe ich diesen Kater geliebt! Er lebte mit mir in einem Luxus-Apartment in Moskau. Ich war Geheimagentin. Michail war mein Geliebter. Er hat für den KGB gearbeitet. Er sagte, ich müsste meine Liebe zu ihm unter Beweis stellen, indem ich meinen Kater umbringe, seinen einzigen Rivalen. Der hatte ja keine Ahnung! Ich habe ihn überhaupt nicht geliebt. Ich habe nur meinen Job gemacht. Aber das durfte er ja nicht wissen. Ich musste …«
    Ihre Unterlippe zitterte so sehr, dass Honey beinahe versucht war, zu ihr hinzurennen und sie in den Arm zu nehmen. Dann überlegte sie es sich jedoch anders. Es könnte missverstanden werden, und der Revolver könnte dabei losgehen.
    »Ich musste meinen geliebten Leonid erschießen!«
    Honey trat gewöhnlich nicht in Fettnäpfchen, aber wenn, dann richtig.
    »Es war aber doch nur eine Katze …«
    Sie sagte es leichthin, zu leichthin für Miss Camper-Youngs Geschmack.
    »Sie! Sie sind doch nur wie all die anderen«, brüllte die alte Dame, hob die Waffe und zielte haargenau zwischen Honeys Augen.
    Die begriff, was für einen Fehler sie gemacht hatte, und versuchte verzweifelt, zurückzurudern.
    »Ich weiß, wie sehr Sie Katzen lieben …«
    »Aber keine so sehr wie Michail!«
    Also war sie doch in den Russen verliebt gewesen? Gerade eben war es doch noch die Katze gewesen! Jetzt war Cybil aber wirklich sehr verwirrt. Das musste zu ihrer Krankheit gehören.
    Es war eine Verwirrung, die verdammt nah an Wahnsinn |288| grenzte, überlegte Honey. Das wilde Starren ihrer Augen machte das ziemlich deutlich. So schauten alte Damen sonst nicht – es sei denn, sie waren völlig verrückt.
    Die Russen im Hotel gegenüber waren also unglaublich lange tolerant zu ihr gewesen. Sie hatten gewusst, dass Cybil sie ausspionierte. Obwohl sie es zunächst für nötig befunden hatten, die Kabel zu den Überwachungskameras zu durchtrennen, hatten sie sich später doch von Honey überreden lassen, die Kameras wieder anzuschließen. Wahrscheinlich aus Angst vor der Polizei, für deren Vertreterin Parrot Honey gehalten hatte. Oder sie wussten, dass die alte Dame nicht ganz dicht war? Oder sie wussten, wer sie war? Oder der neue russische Besitzer hatte begriffen, in welcher Gefahr er schwebte, und hatte die Finger von der verrückten Alten gelassen?
    Aber warum hatte Cybil die Hoffners nicht auch umgebracht? Honey meinte, es könnte nicht schaden, sich danach zu erkundigen.
    »Der Mann hat mir neulich geholfen, Su Ching von einem Baum herunterzuholen«, antwortete Cybil. »Er war sehr freundlich zu mir, also war ich freundlich zu ihm. Außerdem habe ich mir überlegt, dass die wahrscheinlich auch ohne mein Zutun ersticken würden.«
    Wie reizend!
    »Und Mrs. Olsen?«
    »Dieses Pferdeweib!« Cybils Haltung änderte sich, und ihr Gesicht verzerrte sich zu einer hasserfüllten Grimasse. »Die kam eines Tages hier vorbeigeritten. Eine meiner persischen Königinnen ist ausgerissen, als die Fuchsjagd hier vorbeistürmte. Und diese verdammte Ziege ist einfach auf sie zugeritten. Hat behauptet, sie wäre plötzlich vor ihr aus dem Gebüsch gesprungen. Mein Liebling hat sich ein Bein gebrochen. Das konnte ich dem Weib nicht vergeben.«
    Das war also die Lösung. Katzenhasser und Ausländer, das war alles eins, wenn es nach der Bewohnerin von Lobelia Cottage ging. Sie hatte diese Leute einfach in einem |289| Anfall von Wahnsinn umgebracht, weil sie so waren, wie sie waren. Dafür würde sie wahrscheinlich nicht einmal hinter Gitter wandern, nur in eine geschlossene Anstalt. Vielleicht sollte man ihr das sagen?
    »Cybil, Sie werden dafür nicht ins Gefängnis müssen, denn es geht Ihnen ja gesundheitlich nicht so gut, meine Liebe.«
    Cybil blinzelte. »Natürlich wandere ich nicht in den Knast. Ich habe doch nur Befehle ausgeführt.«
    Hoppla. Es wäre wahrscheinlich unklug, diesem Argument weiter nachzugehen. Es musste einen anderen Ausweg geben.
    Honey ging im Geiste noch einmal alles durch. Irgendwie war es Cybil Camper-Young gelungen, unbemerkt von den Wachleuten in das Hotel gegenüber einzudringen. Sie war eigentlich hinter dem Russen hergewesen. Da war ihr Philippe in die Quere gekommen. Mrs. Olsens Tod erklärte sich von selbst.
    Es erstaunte Honey, dass eine ältere Frau es geschafft hatte, den breitschultrigen Wachleuten zu entgehen.
    »Diese Wachmänner sind strohdumm«, sagte Miss Camper-Young auf Honeys unausgesprochene Frage.
    »Wie oft haben Sie es geschafft, ins Hotel
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