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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive
Autoren: Janice Hamrick
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richtete mich auf und ging mit ihr zusammen weiter.
    Der Kameltreiber forderte uns bereits winkend zur Eile auf, und wir bewegten uns, vorsichtig einigen liegenden und wiederkäuenden Tieren ausweichend, auf ihn zu. Der Mann war von enormer Körperfülle, sein riesiger Bauch blähte die Galabiya mächtig auf. Ich musste daran denken, welche Art winziger Wüstenbewohner sich in diesen Falten verbergen könnte, und der Gedanke ließ mich erschauern. Einer seiner Schneidezähne war aus Gold, der andere fehlte, und seine fast schwarze Haut glänzte schweißbedeckt.
    »Bitte schön, die Damen, dieses Kamel ist für Sie.« Er zeigte auf eine der gelangweilten Kreaturen. Ich musste zugeben, dass sie, aus der Nähe betrachtet, tatsächlich Flohbisse zu haben schienen.
    »Nein, nein«, sagte Kyla. »Ich will mein eigenes Kamel.«
    »Ach wo. Dieses ist stark genug. Es kann ohne weiteres Sie beide tragen«, antwortete der Treiber und nickte dazu.
    Kyla warf ihm einen zornigen Blick zu. »Ich will mein eigenes Kamel!«, wiederholte sie.
    Er schaute mich flehend an, aber ich hob nur die Augenbrauen und blickte kalt zurück. Das funktionierte bei Siebzehnjährigen und verfehlte auch bei ihm seine Wirkung nicht. Er ließ ergeben die Schultern sinken. »Hier entlang.« Er führte Kyla zu einem anderen Kamel.
    Der junge Mann, der die Zügel meines Reittiers hielt, schenkte mir ein kleines Lächeln und half mir in den Sattel.
    »Halten Sie sich gut fest und lehnen Sie sich so weit zurück, wie Sie können«, sagte er und wartete, dass ich tat, wie mir geheißen.
    Er hatte mir gut geraten. Ich packte das vordere Horn des Sattels und lehnte mich gerade noch rechtzeitig weit zurück, als das Kamel mit seinen Hinterbeinen abrupt aufstand, wodurch ich heftig nach vorn geworfen wurde. Als das Tier dann vorn hochkam, warf es mich mit einem Ruck nach hinten. Schließlich fand ich mich in dem Sattel fast drei Meter über dem Erdboden wieder und war froh, nicht heruntergefallen zu sein.
    Alan Stratton tauchte neben meinem Kamel auf, blickte zu mir herauf und hielt die Hand gegen die gleißende Morgensonne. Seine Augen waren von ganz bemerkenswerter Farbe  – einem zarten Grün, das je nach Lichteinfall über Graugrün nach Grau changierte. Er trug das Haar kurz geschnitten und damit nicht so lockig, wie es wohl hätte sein können. Es leuchtete goldbraun und war früher bestimmt einmal blond gewesen. Ein kleiner Wirbel machte es sehr anziehend.
    »Fühlen Sie sich gut?«, fragte er. Seine Stimme war genauso attraktiv wie der ganze Kerl, tief und ein wenig rau.
    Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich ihn wie eine Idiotin anstarrte. »Ich hätte nie gedacht, dass man auf einem Kamel so hoch sitzt«, gab ich dümmlich zurück, wofür ich mich hätte ohrfeigen können.
    Er grinste ein wenig. »Haben Sie noch nie auf einem gesessen?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Sie scheinen ein Naturtalent zu sein.«
    Ich suchte noch verzweifelt nach einer besonders witzigen Antwort, da kam bereits ein anderer Kameltreiber und führte Alan zu einem der größeren Tiere. Ich sah zu, wie dieses erst mit den Hinter- und dann mit den Vorderbeinen aufstand, wobei Alan hin- und hergeschleudert wurde wie eine Stoffpuppe. Aber er hielt sich tapfer und winkte mir dann erleichtert zu. Ich winkte zurück.
    Jetzt stieß der dicke Treiber einen Ruf aus, und los ging’s. Kamele machen lange, schleppende Schritte und schaukeln dabei von einer Seite zur anderen. Ich hatte die ganze Gruppe vor mir, wie sie einzeln oder paarweise durch den Sand in Richtung der Pyramiden ritt. Ich wollte gar nicht glauben, dass ich tatsächlich hier war. Am liebsten hätte ich meine Freude laut herausgeschrien, jemanden umarmt oder wäre jubelnd umhergesprungen. Kyla war zu weit vorn, um mein Hochgefühl zu teilen, aber sie hätte mich verstanden. Wir waren als Kinder zwar nicht zusammen aufgewachsen, aber während ich die Highschool besuchte, zog meine Familie nach Austin, und von ein oder zwei Querelen abgesehen, waren wir seitdem unzertrennlich. In der zehnten Klasse hatten wir beide an Ägypten einen Narren gefressen, wie es nur Teenager können. Wir kannten alle Ägypten-Sendungen des Discovery Channel und überredeten unsere Eltern, uns eine Strecke von zweimal vier Stunden zu fahren, um eine Sonderausstellung im Naturkundemuseum von Houston zu besuchen. Nicht einen einzigen der vielen Mumienfilme verpassten wir. Natürlich halten solche Leidenschafen nicht ewig, und schließlich
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