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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive
Autoren: Janice Hamrick
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bewiesen, wie leicht dies einem Teenager fällt. Ich sah, wie ihre kleine, rundliche Mutter schon den Mund aufmachte, um sie zurückzurufen, es dann aber seinließ.
    Ein paar Schritte weiter suchte die Australierin Lydia Carpenter in ihrer Handtasche nach Zigaretten und drehte dem Wind den Rücken zu, um sich eine anzuzünden. Ihr Ehemann Ben trat an sie heran, beide steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Ich beobachtete sie mit Interesse. Lydia hatte immer eine kleine Blechschachtel dabei, in die sie die Asche fallen ließ. Das tat sie selbst hier in der Wüste, wo nichts als Sand und Staub zu ihren Füßen war. Manchem gefiel das offenbar nicht. Jerry Morrison, ein Anwalt aus Kalifornien, schnaufte ärgerlich und murmelte so laut, dass es alle hören konnten, etwas von einer »blöden Angewohnheit«. Er reiste mit seiner erwachsenen Tochter, die sich gleich ihm von den anderen fernhielt. Lydia und Ben antworteten mit verächtlichen Blicken.
    Einer der Männer, ein dunkelhaariger Riese mit dröhnender Stimme, redete ein paar Schritte weiter über Millie. Kyla und ich spitzten die Ohren und traten einen Schritt vor, um zu verstehen, was er sagte.
    »Sie ist tot, da gibt es keinen Zweifel«, sagte er zu einem Pärchen junger Asiaten, die sehr bekümmert dreinschauten. Als er unser Interesse bemerkte, zuckte er die Achseln. »Ich bin Arzt. Ich habe ihr den Puls gefühlt, bevor mich die Polizei weggeschickt hat.«
    »Ich begreife nicht, wie so ein Sturz tödlich enden konnte«, sagte ich.
    Er nickte. »Vielleicht ist sie mit dem Kopf irgendwo aufgeschlagen und hat sich dabei das Genick gebrochen. Ich durfte sie nicht genauer untersuchen, aber an ihrem Genick war etwas Blut, gleich unterhalb des Hinterkopfes. Ein tragischer Unfall.«
    Gar zu gern hätte ich mich an seinen Namen erinnert. Selbst unter diesen Umständen war er mit der dunklen Haut seiner indianischen Vorfahren und einer Stimme, die sich ohne Mikrofon Gehör verschaffen konnte, eine auffallende Persönlichkeit. Das hätte ihn unsympathisch machen können, aber stattdessen wirkte er ausgesprochen liebenswürdig und nett.
    Kyla streckte ihm die Hand hin. »Kyla Shore. Verzeihen Sie, ich habe Ihren Namen vergessen.«
    Er lächelte ihr zu, kein bisschen verstimmt. »DJ.« Ihre Hand verschwand in seiner riesigen Pranke. »DJ Gavaskar aus Los Angeles. Und das dort drüben ist meine Frau Nimmi.« Er winkte ihr zu, und sie eilte sofort herbei.
    Nimmi war klein, schlank und geschmeidig wie eine Katze. Goldschmuck leuchtete von Ohren und Hals, sie trug ein Shirt aus wunderschöner Rohseide und eine große Tasche von Louis Vuitton, die mindestens zwei Monatsgehälter gekostet haben musste  – meine, nicht ihre. Kleider machen Leute. Sie war die Art Frau, über die man sich im ersten Moment gern aufgeregt hätte, aber ihre Augen strahlten so herzlich wie die ihres Mannes. Ich ertappte mich dabei, dass ich ihr Lächeln erwiderte. Damenhaft hielt sie mir nur die Fingerspitzen hin. Die fühlten sich klein und kühl an wie ein Vögelchen. Sofort kam ich mir groß und plump vor.
    »Wir sind uns ja schon vorgestellt worden, aber man kann sich nicht so viele Namen auf einmal merken«, sagte sie mit einem Schmunzeln.
    »Jocelyn Shore«, sagte ich.
    Ihr Blick wanderte von mir zu Kyla. »Sind Sie Zwillinge?«
    Ich mochte Kyla gar nicht anschauen, denn ich spürte schon die eisige Kälte, die jetzt von ihr ausging.
    »Nein. Wir sind nicht einmal Schwestern. Nur Cousinen.«
    »Tatsächlich? Die Familienähnlichkeit ist ja verblüffend. Sie sind beide so hübsche Mädchen.«
    Ich lächelte höflich zurück und spürte, wie ich leicht errötete. Es verwirrt mich immer, wenn Menschen mir solche peinlichen und sehr persönlichen Dinge ohne alle Umschweife ins Gesicht sagen. Und Nimmi war nicht annährend alt genug, um mich ein Mädchen nennen zu dürfen.
    Da griff DJ ein. »Ich habe Keith und Dawn gerade gesagt, dass ich den Leichnam bereits untersucht habe.«
    Nimmi erschauerte leicht. »So eine Tragödie.«
    Ich wandte mich dem zweiten Paar zu. Über die Kims wusste ich noch nicht viel, außer dass sie aus Seattle kamen und einer von ihnen oder beide in einem Labor arbeiteten, wo man an Zusatzstoffen für Lebensmittel forschte. Mir gefiel, wie sie sich bei den Händen hielten, wo immer das möglich war, und sich nicht aus den Augen ließen, wenn man sie trennte. Offenbar waren sie noch nicht lange verheiratet.
    Eine halbe Stunde verging, und die Stimmung der
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