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Mord in Mesopotamien

Mord in Mesopotamien

Titel: Mord in Mesopotamien
Autoren: Agatha Christie
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durch Zufall von Miss Johnson, dass von Tennisspielen gar nicht die Rede sein konnte, dass Miss Reilly vielmehr zurzeit des Mordes in der Nähe des Hauses gewesen war. So nehme ich an, dass Miss Reilly, wenn sie auch den Mord nicht verübt hat, mir etwas Aufschlussreiches mitteilen könnte.»
    Er hielt inne und fragte dann ruhig: «Würden Sie uns bitte sagen, Miss Reilly, was Sie an dem bewussten Nachmittag gesehen haben?»
    Sheila antwortete nicht sofort, sondern blickte weiter zum Fenster hinaus. Schließlich erklärte sie, ohne den Kopf zu wenden, kühl und gelassen: «Ich ritt nach dem Mittagessen zum Ausgrabungsplatz. Es wird gegen Viertel vor zwei gewesen sein, als ich dort ankam.»
    «Trafen Sie dort einen Ihrer Freunde?»
    «Nein, nur den arabischen Vorarbeiter.»
    «Sie sahen Mr Carey nicht?»
    «Nein.»
    «Merkwürdig!» sagte Poirot und blickte Carey an, der sich aber nicht rührte und schwieg.
    «Haben Sie eine Erklärung dafür, Mr Carey?»
    «Ich machte einen Spaziergang, da es auf dem Ausgrabungsplatz nichts Interessantes zu tun gab.»
    «Wohin gingen Sie?»
    «Zum Fluss hinunter.»
    «Nicht zum Haus?»
    «Nein.»
    «Ich vermute», mischte sich Miss Reilly ein, «dass Sie auf jemanden warteten, der nicht kam.»
    Carey blickte sie schweigend an.
    Poirot wandte sich wieder zu dem Mädchen: «Sahen Sie sonst etwas, Mademoiselle?»
    «Ja. Nicht weit vom Haus Yarimjah sah ich im ausgetrockneten Bachbett das Auto der Expedition, was mir auffiel. Dann sah ich Mr Coleman, der schlenderte mit gesenktem Kopf umher, als suche er etwas auf dem Boden.»
    «Aber ich…», brauste Mr Coleman auf.
    Poirot unterbrach ihn mit einer gebieterischen Geste. «Warten Sie. Haben Sie mit ihm gesprochen, Miss Reilly?»
    «Nein.»
    «Warum nicht?»
    Das Mädchen antwortete langsam: «Weil er von Zeit zu Zeit stehen blieb und sich verstohlen umsah. Ich hatte ein unangenehmes Gefühl. So wandte ich mein Pferd und ritt davon. Ich kam nicht in seine Nähe, und ich glaube nicht, dass er mich gesehen hat.»
    «Hören Sie!» Mr Coleman war nicht länger zurückzuhalten. «Das alles klingt zugegebenermaßen etwas verdächtig, aber ich kann es ohne weiteres erklären: Am Tag vorher hatte ich einen prächtigen Tonzylinder in meiner Rocktasche gelassen, statt ihn in das Antiquitätenzimmer zu bringen – ich hatte ihn vollkommen vergessen. Und als ich wieder daran dachte, war er verschwunden, ich musste ihn verloren haben, und zwar auf dem Weg vom oder zum Ausgrabungsplatz. Das war mir höchst peinlich, und ich wollte das Ding in aller Ruhe suchen. Ich erledigte also die Banksache in Hassanieh so schnell wie möglich, die Einkäufe ließ ich durch einen Kommissionär besorgen, und fuhr zeitig zurück. Dann versteckte ich den Wagen und suchte über eine Stunde, habe aber nichts gefunden. Schließlich fuhr ich zurück. Natürlich haben alle gedacht, ich käme direkt aus Hassanieh.»
    «Und Sie erwähnten den Tonzylinder überhaupt nicht?» fragte Poirot freundlich.
    «Das war unter den gegebenen Umständen doch natürlich, meinen Sie nicht auch?»
    «Nein.»
    «Also… nur nicht in Schwierigkeiten kommen! – das ist meine Devise. Sie können mich nicht festnageln. Ich bin nicht in den Hof gegangen, und Sie werden keinen Menschen finden, der das behaupten würde.»
    «Das ist ja das Problem», sagte Poirot. «Die Dienstboten haben ausgesagt, dass niemand von außen den Hof betreten hat. Aber ich stellte dann fest, dass sie nur geschworen hatten, kein Fremder sei durch das Tor in den Hof gegangen. Man hatte sie nicht gefragt, ob ein Angeh ö riger der Expedition hereingekommen sei.»
    «Dann fragen Sie sie doch», entgegnete Coleman. «Ich fresse einen Besen, wenn einer mich oder Carey gesehen hat.»
    «Da kommen wir zu einer anderen interessanten Frage. Einen Fremden hätten die Leute zweifellos bemerkt, aber hätten sie auch von einem Expeditionsmitglied Notiz genommen? Die gingen doch ein und aus, und die Dienstboten haben ihr Kommen und Gehen kaum beachtet. Es ist daher möglich, dass sowohl Mr Carey als auch Mr Coleman durch das Tor hätten gehen können, ohne dass die Dienstboten sich daran erinnern würden.»
    «Zum Teufel noch mal!» rief Mr Coleman.
    Poirot sprach ruhig weiter: «Von den beiden Herren, glaube ich, hätte man Mr Carey noch weniger bemerkt. Mr Coleman war am Morgen mit dem Wagen nach Hassanieh gefahren, und man hat ihn auch im Wagen zurückerwartet. Wäre er zu Fuß gekommen, hätten die Leute das eher
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