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Mord in Mesopotamien

Mord in Mesopotamien

Titel: Mord in Mesopotamien
Autoren: Agatha Christie
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kleiner Zeichnungen und zum Kitten von zerbrochenen Vasen, Statuetten und kostbaren Töpfereien. Vom Wohnzimmer aus kam man in das Antiquitätenzimmer, wo sämtliche Funde auf Regalen, in Nischen, auf langen Bänken und Tischen verwahrt wurden. Zu diesem Raum gab es nur eine Tür vom Wohnzimmer aus.
    Neben dem Antiquitätensaal lag Mrs Leidners Schlafzimmer, dessen Tür auf den Hof führte; es hatte, wie die anderen Zimmer auf dieser Seite des Hauses, zwei vergitterte Fenster, von denen aus man die gepflügten Felder sehen konnte. Anstoßend, im Ostflügel, befand sich Mr Leidners Zimmer, dessen einzige Tür auch auf den Hof ging; die Zimmer der beiden Ehegatten hatten also keine direkte Verbindung miteinander. Das nächste Zimmer auf der Ostseite war meines, dann kam das von Miss Johnson, anschließend die zwei Schlafzimmer von Mr und Mrs Mercado und die beiden so genannten Badezimmer.
     

     
    Ich sage «so genannten», weil es mir, die ich an Badezimmer mit richtigen Wannen, Wasserhähnen und so weiter gewöhnt bin, seltsam vorkam, Räume mit Lehmwänden und -böden, in denen je eine blecherne Sitz-Badewanne steht, als Badezimmer zu bezeichnen.
    Diese Seite des Hauses war von Dr. Leidner an das ursprüngliche arabische Haus angebaut worden. Alle Schlafzimmer waren gleich groß, mit einem Fenster und einer Türe auf den Hof, an dessen Nordseite sich der Plan- und Zeichensaal, dann der große Torbogen, durch den wir hereingefahren waren, das Laboratorium und das Fotoatelier befanden.
    Die Nordwestecke des Hauses war von der Dunkelkammer eingenommen, dann folgten an der Westseite des Hofes die vier kleinen Schlafzimmer der jungen Herren – Coleman, Reiter, Emmott und Carey –, schließlich kam die Küche, daneben die Treppe, die zu dem Flachdach hinaufführte.
    An der Südseite befand sich in der Ecke erst das große Schlafzimmer von Pater Lavigny, in welchem er auch die Keilschrifttafeln entzifferte – oder wie man das nennt. Dann folgten das Büro und das Esszimmer. Zum Büro konnte man nur vom Esszimmer aus gelangen.
    Außerhalb des Gebäudes waren die Schlafquartiere der eingeborenen Soldaten und der Dienerschaft sowie die Garage und die Pferdeställe.
    Ich habe die Anlage des Hauses so ausführlich beschrieben, weil ich es später nicht wiederholen möchte.
    Mrs Leidner zeigte mir das ganze Gebäude und brachte mich schließlich in mein Schlafzimmer, wo sie der Hoffnung Ausdruck verlieh, dass ich es gemütlich fände und alles hätte, was ich brauchte.
    Das Zimmer war nett, wenn auch einfach möbliert – ein Bett, eine Kommode, ein Waschtisch und ein Stuhl.
    «Die Boys werden Ihnen vor dem Essen immer warmes Wasser bringen – und natürlich auch am Morgen. Wenn Sie sonst etwas wünschen, brauchen Sie nur auf den Hof zu gehen, in die Hände zu klatschen, und wenn der Boy kommt, sagen Sie ‹Jib mai har›. Glauben Sie, dass Sie sich das merken können?»
    Ich nickte und wiederholte langsam die Worte.
    «So ist es richtig. Aber sagen Sie es laut. Die Araber verstehen uns nicht, wenn wir in unserer üblichen Lautstärke sprechen.»
    «Sprachen sind eine merkwürdige Sache», sagte ich, «es ist doch eigenartig, dass es so viele Verschiedene gibt.»
    Sie lächelte. «In Palästina gibt es eine Kirche, in der das Vaterunser, glaube ich, in neunzig verschiedenen Sprachen an den Wänden geschrieben steht.»
    «Das muss ich meiner alten Tante schreiben, das wird sie bestimmt sehr interessieren.»
    Mrs Leidner fingerte wie geistesabwesend am Krug und an der Waschschüssel und schob die Seifenschale ein wenig beiseite. «Ich hoffe, Sie werden sich hier wohl fühlen und sich nicht zu sehr langweilen», sagte sie.
    «Ich langweile mich nur sehr selten», versicherte ich ihr, «dazu ist das Leben viel zu kurz.»
    Sie antwortete nicht, sondern spielte wieder mit der Seifenschale. Plötzlich blickte sie mich durchdringend an. «Was hat Ihnen mein Mann gesagt, Schwester?»
    Auf eine solche Frage antwortet unsereins immer das Gleiche. «Dass Sie jemanden brauchen, der sich um Sie kümmert und Ihnen Ihre Sorgen abnimmt», sagte ich. «Sie wären ein bisschen angegriffen.»
    Sie nickte langsam, nachdenklich. «Ja, das wird sehr gut sein.»
    Es klang ein bisschen rätselhaft, aber ich wollte nichts fragen, sondern sagte stattdessen: «Ich hoffe, ich werde Ihnen im Haushalt helfen können, ich möchte nicht faulenzen.»
    Sie lächelte leicht. «Ich danke Ihnen, Schwester.»
    Dann setzte sie sich auf mein Bett und begann mich
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