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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman
Autoren: Cay Rademacher
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Beinen, doch bevor er eine weitere Bewegung machen konnte, stieß ihn Userhet hart vor die Brust. Er flog rückwärts in den Schrein, der splitternd und krachend zusammenbrach. Plötzlich lag eine dichte Wolke feinsten Goldstaubes in der Luft, die das Atmen schwer machte und ihnen die Sicht nahm. Hustend taumelten beide Männer aus den Trümmern hoch.
    Rechmire erblickte den Lichtschimmer dort, wo die Tür zum Gang angelehnt war. Er wollte dorthin stürzen, doch Userhet kam ihm mit einem gewaltigen Sprung zuvor. Rechmire wich aus – und merkte zu spät, dass er in der Falle saß.
    Er stand in der hinteren rechten Ecke der Grabkammer. Userhet versperrte ihm den Weg zum Ausgang, der offene Sarg Echnatons schränkte seine Bewegungsmöglichkeiten zusätzlich ein.
    Auch Userhet hatte seine missliche Lage sofort erkannt. Er grinste und atmete tief durch. »Jetzt habe ich dich«, stieß er hervor.
    Panische Angst überflutete Rechmires Verstand. In blinder Hast tastete er mit beiden Händen nach dem nächsten besten Gegenstand herum. Plötzlich lag seine Linke auf etwas, das kühl und zugleich hart und doch angenehm weich geschwungen war: einer der Alabasterköpfe, die einen Kanopenkrug verschlossen. Er zerrte den Kopf heraus. Ein betäubender Gestank nach Verwesung und harzigen Ölen erfüllte die Grabkammer, als der Verschluss mit leisem Seufzen nachgab.
    Rechmire keuchte und sein Magen zog sich vor Ekel zusammen. Doch er bezwang sich, legte den Alabasterkopf von der Linken in die Rechte und warf ihn mit aller Kraft in Richtung des Hohepriesters.
    Das Geschoss traf Userhet mitten auf der Stirn. Der Hohepriester sah für einen winzigen Augenblick überrascht aus, dann taumelte er mit leerem Gesicht drei Schritte nach hinten, der Dolch entglitt seiner plötzlich kraftlosen Hand und er brach vor der Tür zum Gang zusammen.
    Rechmire dachte nicht einen Augenblick daran, dass dies nur eine neue Finte seines Gegners sein könnte. Ohne weitere Vorsichtsmaßnahme sprang er nach vorn, packte den Niedergesunkenen an beiden Schultern und schüttelte ihn.
    »Stirb noch nicht jetzt, du Hund!«, schrie er mit tränenerstickter Stimme.
    Doch die Stirn und die kahl rasierte Schädeldecke Userhets waren voller Blut und seine weit aufgerissenen Augen blickten starr in die Unendlichkeit. Der Hohepriester war unzweifelhaft tot.
    Rechmire heulte vor Verzweiflung auf wie ein geprügelter Hund und stürzte aus Echnatons Grab. Das grelle Licht des frühen Nachmittages und die fast unerträgliche Hitze im Tal trafen ihn wie harte Schläge und er taumelte zwei Schritte zurück. Als er seine Umgebung endlich wieder erkennen konnte, sah er, dass vor Merenptahs Haus der Ewigkeit inzwischen Soldaten und einige Arbeiter vom Ort der Wahrheit aufgezogen waren. Vom Pharao oder dem Tschati war noch nichts zu sehen.
    Er rannte in das enge Seitental, bis sich ihm ein großer nubischer Soldat in den Weg warf.
    »Djehuti!«, rief Rechmire erleichtert, »gepriesen sei Amun!« Der Führer der Medjai prallte zurück, als hätte sich ihm ein Dämon offenbart. »Rechmire?«, fragte er verblüfft. »Du bist es tatsächlich«, fügte er nach einem zweiten, prüfenden Blick hinzu und ließ sein gezücktes Schwert wieder sinken. »Was ist passiert? Du siehst aus, als hättest du in einer Schlacht gekämpft.«
    Rechmires Anblick war erbärmlich: Staub bedeckte sein bloßes Haar, schwarze, zerlaufene Schminke hatte sein Gesicht in eine Fratze des Schreckens verwandelt und Blut besudelte sein zerrissenes Leinengewand.
    »Wann wird der Pharao hier sein?«, keuchte er.
    »Wir erwarten ihn jeden Augenblick«, antwortete Djehuti.
    »Was wird Merenptah tun?«
    Der Führer der Medjai führte ihn zu einem der Vorarbeiter, der Rechmire mit großen Augen anstarrte und sich zögernd verbeugte.
    »Der Tschati wird den Pharao durch sein Haus der Ewigkeit führen«, murmelte der Mann. »Ich habe die große Ehre, ihren Schritten dicht folgen zu dürfen und ihnen Erklärungen zum Grab zu geben, falls sie dies wünschen.«
    »Das ist alles?«, fauchte Rechmire enttäuscht.
    »Nein«, antwortete der Vorarbeiter mit bebender Stimme. »In die
Halle, in der man ruht
wird der Pharao allein gehen. Dort steht ein kleiner hölzerner Altar des Amun, den er aufklappen und vor dem er beten wird.«
    »Seit wann steht der Altar dort?«
    »Seit dieser Nacht. Der Hohepriester Userhet selbst hat ihn mit magischen Sprüchen geschützt und dort aufgestellt. Er hat befohlen, dass …«
    Rechmire ließ dem
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