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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman
Autoren: Cay Rademacher
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lassen. Sie verbeugten sich schweigend und eilten davon. Wenige Augenblicke später zeigte eine kleine Staubfahne an, dass sie den Befehlen ihres Herrn gehorchten.
    Mentuhotep wandte sich wieder Rechmire zu. »Du wirst mir viel zu berichten haben«, flüsterte er. »Doch das muss warten, bis der Pharao sein Haus der Ewigkeit besucht und für gut befunden hat. Ich werde dich an diesem Abend zu mir rufen lassen.«
    Dann lächelte der Tschati dünn. »So, wie du aussiehst, darf Merenptah dich nicht zu Gesicht bekommen. Da er gleich hier sein wird, kannst du auch nicht den Weg zurück zum Ort der Wahrheit nehmen, um dich zu säubern.« Mentuhotep blickte sich kurz um, dann hatte er den Sitz entdeckt, den Kenherchepeschef sich einst aus dem Felsen hatte schlagen lassen.
    »Setz dich dort hin«, befahl er. »Meine Sklaven werden dir Brot und Wasser bringen, um dich zu erfrischen – und sie werden ein buntes Tuch vor den Sitz spannen, sodass der Pharao dich nicht sehen kann.«
    Rechmire verbeugte sich tief und wollte rückwärts davonschreiten, als ihn Mentuhotep mit einer kleinen Geste noch einmal zurückrief.
    »Ich bin zufrieden mit dir, Rechmire«, sagte der Tschati mit unbeweglicher Miene.

18. BUCHROLLE

D ER E RSTE S CHREIBER VON S ET -M AAT
    Jahr 6 des Merenptah, Achet, 29. Tag des Paophi, Set-Maat
    Und so verbrachte Rechmire den Tag von Pharaos Besuch – ein Tag, so heilig und feierlich, dass ihm die meisten Menschen im Lande Kemet, wenn überhaupt, nur ein einziges Mal in ihrem Leben beiwohnten – verborgen hinter einer dunklen Stoffbahn. Er hörte noch die gebrüllten Befehle, als die Leibgarde des Pharaos antrat, er vernahm die Gebetsformeln der Priester, Harfen- und Flötenspiel sowie ein allgemeines Gemurmel. Doch er war so müde, dass er erschöpft auf dem harten Felsenthron einschlief.
    Er erwachte erst wieder, als ein Sklave Mentuhoteps die Stoffbahn fortzog. Der Eingang des Grabes war menschenleer.
    »Was ist geschehen?«, fragte er schlaftrunken.
    Der Sklave lächelte. »Der Pharao hat sein Haus der Ewigkeit gesehen und war voll des Lobes. Er ist zwar ein Gott, doch auch ein Mann von rund siebzig Jahren. Da ist es beruhigend zu wissen, dass das eigene Grab wohl geraten ist. Jetzt ist er auf dem Rückweg nach Theben. Von dort wird er morgen die lange Rückreise nach Piramesse antreten.«
    Rechmire schloss erleichtert die Augen. Amun allein mochte wissen, wie es Mentuhotep gelungen war, dem Pharao das Fehlen des Hohepriesters und den zugenagelten Schrein zu erklären. Vielleicht war Merenptah beides gar nicht aufgefallen.
    Dann sprang er vom Sitz hoch und rannte den Weg zum Ort der Wahrheit zurück.
    »Mein Herr erwartet dich«, rief ihm der Sklave hinterher.
    Im Dorf blieb ihm nur Zeit für eine hastige Reinigung mit heißem Wasser und ein neues Leinengewand – und für einen eiligen Besuch bei Hunero. Er küsste seine Geliebte und versprach ihr, dass er ihr an diesem Abend eine lange Geschichte erzählen würde – eine Geschichte mit einem guten Ende.
    Dann warf er sich in den Staub vor Mentuhotep, der bereits in seiner Sänfte vor dem Nordtor wartete. Amuns Wagen war am westlichen Horizont untergegangen, die Nacht war angenehm kühl und Fackeln erhellten den Platz. Der Tschati ließ für Rechmire einen Schemel und für beide einen Krug guten kretischen Weines bringen, dann schickte er alle seine Begleiter außer Hörweite.
    »Nun berichte mir«, forderte er ihn auf.
    Und Rechmire erzählte von den Nachforschungen der letzten Tage, davon, wie er dabei auf Userhets Spur gekommen und schließlich, wo er den Hohepriester überrascht und getötet hatte.
    Als er endlich geendet hatte, schwieg der Tschati noch lange und blickte nachdenklich auf den flackernden Feuerschein einer Fackel. »Kein Wunder, dass die Suche nach dem Frevler so schwierig war«, murmelte er schließlich versonnen. »Wer hätte ihn in einer solch hohen Stellung vermutet? Ich bin gespannt, ob wir noch mehr Anhänger Atons in den besten Familien Thebens entdecken werden. Und es wird interessant sein zu sehen, wen der Pharao zum neuen Hohepriester machen wird.«
    Rechmire sah ihm an, dass er bereits kaum noch an die vergangenen Untaten dachte, sondern an die neuen Entwicklungen in Theben. Er hüstelte verlegen.
    Mentuhotep lachte. Plötzlich wirkte er heiter und aufgeräumt. »Komm näher, Rechmire«, befahl er.
    Dieser trat mit gebeugtem Rücken näher und der Tschati legte ihm einen Kette aus Silberringen um den Hals, an der ein
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