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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus
Autoren: Petra Schier
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meinte sie nach eingehender Prüfung und gab bei der Fischersfrau ihre Bestellung auf. Dann ging sie weiter und überlegte, ob sie van Cramen am Hafen antreffen würde. Vielleicht wusste er mehr über Magnussen und dessen Verbleib.
    Franziska und Mira folgten ihr überrascht, als sie statt des Weges über den Marktplatz eine Gasse Richtung Rhein einschlug.
    «Herrin?»
    Adelina blieb stehen und ließ Franziska zu sich aufschließen. Die junge Magd biss sich auf die Lippen. «Warum war Euer Konfekt vergiftet? Ihr habt doch mit den toten Ratsherren nichts zu tun, außer, dass Herr Keppeler Euer Nachbar war.»
    Schweigend blickte Adelina die Gasse auf und ab. In den Furchen, die die Fuhrwerke in den Boden gerissen hatten, stand das Wasser. In einer dieser Schlammlachen suhlte sich ein Schwein, und unweit davon planschte ein höchstens dreijähriger Junge in einer weiteren. Sein Gesicht war über und über mit braunen Spritzern bedeckt, und seine Bruch vollkommen durchnässt, seine Lippen blaugefroren. Doch seine Mutter war weit und breit nicht zu entdecken. Vermutlich warsie in einem der angrenzenden Häuser mit wichtigeren Dingen beschäftigt.
    «Vielleicht hatte der Mörder Angst, wir könnten ihm auf die Schliche kommen», entschloss sie sich schließlich, mit einem Seitenblick auf Mira, zu sagen.
    «Aber jetzt ist er doch trotzdem gefasst worden», warf Mira kühn ein. Keine Frage, sie hatte mehr mitbekommen, als vielleicht gut war.
    «Das ist er», bestätigte Adelina.
    Am Hafen angekommen, suchte sie mit Blicken das umtriebige Gewühl von Hafenarbeitern, Händlern und Gassenjungen ab, konnte sich aber nicht entscheiden, in welcher Richtung sie nach van Cramen suchen sollte. Die Kaufmannskogge, mit der er nach Köln gekommen war, lag allerdings am Kai vertäut. Am besten versuchte sie es dort, beschloss sie und steuerte darauf zu.
    «Meisterin Burka!»
    Sie blickte zur Seite und erkannte den Ratsherrn Overstolz, der mit Holz handelte. Überrascht grüßte sie ihn. «Was macht Ihr denn am Hafen?»
    Overstolz lächelte ihr zu. «Dieselbe Frage könnte ich Euch stellen, liebe Dame. Als Frau am Hafen … Aber gut, gut, ich sehe, Ihr habt das Mädchen und eine Magd dabei, und ich sehe ein, dass Ihr in Geschäften hier sein müsst.» Er deutete auf den Einkaufskorb an Franziskas Arm. «Habt Ihr die Neuigkeiten schon gehört? Mathys van Kneyart sitzt im Turm! Ich fasse es nicht. Dass er es gewesen sein soll, der seinen Vetter … und dann noch Keppeler! Ich sage Euch, die Schlechtigkeit der Menschen kennt keine Grenzen.» Er senkte die Stimme. «Im Vertrauen, er war mir nie sehr angenehm, aber dass er zu so etwas fähig sein soll! Dabei legen die van Kneyarts so viel Wert auf Familienehreund Zusammenhalt. Nichts Verfängliches ist je über sie nach außen gedrungen. Nicht einmal …» Er blickte sich vorsichtig um, und sein Blick blieb an Franziska und Mira hängen. Es war offensichtlich, dass er noch etwas mitzuteilen hatte.
    «Franziska, geh mit Mira dort hinüber zu dem Höker.» Adelina wies auf einen Mann mit einem Karren voller Kurzwaren. «Seht bitte nach, ob er brauchbare Haarbänder hat. Falls ja, kauft ein halbes Dutzend.» Sie drückte Franziska einige kleine Kupfermünzen in die Hand.
    Die beiden verließen sie zögernd und offensichtlich enttäuscht darüber, das Gespräch nicht weiter verfolgen zu können.
    Overstolz lächelte wieder. «Gut, gut», sagte er. «Wo war ich? Ach ja, wisst Ihr, die van Kneyarts sind eine äußerst standesbewusste Sippe. Und warum auch nicht? Zwei gut gehende Goldschmieden. Die Vettern schienen sich vielleicht nicht allzu sehr zu mögen, doch beide hielten strikt ihre Hand über die Familienangelegenheiten. Darin waren sie sich einig. Was glaubt Ihr, warum Frau Entgen nicht mehr geheiratet hat? Sie war schließlich noch jung, als ihr Gemahl starb. Aber Thönnes ließ es nicht zu. Er wollte sie bei sich haben, das Verhältnis der beiden Geschwister war immer sehr eng, und kein Mann war ihm gut genug für sie. Das muss, wenigstens zu Beginn, schwer für sie gewesen sein. Nun ist sie kinderlos und schließlich gezwungen, doch noch unter ihrer Würde zu heiraten. Und weiß Gott, nach Mathys’ Verhaftung wird es um die Familie nun noch schlimmer stehen. Das könnte sie alle ruinieren, nicht nur Mathys’ Zweig der Familie. Und deshalb halte ich es auch für so unfassbar, dass er Thönnes so hintergangenund ihn schließlich sogar umgebracht haben soll. Und er leugnet, wie zu erwarten
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