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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus
Autoren: Petra Schier
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war.»
    «Er leugnet seinen Verrat an der Stadt?», wunderte sich Adelina.
    «O nein, das nicht.» Overstolz schüttelte den Kopf. «Das dürfte ihm auch kaum gelingen, denn alle Beweise sprechen gegen ihn. Nein, der Richtplatz ist ihm sicher. Obwohl … in der Tat leugnet er, seinen Vetter umgebracht zu haben. Wie ich hörte, stößt er wüste Verdächtigungen aus, auch gegen Euch, meine Liebe. Es tut mir leid, Euch das sagen zu müssen. Aber ich fürchte, für Euch ist die Sache noch nicht ganz ausgestanden. Die Schöffen müssen allen Hinweisen nachgehen, Ihr versteht. Aber macht Euch keine zu großen Sorgen. Niemand glaubt ernsthaft, dass Ihr etwas mit den Morden zu tun habt. Mathys versteift sich zwar darauf, aber es gibt ja keine Beweise. Wenn es sie gäbe … Aber nein, wenn er ausschließlich mit einer Verurteilung wegen Hochverrats zu rechnen hat, könnte sich der Richter vielleicht zu lebenslanger Turmhaft überreden lassen. Darauf soll es hinauslaufen.»
    «Er will also mit den Morden nichts zu tun haben? Und wie soll die Wahrheit nun ans Licht gebracht werden?», hakte Adelina nach.
    Overstolz zuckte mit den Schultern. «So, wie es immer gemacht wird, wenn Beweise fehlen. Er wird peinlich befragt. Wenn er bis zum dritten Grad durchhält und nicht gesteht, werden weitere Untersuchungen zu seinen Anschuldigungen angestellt.»
    Adelina schauderte. Den dritten Grad wollte sie sich lieber gar nicht vorstellen; ihr reichte schon, welche Folgen des ersten Grades sie bei den Hübschlerinnen gesehen hatte.
    «Dann fürchtet Ihr, dass ich auch vorgeladen werde?»
    «Vielleicht, meine Liebe, vielleicht. Aber bisher hat noch kaum jemand so lange durchgehalten. Und falls doch, falls er unschuldig sein sollte, dann wäre es wohl nur gerecht, den wahren Täter zu finden, meint Ihr nicht? Auch wenn ich fürchte, dass es Euch Unannehmlichkeiten bringen wird.»
    «Ihr habt recht.» Adelina nickte mit unguten Gefühlen.
    «Jetzt darf ich Euch aber nicht weiter aufhalten, Meisterin Burka.» Overstolz’ mitfühlende Miene sollte sie wohl trösten. Er verbeugte sich leicht. «Ich muss weiter. Bitte macht Euch nicht zu viele Sorgen. Ich bin sicher, die Angelegenheit wird sich rasch erledigen. Reese ist davon überzeugt, und wie gesagt, der dritte Grad … Alles deutet auf Mathys hin. Wer sonst sollte wohl einen Grund gehabt haben, Thönnes und Keppeler zu vergiften?» Er nickte mit einem Blick auf Franziska und Mira, die sich gerade von dem Höker verabschiedeten und wieder zu ihnen zurückkamen. «Niemand, seht Ihr. Ich wünsche Euch alles Gute. Gehabt Euch wohl.»
    Adelina blickte ihm mit gemischten Gefühlen nach. Ihre Besorgnis wuchs, als sie über seine letzten Worte nachdachte. Gab es tatsächlich niemanden sonst, der Thönnes van Kneyarts Tod gewünscht hatte? Konnten sie da so sicher sein? Wenn Mathys doch unschuldig war … Ihr fielen die wüsten Beschimpfungen des Goldschmieds ein, als er ihr das Konfekt vor die Füße geworfen hatte, und auch später im Rathaus. Er schien so entschlossen gewesen zu sein, den Mörder zu entlarven. Konnte er sich so gut verstellen? Es musste sosein. Immerhin hatte er auch seine Kontakte zu Hilger Quattermart lange Zeit geheim halten können.
    «Lasst uns zum Alter Markt zurückkehren», sagte sie zu Franziska und Mira, die ihr die gewünschten Haarbänder aushändigten. «Hier ist heute zu viel los, da werde ich van Cramen niemals finden.» Sie ging ein Stück am Hafen entlang, um eine andere Gasse zu finden, die sie wieder in die Stadt führen sollte. Dem armen Kleinkind im Matsch wollte sie nicht noch einmal begegnen.
    «Herrin, seht mal, dort am
Aalen Hecht
. Die Sänfte.» Franziska deutete zu der Hafentaverne. «Sind das nicht die Wimpel von Mathys van Kneyart? Ich dachte, er sei eingesperrt. Wie kann er dann hier am Hafen sein?»
    Adelina blickte in die angegebene Richtung und schüttelte den Kopf. «Vielleicht hat seine Gemahlin …» Aber im gleichen Moment, als sie die Worte aussprach, wurde ihr bewusst, wie unsinnig sie waren. Mathys’ Gemahlin würde unter den gegebenen Umständen niemals das Haus verlassen. Vermutlich stand sie sogar unter Hausarrest. Sie blickte noch einmal zu der Sänfte hinüber. «Das ist nicht Mathys’ Sänfte», erkannte sie. «Der Wimpel zeigt das Wappen seines Vetters. Die Zeichen ähneln sich zwar …» Sie stockte, als ihr die Bedeutung ihrer Worte klar wurde.
    Franziska sah sie mit großen Augen von der Seite an.
    Mira sprach schließlich aus,
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