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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Autoren: Ann Granger
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Vater und Pennys Mutter in flagranti zu ertappen hat mir voll und ganz gereicht! Ich brauche keine zweite derartige Erfahrung, danke sehr! Sie haben das Zimmer aufgeräumt hinterlassen, hat man mir gesagt?«
    »Sehr aufgeräumt«, antwortete Jess. Aufgeräumter als den Rest des Hauses, für den Monty zuständig ist.
    »Sehen Sie?«, sagte Monty. »Sie haben mir keinerlei Scherereien verursacht. Nur sich selbst, und das geht mich nichts an. Ich will nicht mehr darüber reden.«
    Die Tür öffnete sich, und Hilda steckte den Kopf herein. Sie lächelte strahlend. »Ich mache gerade Kaffee - möchte jemand eine Tasse?«
    »Um Himmels willen!«, stöhnte Monty.
    »Oh ja, bitte!«, sagte Jess hastig. »Das wäre sehr freundlich.«
    »Ermutigen Sie diese Frau nicht auch noch!«, flehte Monty.
    Hilda, unerschütterlich angesichts der gegnerischen Breitseite, strahlte die beiden an. »Überhaupt kein Problem.«
    »Monty«, sagte Jess, als Hilda gegangen war. »Das war sehr unhöflich von Ihnen. Hilda hilft Ihnen doch nur!«
    »Sie sollten mich inzwischen gut genug kennen, meine Liebe ...«, antwortete Monty steif, »... gut genug, um zu wissen, dass ich es nicht mag, wenn man mir hilft!«
    »Ich mag es gern, wenn man mir hilft«, sagte Jess. »Ich bin immer sehr dankbar, wenn mir jemand hilft.«
    »Das kommt daher, dass Sie noch jung sind und alles alleine schaffen«, erwiderte Monty. »Sie brauchen keine Hilfe. Wenn Sie erst so alt und hinfällig sind wie ich - und ich hoffe aufrichtig, dass Sie nie so eine alte Ruine werden wie ich! -, dann können Sie die Dinge nicht mehr alleine, und Sie werden es genauso hassen wie ich, wenn andere Leute den Finger in die Wunde legen.«
    Er drückte sich aus dem Sessel und trat zum Sideboard. »Ich habe etwas für Sie. Ich brauche und will es nicht mehr, und ich weiß nicht, was ich damit machen soll. Deswegen dachte ich, dass Sie es haben sollen.«
    »Ich darf keine Geschenke annehmen, Monty!«, protestierte Jess erschrocken.
    »Sie haben doch noch gar nicht gesehen, was es ist.« Monty bückte sich mühsam und kramte im Schrank. Dann richtete er sich wieder auf, mit dem Rücken zu Jess, und hielt etwas an die Brust gedrückt. Er kehrte zurück und stellte es auf einen antiken Bridge-Tisch neben dem Sessel von Jess.
    Es war eine runde Dose, sehr alt und zerkratzt und noch versiegelt mit vergilbendem Klebeband. Auf dem Deckel zeigte eine Illustration ein Wappen ähnlich demjenigen über dem Eingang von Balaclava House, diesmal jedoch flankiert von einem geschniegelten Löwen und einer Palme.
    »Bickerstaffe's Boiled Fruit Cake«, sagte Monty wie zur Erklärung. »Wahrscheinlich die allerletzte Dose, die es noch gibt. Sie ist bestimmt schon fünfzig Jahre alt, ein historisches Artefakt. Ich kann sie nicht wegwerfen. Nehmen Sie sie. Aber versuchen Sie um Himmels willen nicht, das Zeug zu essen!«
    Jess, die Detective Sergeants Morton und Nugent sowie die Detective Constables Stubbs und Bennison standen zusammen mit Superintendent Carter in einem Kreis um die Kuchendose. Sie sehen aus, dachte Jess amüsiert, als wollten sie jeden Augenblick eine Art zeremoniellen Tanz aufführen. Die alte, versiegelte Dose hatte etwas, das stark an ein Totem erinnerte.
    »Meine Güte«, sagte Stubbs, indem er schließlich das Schweigen durchbrach. »Machen Sie sie auf? Ich meine nicht zum Essen. Nur zum Ansehen. Um sicherzugehen, dass wirklich noch ein Kuchen drin ist?«
    »Um Gottes willen, nein!«, protestierte Bennison. »Er ist wahrscheinlich völlig verschimmelt und stinkt ganz fürchterlich!«
    »Ich wüsste nicht warum«, widersprach Stubbs. »Meine Mum hat immer noch ein Stück von ihrem Hochzeitskuchen in einer Dose. Er ist völlig vertrocknet und krümelt, und man kann ihn nicht mehr essen, aber er stinkt kein Stück.«
    »Und warum hat sie ihn aufbewahrt?«, fragte Bennison. »Was will sie damit anfangen?«
    »Was sollen wir damit anfangen?«, unterbrach Carter die beiden.
    Für einen Moment schwiegen alle und starrten erneut auf die Dose.
    »Wir werfen sie weg«, schlug Morton vor. »Der alte Kerl hätte sie schon vor Jahren wegwerfen sollen!«
    »Aber es ist eine Antiquität! So etwas wirft man nicht einfach weg!«, protestierte Stubbs in seiner Rolle als Wächter der Tradition. »Es gibt Museen, die diese Dinge ausstellen. Wir waren einmal mit der Schule in so einem Museum, als ich noch ein Kind war. Es sah aus wie ein viktorianischer Einkaufsladen mit rostigen Dosen wie dieser dort in den
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