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Mord, der keiner sein durfte

Mord, der keiner sein durfte

Titel: Mord, der keiner sein durfte
Autoren: H Wille
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eine ziemlich simple.
    Die Ermittlungen im Fall Uwe Barschel sind noch längst nicht am Ende. Ganz perfekt war der Mord eben doch nicht.
    Hamburg
    Juli 2011

Zwei Stern- Reporter
haben einen Auftrag
    Genf, 10./11. Oktober 1987
    Zwei Männer fliegen nach Genf. Es ist Sonnabend, der 10. Oktober 1987. Sie nehmen den Abendflug um 19 Uhr von Hamburg mit einer Zwischenlandung in Frankfurt. Die Männer kennen sich gut; sie sind Kollegen beim Stern . Einer von ihnen, Hanns-Jörg Anders , hat eigentlich noch Urlaub. Er ist gerade vor zehn Minuten von einer Urlaubsreise zurückgekommen, als ihn sein Chef anruft. Er soll gemeinsam mit dem Kollegen Sebastian Knauer nach Genf fliegen. Die beiden haben einen Auftrag: Sie sollen in Genf Dr. Dr. Uwe Barschel treffen, den zurückgetretenen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein.
    Eigentlich wollten Rechercheure des Stern Barschel auf Gran Canaria treffen, wohin sich der Ex-Ministerpräsident für ein paar Tage zurückgezogen hatte. Doch das war ihnen nicht gelungen.
    Hanns-Jörg Anders ist Fotograf, der Redakteur Sebastian Knauer soll den Text machen. Der Auftrag lautet, Barschel in Genf zu interviewen »und«, so gibt Anders später zu Protokoll, »von ihm einige Fotos zu machen. In erster Linie sollte er uns erklären, was der Grund seines Aufenthalts in Genf wäre, dann, warum er seinen Urlaub auf den Kanarischen Inseln unterbrochen hätte. Wir wussten, dass er einen Platz für einen Flug der Lufthansa um 14.45 Uhr nach Frankfurt und dann Hamburg gebucht hatte. Wir versuchten zu erfahren, wie er sich gegenüber der Bevölkerung rehabilitieren wollte und welche Absichten er hätte.«
    Was bringt den Stern dazu, zwei Journalisten nach Genf zu schicken, um Uwe Barschel zu interviewen? Barschel war am 2. Oktober vom Amt des Ministerpräsidenten zurückgetreten. Als der CDU-Politiker am 14. Oktober 1982 mit 38 Jahren dieses Amt angetreten hatte, war er der jüngste Ministerpräsident aller Zeiten gewesen. Nun hat der Schleswig-Holsteinische Landtag einen Untersuchungsausschuss eingesetzt, um eine Affäre aufzuklären, die den Namen Uwe Barschels trägt. Wesentlicher Akteur dieser Affäre ist der Medienreferent Reiner Pfeiffer , den Uwe Barschel auf Empfehlung des Springer-Konzerns 1986 in der Staatskanzlei eingestellt hat.
    In einem Brief an den Chef der Pressestelle der Kieler Staatskanzlei, den Staatssekretär Gerd Behnke , hat Reiner Pfeiffer beteuert: »Ich habe mich fest entschlossen […] für den Wahlsieg der CDU in Schleswig-Holstein zu kämpfen wie ein potenzieller Olympiasieger.« An Uwe Barschel schreibt er, er sei »[…]bereit, für ihn und seinen Wahlsieg bis zum Umfallen zu kämpfen«. In einem Brief an den Springer-Direktor Gerd Rattmann definiert er seine Tätigkeit so: Es sei seine Aufgabe, »das Image des Ministerpräsidenten einerseits aufzupolieren, andererseits das Ansehen des Gegenkandidaten wirkungsvoll zu demontieren«.
    Barschels Ehrenwort
    Unter anderem werden gegen den Ministerpräsidentenkandidaten der SPD, Björn Engholm , folgende Aktionen ins Werk gesetzt:
    Bespitzelung der Privatsphäre Engholms durch Privatdetektive, um Nachteiliges aus seinem persönlichen Umfeld zu recherchieren.
Inszenierung einer anonymen Steueranzeige, die Engholm der Steuerhinterziehung verdächtigt.
Fingierter Anruf bei Engholm durch einen fingierten Arzt, um ihn mit einem Aids-Verdacht zu erschrecken, sowie der Versuch, einen solchen Aids-Verdacht in der Öffentlichkeit zu lancieren.
Beschaffung eines Abhörgerätes, das der Opposition als Bespitzelungsversuch des Ministerpräsidenten untergeschoben werden sollte.
    Inwieweit diese Aktionen Uwe Barschel bekannt waren oder von ihm veranlasst wurden, ist bis heute nicht aufgeklärt. Jedenfalls führten Artikel im Nachrichtenmagazin Der Spiegel vom 7. und 14. September 1987 über die Bespitzelungsaffäre zur politischen Krise in Schleswig-Holstein. Am 18. September 1987 erklärt Barschel in der berühmt-berüchtigten »Ehrenwort-Pressekonferenz«: »Meine Damen und Herren, über diese Ihnen gleich vorzulegenden eidesstattlichen Versicherungen hinaus gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holstein und der gesamten deutschen Öffentlichkeit mein Ehrenwort, ich wiederhole: ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind. Ich danke Ihnen.«
    Bald danach stellt sich heraus, dass die eidesstattlichen Versicherungen in wesentlichen Teilen unzutreffend sind; Uwe
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