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Mord, der keiner sein durfte

Mord, der keiner sein durfte

Titel: Mord, der keiner sein durfte
Autoren: H Wille
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Barschels Version wird brüchig. Er sieht keine andere Wahl, als am 25. September 1987 seinen Rücktritt als Ministerpräsident anzukündigen.
    Am nächsten Tag trifft er sich mit einem Freund aus Studententagen. Sie kennen sich seit 1968, als sie in demselben Studentenheim gewohnt haben. Es handelt sich um Dr. med. Thian-Fung Tjan . Später hatte er sich dann als Hals-Nasen-Ohren-Arzt im Wahlbezirk von Uwe Barschel niedergelassen. Im Frühjahr 1986 nimmt Dr. Tjan an einer offziellen Reise Uwe Barschels nach China teil. Barschel will sich nicht auf die Dolmetscher verlassen, die ihm von chinesischer Seite gestellt worden sind, und nimmt den sprachkundigen HNO-Arzt mit, dem er uneingeschränkt vertraut und den er bei dieser Gelegenheit auf dem Hinflug – scherzhaft – zu seinem »Leibarzt« ernennt. Mitfliegende Journalisten sehen dies als einen Anflug von Größenwahn.
    Barschel und Dr. Tjan brechen zu einem gemeinsamen Spaziergang mit Freya Barschel und einer Tochter auf. Freya Barschel und die Tochter gehen voran, während Dr. Tjan sich mit Uwe Barschel unterhält. Er schlägt ihm vor, eine Weltreise zu machen, möglichst weit weg zu fahren, um zu entspannen. Barschel lehnt ab. Er wolle die Sache »durchstehen« und könne nicht sehr weit weg fahren, damit er für den Untersuchungsausschuss zur Verfügung stehe. Er wolle nur mit seiner Frau nach Gran Canaria fliegen. Am 6. Oktober 1987 tritt Uwe Barschel mit seiner Ehefrau den Urlaub auf Gran Canaria an, den er am 10. Oktober unterbricht.
    Das Team des Stern weiß, dass Barschel im Hotel »Beau Rivage« in Genf ein Zimmer gebucht hat und dort auch tatsächlich ist. Dies haben sie bereits in Hamburg durch den Schweizer Journalisten Frank Garbely erfahren, der für den Stern versucht hat, Barschel am Genfer Flughafen zu interviewen. Garbely stellt gegen 16.30 Uhr fest, dass Barschel im »Beau Rivage« eingecheckt hat, und informiert die Stern- Redaktion in Hamburg. Da sind die Journalisten Anders und Knauer bereits unterwegs.
    Garbely wird gebeten, sich zum Hotel zu begeben und herauszufinden, was Uwe Barschel macht. Garbely geht ein- oder zweimal ins Foyer des »Beau Rivage«, bleibt allerdings dort nicht lange, und da er über Barschel nichts in Erfahrung bringen kann, begibt er sich gegen 19 Uhr nach Hause. Gegen 22 Uhr fährt er wieder zum Hotel und setzt sich an die Bar, um die Ankunft der beiden Journalisten aus Hamburg abzuwarten.
    Bei der Zwischenlandung in Frankfurt ruft Sebastian Knauer im »Beau Rivage« an und verlangt Uwe Barschel zu sprechen, was indessen nicht gelingt. Gegen 22.30 Uhr treffen Anders und Knauer im »Beau Rivage« ein; sie vergewissern sich, ob Barschel noch im Hotel ist, und erkundigen sich an der Rezeption, ob er am kommenden Morgen früh abreisen würde. Zu Barschel selbst bekommen sie keine telefonische Verbindung. Also begeben sie sich beide auf ihre inzwischen gemieteten Zimmer, nicht ohne an dem Zimmer 317 vorbeizugehen, dessen Nummer bereits Frank Garbely in Erfahrung gebracht hatte. Dort hängt ein Schild »Bitte nicht stören« an der Türklinke. Die Stern- Leute veschieben das geplante Interview auf den nächsten Morgen.
    Sie lassen sich um 6 Uhr wecken. Sie treffen sich im Frühstücksraum, um auf jeden Fall Uwe Barschel nicht zu verpassen, falls der bereits früh aufstehen sollte. Hanns-Jörg Anders sieht an der Tür des Zimmers 317 immer noch das rote Schild »Bitte nicht stören«. Sebastian Knauer fragt im Frühstücksraum, ob Uwe Barschel sein Frühstück aufs Zimmer bestellt hat, das wird verneint. Also platzieren sich die beiden Journalisten so, dass Barschel das Hotel nicht verlassen kann, ohne dass sie es bemerken.
    Anders mietet ein Auto bei Avis, damit sie für den Fall des Falles mobil sind, und holt es gegen 9 Uhr ab. Knauer teilt ihm mit, dass er Uwe Barschel immer noch nicht gesehen habe. In der Zwischenzeit hat er einen Flug nach Hamburg gebucht mit derselben Maschine, die Uwe Barschel offenbar nehmen will – Abflugzeit 14.45 Uhr. Knauer ist inzwischen mehrfach in der dritten Etage gewesen. Die beiden Journalisten checken aus dem Hotel aus, um beweglich zu sein. Knauer versucht, von einer Telefonzelle in der Nähe der Rezeption das Zimmer von Uwe Barschel zu erreichen – vergebens. Beide sind der Auffassung, dass ein Interview nur dann noch Sinn macht, wenn es gelingt, Uwe Barschel bis etwa 12 Uhr zu erreichen.
    Hotel »Beau Rivage«, Zimmer 317
    Die Zeit verstreicht. Gegen 12 Uhr klopft Knauer an die Tür
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