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Mord, der keiner sein durfte

Mord, der keiner sein durfte

Titel: Mord, der keiner sein durfte
Autoren: H Wille
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bei diesem Todesfall. Sebastian Knauer und Hanns-Jörg Anders werden am 11. Oktober 1987 als Zeugen vernommen. Sie machen natürlich über die Fotoaktion keine Angaben; dies wird erst später offenkundig, als die Fotos am 22. Oktober 1987 im Stern veröffentlicht werden. Gegen Sebastian Knauer wird daraufhin ein Verfahren wegen Verstoßes gegen Artikel 186 des Schweizerischen Strafgesetzbuches (StGB) eingeleitet, weil er unbefugt das Hotelzimmer betreten hatte und wegen Verstoßes gegen Artikel 179quater des Strafgesetzbuches, weil er, so Knauer , gemeinsam mit Anders »in besagtem Zimmer Lichtbildaufnahmen von bestimmten dort befindlichen Schriftstücken und vom Leichnam des Uwe Barschel machte oder machen ließ und weil ich besagte Fotos in der Illustrierten Stern veröffentlicht hatte«.
    Sebastian Knauer macht diese Aussagen am 1. Juni 1988 im Palais de Justice in Genf vor der Untersuchungsrichterin Claude-Nicole Nardin , die auch zu Beginn die Ermittlungen in diesem Verfahren – nicht gerade sehr glücklich – geleitet hat. Er bestätigt den Vorwurf, dort in dem Zimmer Fotos gemacht zu haben, und sagt aus, dass er die Entscheidung allein getroffen habe, die Aufnahmen zu machen. Er habe mit dem Stern am Vormittag des 11. Oktober zwei Gespräche geführt, und zwar nach der Entdeckung des Leichnams. Zu seiner Verteidigung weist Knauer darauf hin, dass es eine ungewöhnliche Situation gewesen sei und dass er nie förmlich danach gefragt worden sei, ob er Fotos gemacht habe.
    Am 16. November 1990 kommt es zur Verhandlung gegen Knauer, wobei Generalstaatsanwalt Bernard Bertossa die Anklage vertritt. Am 26. November wird Sebastian Knauer zu einer Bewährungsstrafe von drei Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 10 000 Franken verurteilt. Der Kassationshof für Strafsachen des Schweizerischen Bundesgerichts weist die eingelegte Revision mit Entscheidung vom 10. Juli 1992 zurück.
    Auch wenn ein Interview mit Uwe Barschel in Genf nicht mehr stattfinden konnte, bleibt doch eines festzuhalten: Die Journalisten haben die letzten Notizen des Verstorbenen dokumentiert, wenn auch illegal.
    Diese sieben Blatt, überschrieben »Notiz auf Flug LPA-Genf ca. 12.00 Unterlage für UA« und veröffentlicht im Stern, könnten ein Vermächtnis von Uwe Barschel darstellen – aber sind sie es wirklich? Nach der Leseabschrift eines Kieler Kriminalbeamten, der sich umgehend nach Genf begeben hatte, lautet der gesamte Text wie folgt:
    Rätselhaftes »Testament«
    »Notiz auf Flug LPA-Genf ca. 12.00
    Unterlage für UA:
    1) Anruf Sonntag später Nachmittag (wohl 26.9.)
Bei mir zu Hause. Anonym. Schon
der zweite. Der sagte nichts (Woher
haben die unsere Geheimnummer)
Kurzes Gespräch. Mann, Alter schwer
definierbar. (nicht sehr alt) gibt an,
er wisse genaueres über Pfeiffer . Will
sich wieder melden. Sage meiner
Frau nichts. Nächsten Morgen (ich
glaube (27.9.)) Treffen mit Min Schwarz
bei einer Besprechung. Höflichkeit. Erwähne,
dass ich erstmals Angst habe. Sage keine
Einzelheiten. Personen + Objektschutz
wird verlängert. So Schwarz. Geschieht dann
[…] eh.
    (2. Blatt)
    2) Anrufe kommen noch zweimal.
Immer zu Hause. Aber kein Gespräch;
Da im Hintergrund unsere Kinder Lärm
machen. 1 x saugte Frau Lewandowski.
Das allererste Gespräch hatte ich im Arbeitszimmer
(ab?) -angenommen. Diese beiden Anrufe könnten
auch von ganz anderen gewesen sein.
Spreche auch darüber mit niemanden.
Will Freya nicht […][…] Möglich, daß
ich gelegentlich R.L. daran (davon?) erwähne.
Ohne Bedeutung.
    3) Freitag 9.10. Bin gerade wegen Telex
an Kribben im Büro. Anruf für mich. Spanierin
in Zentrale legt Gespräch in freien Raum.
Habe von dort am 8.10. mehrfach mit
Dtland tel. ( Hebbeln , Samson )
Anrufer gibt (sogar auch?) Namen preis. Robert
Ro(h)loff. Habe den Eindruck Name
stimmt nicht. Will mir helfen gegen Pfeiffer.
    (3. Blatt)
    Will kein Geld. Nur Fahrtkosten.
    Will sich mit mir in Madrid treffen.
    Hinterher fällt mir ein, wieso wußte
    er daß ich urspr. n. Madrid zurück wollte?
    Kann nur in Kiel bekannt gewesen
    sein. Oder bei […].. – Reise-Büro.
    Jetzt fahre ich aber über Genf (billiger)
    Kann Kinder bei Bruder besuchen.
    Er will mit dem Auto kommen. Es geht
    nicht – Geld. Pfeiffer hat mind 1
    Hintermann. Der hat ihn ( Roloff )
    betrogen. Rache. Ist nicht bereit zur
    Polizei zu gehen. Material das er mir
    im Flughafen Genf (internationaler
    Info-Punkt ist Treffpunkt) geben will
    soll reichen.
    Wer weiß, ob er kommt.
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