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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf
Autoren: Reginald Hill
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daß eine Abwesenheit von einem Vierteljahr, um ein zerschmettertes Bein zu kurieren, das in Verfolgung seiner Dienstpflichten und eines mörderischen Bergmanns in Mitleidenschaft gezogen worden war, einen etwas lebhafteren Empfang verdient hätte.
    »Hallo, Hector«, sagte er.
    Constable Hector war einer der zuverlässigsten Männer der Polizei von Mid-Yorkshire, konnte man doch zuverlässig davon ausgehen, daß er aber auch gar nichts richtig machte. Er war schon alles gewesen – Ermittlungsbeamter, Kontaktbeamter, Streifenpolizist und Aktenwurm – und nichts lange. Nun war er hier im Empfang gelandet.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte Hector mit einem Zucken im Gesicht, das vielleicht den Eindruck von Alertheit vermitteln sollte, wahrscheinlich aber nur die Reaktion auf den Geschmack des Filzstifts war, den er beim Sprechen aus dem Mund hängen hatte. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Pascoe schaute verzweifelt in den offenen, rot verschmierten Mund und fragte sich zum x-ten Mal, wie es wohl um seinen Pensionsanspruch bestellt war. In den ersten paar Wochen nach seinem Unfall hatte er ernsthaft über den Ruhestand nachgedacht, zum Teil, weil er die Prognose des Chirurgen nicht glauben wollte, daß er so gut wie vollständig genesen würde, zum Teil aber auch, weil es ihm in den langen grauen Krankenhausnächten so vorgekommen war, als hinge seine Ehe davon ab, daß er der Polizei entkäme. Er hatte sogar das Stadium erreicht, wo er das Thema mit Ellie zu ventilieren begann, natürlich nicht unter dem Aspekt der Rettung seiner Ehe, sondern als natürliche Konsequenz seiner Verletzung.
    Sie hatte ihm mit einer Ruhe zugehört, die er nur als Zustimmung auffassen konnte, bis sie eines Tages sein Geplapper von den grünen Weiden des Privatlebens mit der Bemerkung unterbrochen hatte: »Ich habe nie mit ihm geschlafen, das ist dir hoffentlich klar.«
    Es war nicht der rechte Moment, um verständnislos zu fragen: Mit wem?
    »Davon bin ich nie ausgegangen«, sagte er.
    »Oh. Und warum nicht?« Sie klang pikiert.
    »Weil du es mir gesagt hättest.«
    Sie dachte darüber nach und erwiderte dann: »Ja, das hätte ich wohl getan. Es ist ein großer Nachteil in einer Beziehung, wenn einem keine Lüge zugetraut wird.«
    Die Rede war von einem jungen Bergmann, der in dem Unfall, bei dem Pascoe verletzt worden war, getötet wurde und mit dem Ellie eine enge, vielschichtige Beziehung unterhalten hatte.
    »Aber darum geht es sowieso nicht«, sagte Pascoe. »Wir standen am Ende auf verschiedenen Seiten. Und das ist mir nicht recht.«
    »Verschiedenen Seiten? Das glaube ich nicht«, sagte sie. »Wir standen vielleicht in verschiedenen Flügeln auf derselben Seite.«
    »Das ist fast noch schlimmer«, sagte er. »Dann sehe ich dich noch nicht einmal von Angesicht zu Angesicht.«
    »Wenn du mir ins Gesicht sehen willst, hör mit dem Ruhestandsgejaule auf und fang mit diesem Bein zu arbeiten an.«
    Kurz danach hatte Dalziel ihn besucht.
    »Ellie hat mir gesagt, du denkst ans Ausscheiden?«
    »Hat sie das?«
    »Nun mach doch kein Gesicht, als hätte sie Hochverrat begangen, sonst verpaßt man dir noch einen Einlauf! Sie will nicht, daß du aufhörst.«
    »Hat sie Ihnen das gesagt?«
    Dalziel stopfte sich ein Bündel Trauben in den Mund. Hatte Bacchus in Wahrheit so ausgesehen? Man sollte den Anonymen Alkoholikern ein Bild zukommen lassen.
    »Natürlich hat sie das verdammt noch mal nicht getan«, sagte Dalziel saftig. »Aber sonst hätte sie doch nicht davon angefangen, ist doch logisch. Hast du Pralinen?«
    »Nein. Was Ellie betrifft, ich dachte …« Er ließ den angefangenen Satz im Raum stehen, da er Dalziel nicht sein Herz ausschütten wollte. Über vieles konnte er mit ihm reden, aber nicht über seine Ehe.
    »Du hast gedacht, sie würde alles daransetzen, daß du aufhörst? Verdammt richtig, sie wäre begeistert! Aber doch nicht, weil sie es will! Dir soll der Kronleuchter von ganz alleine aufgehen, mein Junge. Darin gleichen sie sich alle. Es reicht ihnen nicht, daß sie geliebt werden, sie müssen auch noch verdammt noch mal recht behalten! Was fällt deiner Frau ein, dir keine Pralinen mitzubringen?«
    »Sie machen dick«, sagte Pascoe loyal trotz Ellies Embargo.
    »Schade. Ich mag Schokolade. Vergiß die bescheuerte Idee, ja? Mach erst einmal die Jahre voll. Und deine Beförderung steht ja auch noch an. Die machen langsam, um sicher zu sein, daß du nicht langsam machst. So, jetzt hau ich besser ab und nehm ein paar Leute hops.
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