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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten
Autoren: Andreas Franz
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alles andereals glücklich ist oder besser war. Die Ehe war eine Katastrophe, was aber nicht an Katharina lag, sondern an meinem Bruder. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich es mit Katharina nicht eine Stunde aushalten würde – das stimmt nicht. Sie ist eine wunderbare Frau. Sie hat zwar eine raue, harte Schale, aber innen drin ist sie zart und sehr verletzlich. Sie hat es nie geschafft, sich von ihm zu lösen. Klaus war ein Mensch mit zwei Gesichtern, höflich, charmant, zuvorkommend, hilfsbereit, aber auch eiskalt berechnend und allein auf seinen Vorteil bedacht. Der höfliche, charmante Klaus hat an alles, was er andern Gutes tat, Bedingungen geknüpft. Er machte nichts umsonst. Wie gesagt, er hat alle nur ausgenutzt. Ich habe ihn nie verstanden und er mich nicht. In den letzten Jahren haben wir uns zwar einigermaßen zusammengerauft, aber es war keine Bruderliebe, weiß Gott nicht. In unsern Adern fließt das gleiche Blut, aber unsere Charaktere unterscheiden sich wie die Elemente Feuer und Wasser.«
    Er presste die Lippen aufeinander und schaute Brandt an, der einfach nur zuhörte, denn ihn interessierte die ganze Geschichte. Als Wedel nicht weitersprach, sagte Brandt: »Fahren Sie fort, ich höre gerne zu.«
    »Ich glaube, ich brauche nicht mehr viel zu sagen, weil Sie ohnehin schon alles wissen. Habe ich Recht?«
    »Nein, ich weiß noch längst nicht alles. Erzählen Sie es mir.«
    »Ich kann das zwar nicht ganz glauben, aber gut. Ich habe Ihnen am Mittwoch gesagt, ich wüsste nichts von den Frauengeschichten meines Bruders. Auch das war nicht die Wahrheit. Soweit ich mich erinnern kann, hat er rumgehurt, seit er siebzehn oder achtzehn war. Ich dachte, das hätte aufgehört, als er Katharina kennen gelernt und geheiratet hat, aber das war ein Trugschluss. Einer wie Klaus ändert sichnicht. Er hatte weiterhin seine Affären, was ich aber erst später erfahren habe. Er war hinter allem her, was Brüste und einen schönen Hintern hatte. Und jung mussten sie sein, am besten siebzehn oder achtzehn, meine Frau war da wohl eine Ausnahme.«
    »Woher wissen Sie das? Hat er es Ihnen gesagt?«
    »Ja, hat er.«
    »Und wann? Am Dienstagabend so gegen halb elf?«
    »Ich bin vom Flughafen direkt nach Offenbach gefahren und habe ihn von einer Telefonzelle aus angerufen, weil ich wusste, dass er bis spät in die Nacht arbeiten würde, da die Ausstellung unmittelbar bevorstand. Ich hatte ihn am letzten Wochenende kurz besucht und gefragt, ob es ihm recht sei, wenn ich mal in der Galerie vorbeikäme, auch abends. Er hat gemeint, ich könne jederzeit kommen, weil er wegen der Ausstellung meist bis Mitternacht dort zu finden sei, ich solle nur vorher anrufen, sollte es spät werden. Wie gesagt, ich habe ihn angerufen und gefragt, ob ich gleich vorbeikommen könne. Ich bin über die Straße zum Hintereingang … Zwei Minuten später war ich drin.« Er holte tief Luft und schloss für einen Moment die Augen. »Er dachte, ich käme wegen der Bilder, und wollte sie mir zeigen, aber was interessieren mich diese verdammten Bilder von Patterson! Ich hatte ganz andere Sorgen. Ich habe nicht lange um den heißen Brei herumgeredet, sondern ihn einfach nur gefragt, warum er das gemacht hat. Er hat mich erstaunt angesehen und mich in seiner typisch aufgesetzt unschuldigen Art gefragt, was ich meinen würde.«
    »Sie haben ihn auf Ihre Frau angesprochen, richtig?«
    »Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass er und Christine …« Er schluckte schwer, Tränen liefen ihm übers Gesicht, die er mit dem Handrücken abwischte. »Die beidenhatten fast zwei Jahre lang ein Verhältnis, ohne dass ich Idiot auch nur das Geringste bemerkt habe. Aber das ist wohl auch meine Schuld, denn ich habe Christine viel zu oft allein gelassen. Stutzig bin ich erst geworden, als ich kurz nach Kaufungs Tod von einer zehntägigen Reise zurückkam und meine Frau plötzlich nicht mit mir schlafen wollte. Sie sagte, sie habe einen ansteckenden Pilz, und ich dachte, okay, dann warten wir eben, bis er weg ist. Aber er ging nicht weg. Schließlich hat sie gesagt, mit Kondom sei es kein Problem. Seltsamerweise hat sie sich aber auch kaum noch von mir in den Arm nehmen lassen, unsere Konversation beschränkte sich auf das Notwendigste, und ich habe mich gefragt, was mit ihr los ist.
    Und dann sind fast zwei Monate vergangen, und ich sollte noch immer ein Kondom benutzen. Ich habe gedacht, irgendetwas stimmt hier nicht, aber ich wäre nicht im Entferntesten darauf
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