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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten
Autoren: Andreas Franz
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sagen, was Ihre Frau gemacht hat – sie hat telefoniert, und zwar bis zweiundzwanzig Uhr achtundvierzig. Aber das ist jetzt nebensächlich. Bei einem Flug von Portugal nach Deutschland müssen Sie nicht den Zoll passieren. Sie checken alle Geräte, steigen aus dem Flugzeug aus, wechseln vielleicht noch ein paar Worte mit Kollegen und sehen zu, dass Sie so schnell wie möglich nach Hause kommen. Das dürfte unter normalen Umständen sechzig bis siebzig Minuten dauern. Ich gehe aber davon aus, dass Sie es an diesem Abend besonders eilig hatten, was leicht nachzuprüfen sein dürfte, wenn ich Ihre Kollegen frage. Habe ich Recht?«
    Wedels Gelassenheit schwand zusehends. Er atmete schwer, stand auf und stellte sich mit dem Rücken zu Brandt ans Fenster, das auf den Garten hinausging.
    »Und wenn Sie Recht haben, was beweist das schon? Ich wollte nur schnell zu meiner Frau, das habe ich bereits gesagt.«
    »Sie lieben Ihre Frau sehr, zumindest macht es den Eindruck auf mich.«
    »Ja, ich liebe sie über alles. Ist das ein Verbrechen?«
    »Es gibt nichts Schöneres als die Liebe. Und nichts Schlimmeres, wenn sie zerstört wird. Ich kann da mitreden, wenn vielleicht auch nicht so wie Sie.«
    Wedel stand noch immer am Fenster, eine Hand in der Hosentasche, in der andern das leere Glas. Seine Stimme klang unnatürlich, kehlig, als er sagte: »Also gut, ich werde Ihnen etwas erzählen. Die Liebe ist schön und oft nicht fair. Christine hat auf eine ganz besondere Weise mein Leben bereichert. Wissen Sie, wie das ist, wenn man gerade mal zehn und elf ist und die Mutter Knall auf Fall über Nacht mit ihrem Liebhaber durchbrennt und der Vater die einzige Bezugsperson ist? Er hat aber keine Zeit, sich um uns zu kümmern, weil die Arbeit ihn voll und ganz in Anspruch nimmt. Was hat er also getan? Er hat uns ins Internat gesteckt. Anfangs habe ich ihn dafür gehasst, als ich älter wurde, habe ich ihn verstanden. Er hatte gar keine andere Wahl. Er hat unter der Trennung unglaublich gelitten und wollte von Frauen nichts mehr wissen. Das blieb bis zu seinem Tod so. Er ist regelmäßig in ein Edelbordell gegangen, wo er seine Stammhuren hatte, aber eine feste Bindung wollte er nicht mehr eingehen. Klaus und ich haben das Internat durchgestanden, wir haben unser Abitur gemacht, und während Klaus BWL studiert hat, habe ich meine Pilotenausbildung absolviert. Ich hatte über die Jahre hinweg einige Freundinnen, aber keine von ihnen hat mir wirklich etwas bedeutet. Bis ich Christine kennen lernte. Es hat sofort zwischen uns gefunkt, ich war vom ersten Moment verliebt wie ein Schuljunge. Sie erschien mir wie eine Rose, die gerade am Aufblühen war, zart, zerbrechlich,wunderschön, aber natürlich auch mit Dornen, die ich jedoch nicht gesehen habe oder sehen wollte.
    Sie hatte Kunst studiert, und ihre Bilder haben mich von Anfang an fasziniert. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie diese Bilder dort draußen sehen«, er deutete auf das Wohnzimmer, »aber ich finde, sie stecken voller Gefühl, Sehnsucht und verborgener Leidenschaft. Ich habe nie erkannt, dass diese verborgene Leidenschaft ein Teil von Christines Persönlichkeit ist. Sie hat sich selbst in diesen Bildern ausgedrückt, was ich nie erkannt habe … Nun ja, wir waren fast zwei Jahre zusammen, bis wir endlich heirateten. Wir haben das in aller Stille getan, in Las Vegas, in einer dieser vielen kitschigen Kapellen, wo noch kitschigere Musik gespielt wird und ein Typ ein paar Standardsätze runterleiert und schließlich sagt, dass wir jetzt Mann und Frau sind. Das ist im Dezember acht Jahre her.«
    Er hielt inne, drehte die Tischplatte, unter der sich mehrere Flaschen Whiskey, Cognac, Wodka und andere hochprozentige Getränke befanden, holte eine Flasche Whiskey heraus und schenkte sich nach.
    »Klaus und ich sind grundverschieden. Ich sehe das Leben aus zwei Blickwinkeln, zum einen aus dem ernsten, der aus Verpflichtungen, Hingabe und Arbeit besteht, und zum andern aus jenem, der uns Freude, Spaß und die Leichtigkeit des Seins vermittelt. Und wenn man beides kombiniert, ist das Leben schön. Klaus aber sah das Leben immer nur aus einem Blickwinkel – es musste Spaß machen. Ihm ging jede Ernsthaftigkeit abhanden, er suchte Spaß, und er fand ihn. Dabei machte er vor andern nicht Halt, er benutzte Menschen, er nutzte sie für seine Zwecke aus und warf sie weg wie Müll, wenn er sie nicht mehr brauchte. Nur Katharina hat sich nicht wegwerfen lassen, aber ich weiß, dass sie
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