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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Maximo Duncker
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gesessen hatte, standen im zweiten Teil lediglich zwei leere Weingläser, die beide von Bruno stammten, der selbst auf dem Nachbarstuhl lümmelte.
    Aber es wird schon nichts passiert sein, hatte sich Kai selbst beruhigt. Peggy wird ihr Gepäck in die Gästewohnung gebracht haben und dort irgendwie eingeschlafen sein. Sie hatte sehr müde ausgesehen, als sie an die frische Luft gegangen war. Und auf jeden Fall würde Kai, wenn er hier fertig war, in der Wohnung nachschauen, wie es Peggy ging. Ein Vorsatz allerdings, den Kai längst wieder vergessen hatte, als die Lesung dann tatsächlich vorüber war.

Verhängnisvolle Leidenschaft
    Vielleicht half ja ein bisschen Sauerstoff. Peggy war hundemüde, entweder die Fahrt steckte ihr noch in den Knochen oder diese saublöde Erkältung kam zurück, die sie sich neulich im Baum eingefangen hatte. Immer dieser Bruno mit seinen dusseligen Einfällen!
    Sie atmete die frische, kühle Luft tief ein, und sie drehte ihr Gesicht himmelwärts in den Regen. Dann versuchte sie, ihren Wagen zu finden.
    Aber dort, wo vorhin nur ihr Corsa gestanden hatte, war jetzt die ganze Dorfstraße zugeparkt. Es dauerte einige Minuten, bis sie ihn endlich entdeckt hatte. Doch statt zügig ihr Gepäck aus dem Kofferraum zu holen und in die Gästewohnung zu bringen, hatte sie plötzlich eine andere Idee. Sie war sowieso nicht besonders scharf darauf, noch den zweiten Teil der Lesung zu hören. Schon beim ersten hatte sie kaum die Augen offen halten können. Außerdem kannte sie das Buch schon, und sie fand es im Übrigen auch nicht besonders spannend. Sie wollte jetzt einfach noch ein bisschen hier draußen bleiben und die Ruhe genießen. Die Landluft.
    Peggy öffnete die Fahrertür und griff in die Seitentasche. Dort hatte sie für ganz besondere Situationen etwas deponiert, von dem nicht mal ihre Mutter wusste, dass sie es ab und zu benutzte. Oder sollte sie sagen: brauchte. Es war ein Feuerzeug. Und es war eine angebrochene Schachtel Zigaretten, aber die gute Sorte aus dem Bioladen. Die ohne künstliche Zusatzstoffe und Aromen. Die, die nicht süchtig machten. Sie nahm die Zigaretten, ging um den Corsa herum, öffnete die Heckklappe und setzte sich auf die Ladefläche. Dann zog sie eine Zigarette aus der Schachtel und ließ das Feuerzeug aufleuchten.
    Schon nach dem ersten tiefen Zug befiel sie ein leichtes Schwindelgefühl. Es war angenehm, und es verstärkte die Wirkung des Alkohols. Sie musste unbedingt etwas essen, nachher, wenn das Büfett eröffnet wurde, dachte Peggy. Das Letzte, was sie zu sich genommen hatte, war die Soljanka im Landgasthaus gewesen. Das lag jetzt schon wie lange zurück? Sie überlegte, war dann aber zu erschöpft, um es auszurechnen.
    Sie genoss lieber die Zigarette. Das Geräusch des Regens. Die leisen Stimmen aus der Kulturscheune, das Lachen und Gläserklirren. Die Einsamkeit nach all dem Trubel.
    »Haben Sie Feuer?« Eine freundliche Stimme, aber eine Stimme, die aus dem Nichts gekommen war. Aus dem Dunkel der Dorfstraße von Wiepershof.
    »Ja«, sagte Peggy und griff nach dem Feuerzeug, das auf der Ladefläche lag.

Schlacht am großen Büfett
    »Und hiermit, liebe Freundinnen und Freunde unseres Kulturscheune e. V., eröffne ich das Büfett«, rief Frau Schmidt-Balldruscheidt der hungrigen Gästeschar entgegen. Da war es zehn vor zehn.
    »Ah« und »Oh« kam es aus den Reihen der Literaturfreunde zurück. Hätte nur noch gefehlt, dass Frau Schmidt-Balldruscheidt feierlich ein rotes Band mit einer goldenen Schere durchtrennt hätte, dachte Kai van Harm und nahm sich einen Teller, um ihn mit einigen der selbstgebastelten Speisen zu füllen: Nudelsalat, Reissalat, Kartoffelsalat. Mozzarella mit Tomate und ohne Basilikum sowie ein leicht angesengtes Stück Quiche. Aber diese Kochunfälle waren ihm jetzt egal, denn er war noch euphorisch wegen des alles in allem doch recht gut gelungenen Auftritts, und außerdem war er von einer gewissen Gleichgültigkeit erfüllt, die hauptsächlich auf das Konto des Gratis-Rieslings ging.
    »Keene Würstchen und keene Buletten, wat soll denn dit für ein Büfett sein«, maulte dagegen Bruno herum. Dennoch stopfte er die Kohlenhydratsalate schnell und gekonnt in sich rein. Er nahm keine Gabel dazu, wie Kai und auch einige andere der Gäste staunend feststellten, sondern einen Löffel, der eigentlich zur Aufnahme einer kalten Gemüsesuppe vorgesehen war.
    Es war schon zwanzig Minuten nach zehn, als Bruno Zabel, satt und angetrunken,
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