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Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall
Autoren: Dawn A. Nelson
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kleinen Schweinsäuglein verdunkelten sich, und sie verzog die rosa verschmierten Lippen zu einem Knurren, das ihre bräunlichen Zähne zeigte. Morag schauderte und wich einen Schritt zurück.
    »Bist du gestern Abend zu Bett gegangen, ohne den Abwasch zu erledigen?«, knurrte Moira. »Hab ich dir nicht immer gesagt, dass du deine Pflichten zu erledigen hast, bevor du schlafen gehst? Du verwöhntes, nichtsnutziges Mädchen!«
    »Ich hatte keine Zeit, Moira – ich meine – Mum«, erwiderte Morag flehentlich. Plötzlich war ihr sehr übel.
    »Du hattest keine Zeit ?«, höhnte Moira. »Oh, es muss hart sein, dafür Zeit zu finden, da du doch so viele Freunde hast – nein, warte. Du hast ja überhaupt keine Freunde, erinnerst du dich?«, kreischte sie. Sie stand auf, stapfte zu Morag hinüber und blieb neben dem Schrank stehen. Dann beugte sie sich vor, sodass ihre Nasen sich beinahe berührten. Ihr fauler Atem war so überwältigend, dass Morag sich angewidert abwandte.
    »Also, was hast du gestern den ganzen Abend gemacht, statt deine Arbeit zu tun?«, fragte Moira zischend. »Du kannst mit niemandem gespielt haben«, schnaubte sie. »Ich weiß nicht, wie oft ich Jermy gesagt habe, dass du ein nutzloser Klotz bist. Deine Eltern müssen das Gleiche gedacht haben, sonst hätten sie dich nicht verlassen. Ich wette, du hast dich prächtig über uns amüsiert, nicht wahr? Ich wette, du hast es komisch gefunden, diese Schweinerei stehen zu lassen.«
    »Nein, nein, so war es nicht, ganz bestimmt.« Morag wich einen Schritt vor ihr zurück. »Ich habe die übrigen Arbeiten erledigt und dann musste ich meine Hausaufgaben machen und wollte eigentlich noch spülen, aber ich bin eingeschlafen. Es tut mir leid! Ich werde mich jetzt gleich um den Abwasch kümmern«, sagte sie, voller Angst vor dem, was vielleicht als Nächstes geschehen würde. Unbewusst tastete sie nach dem tröstlichen Ledereinband des Buches in ihrer Tasche und hielt es fest, während sie sich mit aller Macht wünschte, dass Moira nicht noch wütender wurde.
    »Und ob du das tun wirst«, schrie Moira. »Aber nicht bevor du mir Frühstück gemacht hast. Und beeil dich, ich bin halb verhungert.«
    Sie zog erneut an ihrer Zigarre und blies Morag den Rauch ins Gesicht, als würde dies dafür sorgen, dass das Mädchen noch härter arbeitete.
    »Was ist das für ein Lärm?« Jermys strenges Gesicht erschien in der Tür. Büschel fettigen Haares standen ihm in seltsamen Winkeln vom Kopf ab, als hätte er einen massiven Elektroschock bekommen. »Kann man nicht einmal in Ruhe schlafen, ohne dass du wie eine Todesfee kreischst, Frau?«, blaffte er.
    »Sie«, sagte Moira und zeigte mit einem Wurstfinger auf Morag, »hat gestern Abend die Hausarbeiten nicht erledigt.« Sie verschränkte mit einem Ausdruck boshafter Selbstgefälligkeit die Arme vor der Brust.
    »Was soll das heißen, sie hat sie nicht erledigt?«, fragte Jermy und sah sich um. Er erblickte das schmutzige Geschirr in der Spüle und kam mit einem bedrohlichen Stirnrunzeln auf Morag zu. Morags Herz begann zu rasen. Sie wusste, was als Nächstes passieren würde. Jermy hockte sich vor sie hin, sein fleckiges, hageres Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrer Nase entfernt. Sie wich zurück, presste die Augen fest zusammen und hielt den Atem an.
    »Tu. Deine. Arbeit«, fauchte er und betonte jedes Wort. »Sonst setzt es was, hörst du?«, fügte er hinzu. Er war ihr so nahe, dass sie Speicheltröpfchen von seinen Lippen fliegen sehen konnte. »Schau mich an! Hörst du mir zu?« Seine schroffe Stimme war noch beängstigender als gewöhnlich.
    Morag spähte unter ihren Lidern hervor und nickte benommen.
    »Aber mach mir zuerst Frühstück!«, meldete Moira sich aus der Ecke des Raums zu Wort. Sie hatte sich wieder an den Tisch gesetzt. »Sag es ihr, Jermy.«
    Jermy verdrehte die blutunterlaufenen Augen und stand auf. »Und mach deiner Mutter Eier und Speck.«
    Er ließ die Hand sinken und drehte ihr den Rücken zu. Erleichtert stellte Morag fest, dass sie wieder atmen konnte. Sie sah zu, wie Jermy zu Moira hinüberging. Während sie die beiden betrachtete, erfüllte abermals Furcht ihr Herz.
    »Sie ist nicht meine Mutter«, sagte sie leise und mit zitternden Lippen. Sie brach ab, als Jermy wie angewurzelt stehen blieb und zu ihr herumfuhr. Seine Augen glitzerten vor Bosheit.
    »Was hast du gesagt?«, fragte er. Wieder stolzierte er auf Morag zu, mit Augen, so schmal wie die einer Katze, die sich an ihre Beute
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