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Mopsküsse: Roman (German Edition)

Mopsküsse: Roman (German Edition)

Titel: Mopsküsse: Roman (German Edition)
Autoren: Carin Müller , Micha Goebig
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Lebensgefährte!«
    »Hugo wie? Ich kenne nur Hugo Boss! Und eines sage ich Ihnen, mit diesem Mistvieh will ich nichts zu tun haben!« Antonella rang immer noch um Fassung. »Ich kann Hunde nicht ausstehen!«
    »Das sollten Sie sich vielleicht noch mal überlegen«, sagte Dr. Stern, nun merklich kühler. »Denken Sie an die Klausel im Testament. Kein Hugo, kein Erbe! Im Übrigen ist Hugo kein ›Mistvieh‹, sondern ein reinrassiger vierjähriger Mops mit erstklassigem Pedigree. Darauf legte ihre Tante größten Wert.«
    Antonella fühlte sich wie in einer schlechten Komödie. Sie hatte für Haustiere generell nichts übrig und schon gar nicht für die ebenso jämmerliche wie peinliche Kreatur, die da vor ihr saß und missmutig vor sich hin grummelte. So wie diese Wurst auf Beinen aussah, taugte Hugo nicht mal als Joggingbegleiter.
    »Wir sollten jetzt in die Wohnung gehen. Sie ist nicht weit von hier.« Er drückte Antonella die Leine in die Hand, und zu dritt verließen sie die Kanzlei.
    Wenige Minuten später öffnete Dr. Stern die Haustür eines gepflegten vierstöckigen Altbaus. Die Wohnung befand sich im Hochparterre. Adrian reichte Antonella den Schlüssel. »Willkommen zuhause!« Zögernd schloss sie die Wohnungstür auf. Hugo war plötzlich sehr munter geworden und drängte hinein.
    »Heilige Scheiße!«, entfuhr es Antonella, als sie dem Hund folgte. Tantchen mochte eine exzentrische Lebenskünstlerin gewesen sein, Geschmack hatte sie keinen gehabt. Die Einrichtung war ein einziger Alptraum. Jeder Quadratzentimeter Boden war von Orientteppichen bedeckt, an den Wänden hingen großformatige Ölschinken unbestimmter Herkunft. Regale und Vitrinen quollen über von bizarrem Nippes und staubigen alten Büchern, und vor den schönen, großen Fenstern hingen düstere, schwere Samtvorhänge. Die Wohnzimmereinrichtung war ein Prachtexemplar Gelsenkirchener Barocks.
    »Das ist wirklich entsetzlich«, jammerte sie. »Da kriegt man ja schon vom Hinsehen Depressionen. Hier halte ich es keinen Tag aus!«
    »Wie Sie meinen«, antwortete Dr. Stern, »dann informiere ich jetzt den Tierschutzverein!«
    »Nein!«, schrie Antonella auf. »Gibt es denn keine andere Lösung? Ich meine, Tantchen ist tot, was kümmert sie es schon? Lassen Sie uns die Wohnung verkaufen, wir machen Halbe-Halbe, und den Hund kriegen Sie auch noch. Damit sind dann alle glücklich.« Sie blickte ihm verschwörerisch in die blauen Augen.
    »Also, ich muss mich doch sehr wundern!« Der Anwalt war ehrlich empört. »Der letzte Wille Ihrer Tante ist rechtsverbindlich. Da haben Sie mit einer Anfechtung nicht die geringste Chance. Außerdem: Wenn Sie sich schon zu ihren Lebzeiten nicht um sie gekümmert haben, sollten Sie jetzt wenigstens ihren letzten Wunsch respektieren!«
    Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Er kannte sie doch gar nicht, und jetzt spielte er hier den Rächer der Enterbten – oder in diesem Fall eher der Vererbenden. Frechheit! »Nun gut«, sagte sie, »ich werde jetzt nach Hause fahren und über alles gründlich nachdenken.«
    »Sie werden nirgends hinfahren, fürchte ich«, antwortete er ruhig. »Das Testament ist da ganz eindeutig: Das Erbe ist sofort anzutreten, damit Hugo nicht mehr Zeit als nötig in fremder Umgebung verbringen muss! Also entweder Sie bleiben oder ich rufe den Tierschutzverein an. Das liegt ganz bei Ihnen!«
    »Sie sind gemein! Ich brauche doch meine Sachen.« Antonella fühlte sich in die Ecke gedrängt. Das Erbe auszuschlagen kam natürlich nicht in Frage. Endlich müsste sie sich das andauernde Klagen ihrer Mutter nicht mehr anhören. Andererseits war allein der Gedanke, hier in dieser Wohnung zu bleiben, unerträglich. Von dem Mops ganz zu schweigen.
    »Vielleicht kann Ihnen ja jemand Ihre Sachen vorbeibringen«, schlug Dr. Stern beruhigend vor. »Und ehe die Stimmung völlig kippt«, er zog aus seiner Jackettasche einen Umschlag hervor, »hier sind Ihre ersten achthundert Euro. Das sollte für das Nötigste reichen.«
    »Danke«, murmelte Antonella.
    »Ich muss jetzt gehen. Sie wissen, wo Sie mich finden.« Ein bisschen boshaft fügte er hinzu: »Hugo braucht jetzt viel Zuwendung und Liebe. Er muss einen schweren Schock verarbeiten. Ich komme immer mal wieder vorbei und sehe nach, ob alles in Ordnung ist. Und denken Sie dran, ein trauriger Hugo ist ein Fall für den Tierschutzverein! Arrivederci, Signorina.« Und weg war er.
    »Das darf doch alles nicht wahr sein«, jammerte Antonella. »Das ist
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