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Mopsküsse: Roman (German Edition)

Mopsküsse: Roman (German Edition)

Titel: Mopsküsse: Roman (German Edition)
Autoren: Carin Müller , Micha Goebig
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eigene Nachkommen versagt hat, erkläre ich Antonella De Anna, geboren am 18.6.1975 in München, wohnhaft in München, unter später folgenden Auflagen zu meiner Alleinerbin. Obwohl ich Antonella persönlich fast nicht kenne, ist sie mir nach allem, was ich von ihr weiß, ein Ebenbild im Geiste. Laut meiner Schwester Rosemarie Huber, Antonellas Großmutter, ist ihre Enkelin das schwarze Schaf der Familie, der Sargnagel ihrer Mutter. Gerne gibt sie sich dem Müßiggang und ausgedehntem Körperkult hin, eine solide Ausbildung lehnt sie offenbar kategorisch ab. Kurzum, sie ist absolut würdig, in meine Fußstapfen zu treten.«
    Antonella schnappte hörbar nach Luft. Ihre Wangen waren knallrot angelaufen. Das war ja ungeheuerlich. Woher wusste die alte Kuh das alles? Gut, sie hatte ihr Innenarchitekturstudium kurz vor dem Vordiplom abgebrochen, aber die Schreinerlehre vorher hatte sie durchgezogen – wenn auch ohne Begeisterung. Aber Müßiggang? Ihr Triathlon-Training konnte man ja wohl kaum als Körperkult bezeichnen. Das machte sie nur, um sich ihre drei üppigen Mahlzeiten täglich ungestraft gönnen zu können. Außerdem arbeitete sie praktisch fast immer! Kellnerjobs gab es ja schließlich wie Sand am Meer.
    »Alles in Ordnung?« Dr. Stern bemühte sich mannhaft, ein amüsiertes Lächeln zu verbergen. »Soll ich weiterlesen?«
    »Bitte«, krächzte Antonella peinlich berührt.
    »Ich überlasse Antonella De Anna meine Wohnung in der Weberstraße 27. Außerdem erhält sie aus meinen Treuhandfonds jeden Monat achthundert Euro, um die laufenden Kosten der Wohnung zu begleichen und um Hugo von Hofmannsthals Bedürfnissen gerecht zu werden. Wenn mein geliebter Hugo mir eines hoffentlich fernen Tages, nach einem ausgefüllten und glücklichen Leben, in die Sphären der Unendlichkeit folgen wird, erhält Antonella mein restliches Vermögen: das Haus in der Weberstraße 27 und meinen gesamten Treuhandfonds. Auflagen: Antonella De Anna verpflichtet sich, umgehend in die Wohnung einzuziehen. Ich möchte nicht, dass Hugo lange in einer fremden Umgebung bleiben muss. Sie verpflichtet sich weiter, Hugo liebevoll zu betreuen und all seine Wünsche zu erfüllen. Sollte sich Antonella einer oder allen Auflagen widersetzen, fällt mein komplettes Vermögen dem Frankfurter Tierschutzverein zu. Dr. Adrian Stern, der Anwalt meines Vertrauens und Treuhänder meines Vermögens, wird sich regelmäßig von Hugos Wohlergehen überzeugen. Dafür, dass er Hugos Befinden kontrolliert und sich um sämtliche Angelegenheiten das Haus betreffend kümmert, erhält er eine monatliche Pauschale von fünfhundert Euro aus meinen Fonds. Kommt er zu dem Schluss, dass es Hugo nicht gut geht, wird er in meinem Sinne entsprechende Schritte einleiten. Ich bin mir aber sicher, dass Antonella meinen Hugo bestimmt genauso lieben wird wie ich selbst. Elsa Fried, am 2.12.2005.«
    Antonella war sprachlos. Was hatte das alles nur zu bedeuten?
    »Michele, zwei Espresso und zwei Grappa bitte!«, rief der Anwalt in Richtung Tresen. »Sie sehen so aus, als könnten Sie einen Schnaps gebrauchen!«
    »Ja, danke«, murmelte sie schwach.
    »Freuen Sie sich doch! Sie sind eine wohlhabende Frau, oder zumindest werden Sie in einigen Jahren eine sein. Dann, wenn der treue Hugo von uns gegangen ist. Und bis dahin werden Sie beide wirklich ein Traumpaar sein!« Dr. Stern wirkte plötzlich sehr vergnügt.
    »Wer um Himmels willen ist denn dieser Hugo?«, fuhr Antonella ihn an.
    »Sie kennen Hugo nicht?« Er zog mit gespieltem Erstaunen eine Braue hoch. »Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass Frau Fried ihn bei Ihren zahlreichen Telefonaten nie erwähnt hat. Jetzt trinken Sie mal Ihren Kaffee, dann stelle ich Ihnen Ihr neues Domizil und Ihren Schützling vor.«
     
    Nach dem Essen gingen sie schweigend zurück zur Kanzlei. Antonellas Gedanken fuhren Achterbahn. So hatte sie sich diesen Tag wirklich nicht vorgestellt.
    »Hallo, Frau Haubrock«, begrüßte Adrian seine Sekretärin. »Wo ist denn unser kleiner Gast?«
    Frau Haubrock tauchte unter ihren Schreibtisch ab, angelte nach etwas und zerrte dann an einer Leine ein unförmiges schwarzes Etwas hervor. »Hier ist er!« Sie reichte mit einem spöttischen Lächeln in Antonellas Richtung ihrem Chef die Leine. Am anderen Ende hing …
    »Hugo! Sag guten Tag zu deinem neuen Frauchen!« Adrian Stern klang außerordentlich fröhlich.
    »Was ist das?« Antonellas Stimme zitterte.
    »Das ist Hugo von Hofmannsthal, Ihr neuer
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