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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
Autoren: Simon Higgins
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Seine Einschätzung ihrer Person sollte jetzt besser richtig sein, dachte er. Zunächst zögerlich beschrieb er seine Trainer, einen nach dem anderen, wurde dann immer offener und gewagter mit seinen Enthüllungen, als er fortfuhr. Er beobachtete Nachtfalkes gespanntes Gesicht, das von den Schatten der Höhle gesprenkelt war, während er ihr von diesen besonderen Gesprächen und Momenten berichtete, in denen er seine Lehrer wirklich kennengelernt hatte. Wer sie waren, nicht was sie taten. Sie lachte über Moons Geschichten von Groundspider; über seine Wortspielereien, seinen merkwürdigen Stolz auf seine Größe und seinen Appetit und über sei ne Unfähigkeit, einen Fluss mit Mizu Gumo zu überqueren. Sie wurde ganz still und nickte dann feierlich, als er Eag les Worte über
die unvorhersehbare Macht des Schicksals und über die Notwendigkeit, sich auf den eigenen Instinkt zu verlassen, wiederholte.
    »Dass du zu uns gehörst und jetzt mit mir nach Hause kommen sollst …«, sagte Moon ihr, »…das ist wohl die instinktivste Überzeugung, die ich je empfunden habe.«
    Nachtfalke sah ihn an. Tränen quollen ihr aus den Augen. »Nach Hause?«, sagte sie. »Ich bin vom Clan Fuma. Sie sind mächtig und kunstfertig, aber ich habe ihre Felsenburg nie als mein Heim betrachtet.« Sie wischte sich mit einem Knöchel über ein Auge und schaute weg.
    Er nickte und fuhr fort. Sie war erstaunt und offenbar beeindruckt, als er enthüllte, dass Badger, der Archivar und Erzbrummbär, in Wirklichkeit der viel gepriesene Gelehrte Hosokawa war, der der Welt draußen aus Gewissensgründen den Rücken zugekehrt hatte. Nachtfalke schüttelte den Kopf, sichtbar fasziniert, als er ihr erzählte, was für ein wilder Mann Mantis gewesen und dass er ein noch wahrerer Krieger geworden war, als er sein Bedauern eingestand und Mitgefühl zu zeigen lernte. Als er schließlich davon sprach, wie er in dem sonnenbeschienenen Garten mit Heron über Einsamkeit gesprochen hatte, und von allem, was sie ihm bedeutete, ließ Nachtfalke ihren Kopf hängen und weinte.
    Moon legte ihr eine Hand auf die Schulter, biss sich auf die Lippen, unsicher, was er als Nächstes sagen oder tun sollte. Sie wischte sich über die Wangen,
dann blickte sie mit einem verletzlichen Lächeln zu ihm auf.
    »Ich wusste, dass du im Zweikampf tapfer bist«, schniefte sie, »aber ich sehe jetzt auch, dass du noch eine andere Art von Mut besitzt. Ich habe deine Worte gehört und ich möchte genauso tapfer sein.« Sie rieb sich mit ihrem Ärmel über die Nase. »Ich habe nie von einem Schattenclan wie eurem ge hört. Ich werde mit dir kommen. Ich werde mich ihrem Mitgefühl ausliefern. Was dann passiert …«. Sie hob stolz ihr Kinn und ein Hauch von Zähigkeit leuchtete in ihren Augen auf. »…der Rest ist Schicksal.«
    Moon ließ zu, dass sie sich beide noch etwa zehn Minuten erholten, dann verließen sie die Höhle und kämpften sich Seite an Seite den Hügel hoch und über den mit Fels brocken übersäten Grat. So auf geregt und erleichtert er über Nachtfalkes Entscheidung war, der störende Eindruck, dass er etwas vergessen hatte, plagte ihn immer noch. Die Schlucht lag vor ihnen.
    »Ja«, sagte Nachtfalke und atmete die klare Luft tief ein. Dann packte sie ihn am Ärmel. »Ich bin immer noch ein bisschen verwirrt. Das muss das Gift sein. Aber ich glaube, ich spüre jemanden. Einen Shinobi.« Sie schüttelte den Kopf und warf ihre schlammbedeckten Haare nach hinten. »Ich glaube.«
    »Ja, gut!« Moon nickte. »Wenn sie nicht durch irgendetwas aufgehalten worden sind, müssen das meine Leute sein, die du spürst.«
    Er überprüfte die Schlucht. Sie war viel leicht einhundert Schritte weit und wurde von einer engen
Seilbrücke überspannt, der Art, die man nur einer nach dem anderen betreten kann. Die vier tragenden Taue sa hen mürbe aus, Tei le waren abgesprungen, aber im Gan zen wirkte die Brücke stabil genug. Auf der anderen Seite der Brücke war niemand zu sehen. Seine Kameraden vom Grauen Licht würden sich verstecken, sich im Verborgenen halten, bis sie ihn erkannten.
    Der Himmel klarte auf, aber er hörte immer noch Wasser: Stromschnellen brüllten unter der Brücke, wo die gezackten Steinwände der Schlucht enger wurden.
    Er spähte in die Tiefe unter ihm. Kein schöner Ort, um auszurutschen, dachte Moon. Es war ein langer Weg nach unten und der Kopf würde dabei auf die unnachgiebigen Felsen schlagen. Nach unten in den Weg einer großen Wassermasse, vielleicht
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