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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights
Autoren: Carina Mueller
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sah nicht so aus, als wäre ihm
das unangenehm. Vermutlich lag es an meinen Eisgriffeln. Ich
hatte immer kalte Hände. Als ob ich tot wäre ... Das war echt
lästig.
»Ich hatte dich gar nicht kommen hören«, stammelte ich, doch
Liam schaute mich nur belustigt an.
»Wärst du dann nicht gestolpert?« Ein leichtes Grinsen umspielte
seine Mundwinkel.
Ich wusste, dass ich völlig hilflos in seinem Arm lag, während zu
allem Übel wahrscheinlich noch mein Mund offen stand, als wäre
ich geistesgestört, doch ich konnte nichts dagegen tun. Seine
Ausstrahlung war so überwältigend, dass mir die Luft wegblieb.
Der Ozean konnte auch nicht mehr Tiefe besitzen, als der
umwerfende Ausdruck seiner Augen. Der Moment, in dem er
mich festhielt, dauerte nicht lange. Viel zu schnell ließ er mich
wieder los, doch die Intensität seines Blickes brauchte auch nicht
länger, um mir begreiflich zu machen, dass Liam mit Abstand der
wunderbarste Mensch war, den ich je getroffen hatte. Verlegen
schlug ich die Augen nieder.
»Danke«, murmelte ich und wollte ihm die Kiste wieder
abnehmen.
»Ich mach das schon«, sagte er fürsorglich und schritt elegant die
Treppe hinauf. Immer noch benommen von seiner Berührung
schlich ich hinter ihm her. Oben angekommen schaute mein Vater
uns ungeduldig an.
»Wo wart ihr denn so lange?«, fragte er vorwurfsvoll.
»Die restlichen Bananen holen«, entgegnete Liam gelassen, doch
ich wurde knallrot. Mein Dad blickte zwischen mir und Liam hin
und her. Hätte er nur Liam gesehen, wäre das eine normale Frage
mit einer normalen Antwort gewesen, doch meine leuchtende
Gesichtsfarbe verriet uns – oder zumindest mich. Sie sagte
eindeutig aus, dass ich mich nicht nur um die Bananen gekümmert
hatte. Zumindest bildete ich mir das ein. Fred musterte mich.
Schnell wandte ich mich ab und begann, die Bananen aus der
Kiste auf den Verkaufstisch zu legen. Ich hätte schwören können,
mein Dad grinste in sich hinein. Was gab es denn da so dämlich
zu grinsen? Ärgerlich über meine nicht vorhandene Privatsphäre
in diesem Haushalt und über mein immer viel zu schnell rot
werdendes Gesicht, vor allem wenn ich log, mich dann auch noch
ertappt fühlte oder mich bis auf die Knochen blamiert hatte,
grapschte ich eine Banane nach der anderen und flammte sie auf
den Tresen. Ich war mir sicher, Fred würde morgen sämtliche
Bananen aussortieren müssen, da sie bestimmt von oben bis unten
mit Druckstellen übersät sein würden, nachdem ich meine
Vergewaltigung beendet hatte. Doch es war mir egal. War es denn
so unvorstellbar, dass ein gut aussehender Junge sich für mich
interessieren könnte? So unvorstellbar, dass selbst die eigenen
Eltern bei dem Gedanken daran schmunzeln mussten? Die nächste
Banane platzte unter meinem zu festen Griff auf.
»Ich geh‘ Hausaufgaben machen …«, seufzte ich resigniert und
verließ den Verkaufsraum. Ich stapfte in mein Zimmer, warf mich
aufs Bett und nahm ein Buch von meinem Nachtischschränkchen.
Gedankenverloren blätterte ich darin herum, während ich mir mit
der anderen Hand die vermatschte Banane in den Mund schob.
Ich hatte das Gefühl gerade erst mit dem Lesen begonnen zu
haben, als es an meiner Tür klopfte. Zu meiner Überraschung
stellte ich fest, dass es bereits nach halb sieben war und es gleich
Essen geben musste.
»Mäuschen?« Es war Dad, der vor meiner Tür stand.
»Hab’ keinen Hunger!«, blaffte ich ihn an und las unbeirrt weiter.
»Emma, Liebes? Ich fände es unhöflich, wenn du unseren Gast
alleine am Tisch sitzen lassen würdest.« Ich wurde hellhörig.
Unseren Gast? Ich überlegte. Hatte ich irgendeinen Geburtstag
vergessen? Nein, unmöglich. Schreckliche
Verwandtengeburtstage bereiteten mir schon immer tagelang
vorher Bauchschmerzen. Absolut unvorstellbar, dass ich so einen
vergessen würde. Was sollte das für ein Gast sein? Neugierig
öffnete ich die Zimmertür und blickte meinen Vater fragend an.
»Wir haben Liam zum Essen eingeladen, nachdem er deine
Aufgaben mit erledigt hat. Wirklich schnell, der Junge …« Mein
schlechtes Gewissen meldete sich, weil ich Liam mit der ganzen
Arbeit alleingelassen hatte, doch ich ließ es schnell wieder
verstummen. Dad schien echt beeindruckt zu sein. Moment, was
hatte er da eben gesagt? Sie haben Liam zum Essen eingeladen?
»Und Mom?«, fragte ich vorsichtig.
»Die kocht …«
Diesmal schlug ich mir nicht nur gedanklich vor die Stirn. Ich tat
es tatsächlich.
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