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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition)
Autoren: Chris Karlden
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umspielte Selmas Lippen.
    »Ein Zimmermädchen hat den Vorteil, dass sie die Schlüssel zu allen Räumen hat. Ich habe die alte Schachtel mit einem unsanften Schlag ins Gesicht geweckt. Sie hätte beinahe vor Schreck einen Herzanfall bekommen, dachte wohl die alten Feinde aus der Frankfurter Milieuzeit hätten sie aufgespürt. Als sie mich erkannte, war sie nur so lange erleichtert, bis sie die Pistole, die ich Eddie abgenommen hatte, sah.«
    »Dann hast du sie gezwungen, die Tabletten zu nehmen, den Alkohol zu trinken, und sich in die Wanne zu legen.«
    »Korrekt. Die Pulsadern habe ich ihr dann aufgeschnitten, nachdem sie eingeschlafen war. Danach habe ich mich an ihr Notebook gesetzt und dir die erste E-Mail von Anna geschickt. Ich bin in den Keller gegangen, habe deinen Schlüssel in den Aufzug gesteckt, damit Eddie später freie Fahrt hatte und dann habe ich mir Zurbriggen vorgeknöpft.«
    »Wie hast du das angestellt?«
    »Das war ganz einfach. In seinem Versteck hat er sich sicher gefühlt. Ich habe das Überraschungsmoment genutzt und ihm die Pistole vorgehalten. Ich habe ihn gezwungen, sich bis auf den Slip auszuziehen und sich selbst an Armen und Beinen festzuketten. Danach habe ich ihn mit der Kurbel hochgezogen und ihm den Kopf abgeschlagen. Beinahe hätte ich danach vergessen, das CB-Funkgerät zu zerstören.«
    Martin fiel plötzlich etwas ein. Selma hatte Gott erwähnt. Vielleicht konnte er sie bei ihren eigenen Sünden packen.
    »Du hast Zurbriggen mit dem Beweismaterial gegen Mattfeld und Baltes ausgestattet und ihm so einen Freifahrtsschein ausgestellt, unter deren Augen weiter Frauen in diesem Keller zu quälen, und zu töten. Und du wusstest davon. Du bist nicht besser, als diejenigen, die du verurteilst.«
    »Ich wusste es nicht, als ich ihm die Beweise zukommen ließ. Es sah anfangs so aus, dass der Direktor des Hotels nur Informationen über die neue Chefin sammeln wollte. So etwas ist zwar ungewöhnlich, soll es aber geben. Dass hinter der Fassade Zurbriggens ein perverser Serienmörder steckt, habe ich erst viel später herausgefunden.«
    »Dennoch hast du akzeptiert, dass er weitermachen konnte.«
    Selma senkte den Kopf.
    »Für eine gewisse Zeit, ja.«
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Dann sah Selma zornig auf.
    »Ich musste es tun. Die Therapie bei Dr. Hörschler hat nichts gebracht. Ich dachte, wenn ich meiner Sehnsucht nach Rache nachgebe, wenn ich alle auslösche, die mit meinem Leid zu tun hatten, könnte ich mich heilen. Den USB-Stick mit den Beweisen, und dass mein Mann mir kurz vor seinem Tod davon erzählt hat, habe ich als Auftrag Gottes betrachtet, die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen. Zum Lohn, dachte ich, schenkt Gott mir meine eigene Erlösung.«
    Martin fiel das Reden immer schwerer. Sein geschundener Körper rebellierte. Seine Kehle war wund und trocken. Die Telefonschnur hatte einen Ring von Blutergüssen um seinen Hals hinterlassen.
    »Und hat es funktioniert? Fühlst du dich jetzt besser?«, krächzte er mit letzter Kraft.
    Selma sah ihn für einen Moment schweigend an. Ihre Züge entspannten sich.
    »Nein«, sagte sie schließlich.
    »Und denkst du, es wird besser, wenn du mich jetzt auch noch tötest?«, sagte er und spürte, wie seine Augenlider schwerer wurden.
    Selma antwortete nicht auf seine Frage, sondern erzählte einfach weiter.
     

65
     
    Die Strecke hinauf zur Riffelalp legte die Zahnradbahn ohne Probleme zurück. Der Sturm hatte die Wolken vertrieben. Die Sonne blitzte sogar schon hier und da hinter den Kuppen der Viertausender hervor.
    Dafür, dass keine Saison war, waren die Waggons gut besetzt. Neben dem Polizeichef und einigen Touristen, für die sicher die wetterbedingt gute Sicht, Anlass gewesen war hinauf zum Gornergrat zu fahren, befanden sich auch eine Handvoll Handwerker in dem Zug.
    Karl Waller hatte nicht die geringste Lust, das umliegende morgendliche Bergpanorama zu genießen. Er machte sich unerträgliche Sorgen um Paul. Der Kleine war, außer in der speziellen Schule, in die er jetzt ging, noch nie ohne Karl oder Martin unterwegs gewesen. Er machte sich wahnsinnige Vorwürfe, dass er Paul mit Ram hatte mitfahren lassen. Schließlich hatte er Paul sogar auf den Sozius gesetzt.
    Nachdem die Bahn angehalten hatte, stiegen Karl und Burger, der den Lokführer anwies, zu warten, bis sie zurück seien, aus. Solange mussten sich die Mitreisenden eben gedulden.
    Eine Minute später saß Karl neben seinem schlafenden Enkel am Bett und
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