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Monsterkopf

Monsterkopf

Titel: Monsterkopf
Autoren: Jason Dark
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kannst du mich nicht.«
    Donovan hörte auf zu kichern, glotzte mich an wie eine Kuh, dann aber schlich sich wieder dieses gehässige Grinsen in seine Visage. »Der Mund ist gierig. Er hat Hunger. Er ernährt sich von dem, was Aibon zu bieten hat. Er steht auf der Grenze zwischen dem guten und dem negativen Teil dieser Welt. Manchmal gibt es Überläufer, die unvorsichtig sind. Dann schnappt er sie sich, indem er seine Zunge vorschnellen lässt. Wie eine Eidechse, die ein Insekt als Beute verschlingt. So macht auch er es, und ich weiß, dass er im Moment sehr hungrig ist.«
    »Dann müssen sich die Menschen von Egerton in Acht nehmen.«
    »Sie wissen es. Sie bieten sich ihm sogar an. Ich habe sie in diese Welt hineingeführt, weil sie es so wollten. Sie sind von einer wahren Begierde besessen. Sie alle wollen zu Druiden werden, aber es dauert, bis sie die Reife erlangen, die ich bereits habe. So werden sie sich ihm noch lange Zeit anbiedern müssen, um endlich von dem Monsterkopf akzeptiert zu werden.«
    »Verstehe, du willst dir eine Streitmacht aufbauen.«
    »Ja, so ist es.«
    »Und ich bin...«
    »Ein Opfer für den Kopf!«, schrie er mich an. »Du bist das Opfer. So läuft es!«
    Ich war nicht überrascht und schaute jetzt wieder auf das Gewehr in seinen Händen. Die Mündung wies auf mich. Um den Mund des Mannes herum zuckte es, und er flüsterte: »Wenn du es versuchst, werde ich schießen. Aber ich töte dich nicht. Ich werde dich nur verletzen und schleppe dich zu ihm. Dann wird er dich verschlingen. Er wird seine Zunge hervorschnellen lassen und dich damit umwickeln, bevor er...«
    »Ja, ja, schon gut«, sagte ich und winkte ab. »Ich tue dir den Gefallen und gehe freiwillig.«
    »Toll, dass du so einsichtig bist. Und jetzt dreh dich um, verdammt noch mal!«
    Gern tat ich es nicht, und anschließend hörte ich seinen Befehl.
    »Geh, Sinclair! Geht in deinen Tod...«
    Wie ein Delinquent, der sich auf dem Weg zu seiner Hinrichtung befindet, kam ich mir nicht vor. Ich hatte es gelernt, immer an meine Chance zu glauben, und das hatte bisher recht gut geklappt. Solange ich mich noch bewegen konnte, war alles in Ordnung. Da würde es keine Probleme geben. Und vor einer Waffenmündung war ich schon öfter hergelaufen. Außerdem wollte ich sogar näher an den Monsterkopf heran, um ihn mir genauer anschauen zu können, und ich wollte mir auch die Gegend um diesen Kopf herum anschauen.
    Sie war flach und leer. Es gab keine Pflanzen. Es gab auch keinen Wald und erst recht keine Blüten. Wenn ich an dem Kopf vorbeischaute, dann glitt mein Blick hinein in eine unendlich weite und graubraune Ebene. Das war die Welt des Druidenfürsten Guywano. Das war die hässliche Seite des Paradieses, und sie erinnerte mich irgendwie an das einsame Atlantis des Schwarzen Tods.
    Auch der Boden verlor seinen satten Bewuchs. Das fette grüne Gras dünnte aus, und nach ein paar Metern gab es nichts Fruchtbares mehr. Schon bald schritt ich über einen ausgetrockneten Boden.
    Ich kümmerte mich nicht um Donovan. Für mich war der Blick nach vorn wichtig, und da beherrschte der Monsterkopf eben alles. Er war der perfekte Grenzwächter. Jeder, der in Guywano’s Welt wollte, der wusste, was ihn erwartete.
    Sehr schnell ging ich nicht. Ich erinnerte mich an Suko und Kate Boone, wobei ich mich fragte, wie es ihnen inzwischen ergangen war. Sicherlich waren sie längst misstrauisch geworden und hatten sich bestimmt auf die Suche nach mir gemacht.
    Je näher ich dem Monsterkopf kam, umso größer erschien er mir. Ich wusste nicht, aus welch einem Material er bestand. Wahrscheinlich Gras oder Lehm, vermischt mit Pflanzen, und darüber hatte sich eine Haut gezogen, die aus Leibern bestand.
    Wie auf den Gemälden in Egerton!
    Es waren die Opfer dieser Druiden-Welt. Nackte Körper von Männern und Frauen. Menschen, die sich Aibon aus unserer Welt geholt hatte. Die untere Schicht bestand aus reglosen Leibern, vielleicht aus Leichen, und die Lebendigen, die über das Gesicht hinwegkrochen, glaubten in ihrem Wahn alles, was man ihnen sagte.
    Auch sie wollten zu ihm gehören. Sie würden sogar für ihn sterben und sich dann zu den toten Körpern gesellen.
    Für mich war der Mund interessant. An diesem verdammten Schädel war alles riesig, da machte auch er keine Ausnahme. Sehr dicke und auch breite Lippen sah ich. Wenn er den Mund öffnete, verschlang er die Menschen wie ein Breitmaulfrosch die Insekten. Noch waren die Lippen geschlossen, aber an seinem
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