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Monsterkopf

Monsterkopf

Titel: Monsterkopf
Autoren: Jason Dark
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und drehte sich dabei herum. Jetzt hielt er die schwere Gartenschere mit beiden Händen, um mehr Wucht hinter seine Stöße legen zu können.
    Kate war zur Seite gehuscht. Sie hatte jetzt alle Gedanken ausgeschaltet und zog ihre Pistole.
    Für einen Moment erschien das bärtige Gesicht ihres Ausbilders vor ihrem geistigen Auge. Er hatte allen Schülern geraten, die Waffe nur im Notfall zu benutzen und sie auch nie auf einen Menschen zu richten, wenn man nicht auch bereit war, zu schießen. Bisher hatte Kate noch nie auf einen Menschen schießen müssen. Nun lagen die Dinge anders. Sie wurde bedroht. Ihr Leben war in höchster Gefahr.
    »Keinen Schritt mehr!«, krächzte sie. »Bleiben Sie stehen, verdammt!«
    Er blieb nicht stehen. Er schob sich nach vorn. Er hielt die Schere nach wie vor mit beiden Händen. In seine Augen war ein irrer Ausdruck getreten. Er wollte Blut sehen, und er verzerrte den Mund zu einem teuflischen Grinsen.
    »Du kannst doch gar nicht schießen, Süße. Du bist viel zu feige!« Er kicherte. »Pass jetzt auf.«
    Der Mann sprang nach vorn. Plötzlich sah Kate die verdammte Gartenschere übergroß. Sie schien um das Dreifache gewachsen zu sein, und dahinter zeigte sich das Gesicht des Mannes wie ein Bild aus einem Albtraum.
    Kate drückte ab. Entsichert hatte sie die Waffe bereits. Das war ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Sie wunderte sich nur, wie leicht alles abging. Wie auf dem Schießstand.
    Die Kugel traf. Wie ein Faustschlag schmetterte sie in die Brust des Killers.
    Kate hörte sich selbst schreien und musste mit Entsetzen erkennen, dass die eine Kugel den Killer nicht aufhielt. Er hatte sie geschluckt, und er rannte weiter, um sich genau im richtigen Augenblick nach vorn fallen zu lassen.
    Kate Boone blieb keine Zeit für einen zweiten Schuss. Der Mann schien noch einmal zu wachsen – und dann...
    Dann brach er vor ihr zusammen!
    Leider besaß er noch genügend Schwung, um auf sie zufallen zu können, und ihr wurde plötzlich klar, dass sie wegmusste, sonst würde er ihr im Sterben die Schere noch in den Leib rammen.
    Wirklich im allerletzten Augenblick schleuderte sie ihren Körper zur Seite. Kate hatte den Boden noch nicht erreicht, als der Killer gegen den Tisch prallte.
    Sie hörte den erstickten Laut. Sie sah die zuckenden Beine, rollte sich zur Seite und stand so schnell wie möglich auf.
    Der Mörder war nach vorn gefallen. Er hatte dabei auch zugestoßen, aber die beiden langen Klingenhälften hatte er dabei tief in den Nährboden der Pflanzen gerammt.
    Nach wie vor wurde der Griff von zwei Händen umklammert, aber der Mann besaß nicht mehr die Kraft, die Schere aus dem Boden zu ziehen.
    Kate zitterte am gesamten Leib. Als sie einen Schritt vorging, stand sie dicht vor dem Zusammenbruch. Sie musste aber nachschauen, was mit dem Mann war.
    Der Oberkörper war weit nach vorn gefallen. So weit, dass sogar das Gesicht auf der feuchten Erde lag. Allerdings nicht frontal, sondern zur linken Seite gedreht.
    Offene Augen, ein offen stehender Mund, an dessen rechten Rand sich etwas Dunkles gesammelt hatte.
    Es rann nach draußen.
    Öl war es nicht, obwohl es so ähnlich aussah. Blut tropfte in die Pflanzenerde. Es wurde von ihr aufgesaugt wie Wasser von einem Schwamm.
    Kate hörte ihre Zähne aufeinander schlagen. Sie starrte in das Gesicht des Mannes, das jetzt nur noch eine bleiche Maske war, und wusste Bescheid. Sie hatte schon als Referentin Leichen ansehen müssen, sodass sie hier klar erkennen konnte, dass der Killer tot war.
    Und ich habe ihn erschossen!
    Dieses Wissen machte sie alles andere als froh. Kate gehörte zu den sensiblen Menschen. Es machte ihr noch jetzt schwer zu schaffen, wenn sie daran dachte, wie Don Steiner ums Leben gekommen war. Und jetzt wäre sie beinahe an der Reihe gewesen.
    Sie hatte sich zur Wehr gesetzt, hatte ihr Leben verteidigt und war dabei erfolgreich gewesen. Aber um welchen Preis? Sie hatte ein Menschenleben auslöschen müssen, auch wenn es das Leben eines verblendeten Killers gewesen war.
    Froh konnte sie darüber nicht sein.
    Sie fühlte sich schlecht, und zwar so schlecht, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
    Schluchzend sackte Kate Boone vor dem Pflanzentisch in die Hocke und schlug beide Hände gegen ihr Gesicht. Die Pistole hatte sie fallen lassen wie einen Gegenstand, der ihr verhasst war...
    ***
    Es war ungeheuerlich. Es war ein Phänomen. Ein Albtraum, wie ihn nur eine Welt hervorbringen konnte, die mit normalen
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