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Monsterkopf

Monsterkopf

Titel: Monsterkopf
Autoren: Jason Dark
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oder?«
    »Wer weiß...«
    »Hör auf!«, fauchte er mich an, und ich befürchtete schon, dass er wieder zuschlagen würde, doch damit hielt er sich zurück. Er befahl nur: »Dreh dich um!«
    Den Gefallen tat ich ihm!
    Wieder schaute ich in die Mündung, aber die Waffe war nur prophylaktisch auf mich gerichtet. Ich hätte sie zur Seite schlagen können.
    »Nein, nein, so geht das nicht. Das ist...«, stammelte Earl Donovan. »Das – das ist eine Lüge. Du hast mich angelogen, verdammt noch mal. Ja, du hast gelogen!«
    »Warum sollte ich?«
    »Du hast es, verdammt. Du bist nicht von hier. Du müsstest dann anders aussehen. In dir schlägt nicht das Herz eines Druiden. Du bist nicht zurück in deine Heimat gekehrt. Aber ich bin es. Ich spüre, dass ich hierher gehöre. Vor Jahren schon hat mich dieser Trieb gepackt und mir den Weg gewiesen. Ich habe lange suchen müssen, aber ich habe meine Heimat nun gefunden.«
    Es stimmte. Donovan konnte durchaus nach Aibon gehören. Auf einmal sah ich es, denn er begann sich zu verändern. Seine Haut nahm allmählich eine andere Farbe an. Sie hatte einen grünlichen Schimmer bekommen, als hätte jemand leicht mit einem Pinsel über sein Gesicht gestrichen.
    Die Heimat hatte ihn wieder!
    »Erzähl mir endlich, wer du wirklich bist!«, forderte ich ihn auf.
    »Wer ich bin? Nun gut«, flüsterte Earl Donovan mit heiserer Stimme, »du sollst die Wahrheit erfahren. Ich bin ein Mensch – ein Mensch mit einer Druidenseele, die nach langer Suche endlich ihre Heimat gefunden hat. Ich bin glücklich darüber, denn ich habe es geschafft. Ich habe schon immer gewusst, wer ich war und dass dieses Leben, das ich führe, nicht mein erstes ist. Ich war ein Druide. Ich war ein Eichenkundiger und gelangte in diese Welt, nachdem ich starb. Aber meine Seele fand keine Ruhe. Sie wollte raus, und so hat sie sich einen neuen Körper gesucht. Seelenwanderung nennt man das. Glaubst du daran?«
    »Es ist für mich nicht neu.«
    »Dann bist du auch ein Seelenwanderer?«
    »Ja!«
    »Aber... du bist kein Druide.«
    »Stimmt.«
    Seine Stimme wurde auf einmal wieder hart, als er brüllte: »Und deshalb hast du auch nichts hier zu suchen! Das Land wird dich nie mehr freigeben, denn das Gesicht wartet auf dich. Es steht nicht ohne Grund hier. Ein sehr Mächtiger hat dafür gesorgt, dass es hier an dieser Stelle seinen Platz erhielt...«
    »Guywano?«
    Mein Gegenüber konnte es nicht fassen. In seinem Gesicht zeigte sich erneut ein Ausdruck der Verblüffung. Dass ich den Namen des Herrschers hier kannte, das war für ihn nicht so leicht zu schlucken.
    »Ich kenne mich aus, Donovan. Vielleicht sogar noch besser als du. Nimm es zur Kenntnis.«
    Seine Augen weiteten sich noch mehr. Es kam mir vor, als wollten sie aus den Höhlen quellen. Er senkte sogar das Gewehr, und ich überlegte, ob ich ihn angreifen sollte, tat es jedoch erst einmal nicht.
    »Und er hat dieses Gesicht hier in die Landschaft gestellt?«, kam ich wieder auf das Thema zurück.
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Es ist sein Posten. Ein Grenzposten. Er lässt dieses Gesicht beobachten. Es ist ein lebender Beweis seiner Macht. Er zeigt damit, was er mit Menschen alles schafft. Schon die alten Ägypter haben auf riesige Gesichter gesetzt, und auch andere Kulturen taten dies, denk nur an die riesigen Steinköpfe auf den Osterinseln. Aber es gibt einen sehr großen Unterschied: Dieses Gesicht hier lebt. Es ist nicht aus Stein gehauen. Es ist der lebende Beweis für Guywano’s Macht. Es ist ein Götze, dem gehuldigt werden soll, was die Menschen auch tun, die zu mir gehören. Hin und wieder führe ich sie in diese Welt. Dann siehst du, wie sie den Gesichtshügel hochklettern und sich anbieten und...«
    »Ach, sie bieten sich an?«
    »Ja.«
    »Als was denn?«
    »Als Diener, die alles für ihn tun. Wirklich alles, kapiert?«
    Ich hatte so meinen Verdacht, und so fragte ich: »Sie würden auch für ihn in den Tod gehen, wie?«
    »Jaaaa... jaaa... und es sind schon mehrere von ihnen für ihn in den Tod gegangen.«
    »Und wie geschieht das?«
    »Er verschluckt sie!«
    Ich sagte zunächst nichts darauf, und Donovan kicherte los. Es klang hässlich, und ich war mir sicher, dass er sich über mein Entsetzen so sehr amüsierte.
    Diese Freude gönnte ich ihm nicht, deshalb machte ich wieder auf cool und nickte ihm zu. »Das hatte ich mir schon gedacht. Ich weiß, welche Regeln auf einer bestimmten Seite dieses Landes gelten. Dazu war ich schon oft genug hier. Schocken
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