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Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Titel: Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu
Autoren: P.J. Tracy
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Splitter der Schranken, die wie durchgedrehte Krähen an die Windschutzscheibe pickten, und dann hüpfte Gino auf dem Beifahrersitz auf und ab, trommelte mit den Fäusten auf das Armaturenbrett und brüllte: «Eins a, Leo! Absolut eins a! Du hast den Scheißzug überholt!»
    Und dann waren sie auf einer zweispurigen Nebenstraße, die zu beiden Seiten von hübschen Einfamilienhäuschen gesäumt war, und John atmete tief durch und betrachtete die schönen Häuser draußen wie ein Frischverheirateter auf der Suche nach einem Heim. Die Welt war mit einem Mal sehr, sehr still.

Kapitel 41
    «Also gut», sagte Magozzi. «Folgendermaßen läuft’s.» Die Scheiben des Cadillac waren hochgefahren, und trotzdem flüsterte er, als hätte der Parkplatz vor dem achtzehnten Grün Ohren. Sie standen direkt neben dem chromglänzenden Geländewagen, den Wild Jim wie einen Wegweiser dort abgestellt hatte. Am anderen Ende des Geländes, hinter dem Clubhaus und damit außer Sichtweite, hatten sie bereits einen tiefergelegten Mercedes entdeckt und die Wärme gespürt, die von der Motorhaube aufstieg, obwohl sie den Wagen selbst nicht berührt hatten. Man konnte schließlich nie wissen, mit was für Alarmanlagen solche ausländischen Modelle ausgestattet waren. «Wer immer der Mann ist, er hat es auf Wild Jim abgesehen. Ganz offensichtlich ist er schon auf dem Golfplatz. Vielleicht sucht er gerade das Gelände nach Leuten wie uns ab, vielleicht wartet er auch nur auf eine gute Gelegenheit für einen glatten Schuss. Wenn ihm der Richter zufällig vor die Flinte läuft, ist er tot. Wenn er aber klug ist, was ich glaube, ist er schon lange vor der vereinbarten Zeit hergekommen, und dann wird er es sein, der das Schwein zur Strecke bringt.»
    «Dann glauben Sie also, die sind beide bewaffnet?» John klang entsetzt.
    «Der Richter ist immer bewaffnet», erklärte Gino. «Aber nach allem, was wir wissen, hat er bislang noch niemanden erschossen. Er hat schließlich sein ganzes Berufsleben hindurch für das Gesetz gearbeitet, nicht dagegen. Ich traue ihm allerdings durchaus zu, dass er versucht, den Kerl festzunehmen. Ich schätze mal, er will als Held hier rauskommen.»
    Wollen wir das nicht alle? , dachte John und betrachtete verzweifelt die Neun-Millimeter-Pistole, die in seiner Hand erschreckend klein aussah.
    Magozzi deutete mit dem Kopf auf die Waffe. «Falls wir irgendetwas sehen sollten, allem voran einen Schusswechsel, dann atmen Sie einmal tief durch, ehe Sie abdrücken. Vergewissern Sie sich, dass Sie auch wirklich auf den Bösen zielen.»

    Zehn Minuten, nachdem er sich, die Bourbonflasche zwischen den Oberschenkeln, an seinem Baum niedergelassen hatte, erspähten Wild Jims Adleraugen die dunkle, gebückte Gestalt, die sich im Schutz des Waldstücks rund um das achtzehnte Grün seitlich vorwärtsbewegte. Der Adrenalinstoß brannte ihm wie Batteriesäure im Herzen, und seine Glieder fühlten sich taub an. Vielleicht hatte er auch gerade einen Herzinfarkt, was diesem ganzen Schlamassel das denkbar ironischste Ende bereiten würde.
    Er sah zum Mond und zum Himmel empor und entschied, dass es recht sinnlos war, jetzt über Gott, das Schicksal und den Sinn des Lebens nachzudenken, weil er an nichts von alldem glaubte. Dennoch gewann der alte Spruch, im Schützengraben gebe es keine Atheisten, plötzlich einen sehr viel tieferen Sinn: Sobald das eigene Leben in der Waagschale lag, dachte man instinktiv in größeren Zusammenhängen, ob man nun daran glaubte oder nicht.
    Die Leuchtziffern seiner Armbanduhr zeigten 21 Uhr 55. «Sie sind ein wenig früh», sagte er leise in die Richtung, in der er den Angreifer gesichtet hatte.
    Die Gestalt blieb stocksteif stehen und richtete sich dann ein wenig auf. «Eine Bewegung, und Sie sind ein toter Mann», erwiderte der Fremde ebenso leise.
    Der Richter sah Waffenmetall im Mondlicht schimmern. «Ich bewege mich nicht.»
    «Ich mein’s ernst. Ich werde von hinten um Sie herum kommen, und wenn ich Sie auch nur einmal zucken sehe, wird das achtzehnte Grün hier ein bisschen mit Ihrem Hirn gedüngt. Nehmen Sie die Hände hoch.»
    Jim verdrehte die Augen und hob die Hände. Dieser Trottel bildete sich ja Gott weiß was ein. «Mir ist schon klar, dass Sie bewaffnet sind, also hören Sie auf, hier den Rambo zu spielen. Das hier ist ein Geschäftstermin, und ich wäre gern vor Weihnachten damit fertig.» Er hörte einen Unmutslaut, dann raschelte es hinter ihm im Laub, und der Mann stand vor ihm, die Waffe
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