Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Titel: Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu
Autoren: P.J. Tracy
Vom Netzwerk:
irdischen Daseins plötzlich zu lernen schien, wie man ein gutes Leben führte. Das war so ziemlich das Einzige, worum es ihm eigentlich nie gegangen war.
    Während der vielen Jahre beim FBI war er einmal im Jahr mit dem Boot nach Süden zu den Florida Keys gefahren, manchmal sogar noch weiter bis in die Karibik. Zwei Wochen lang hatte er das Boot auf den Wellen tanzen lassen, die viel zu viele Farben besaßen, um nur eine für sich zu beanspruchen, er hatte zugesehen, wie Sonne, Mond und Meer in einer ménage à trois miteinander verschmolzen, und gespürt, wie sein Geist immer langsamer wurde und schließlich selbst nur noch wie ein Stück Treibgut auf den Wellen schaukelte. Er legte an jedem Hafen an, der ihm gefiel, mischte sich dort unter fremde, interessante Menschen, die ihn nicht kannten und ihm damit die Freiheit gaben, zu lachen und zu scherzen und jemand ganz anderer zu sein. Er aß in Kneipen an klapprigen Hafenmolen und ließ dabei die nackten Füße ins Wasser hängen, und manchmal trank er auch mit Frauen, an deren Namen er sich hinterher nicht mehr erinnerte. Zwei Wochen pro Jahr. Nicht einmal acht Prozent seines erwachsenen Lebens.
    Er schloss die Augen und roch das Salz in der Luft, hörte das leise Klopfen der Takelage am Mast und das Rauschen, mit dem sich das schwere Segeltuch im Wind kräuselte, und dann spürte er seit Jahren zum ersten Mal wieder den Wind im Haar. Er hatte es seit drei Wochen nicht mehr geschnitten, ein absoluter Rekord. Vielleicht würde er es ja so lang wachsen lassen wie Harley und es dann zum Pferdeschwanz binden, ein weiterer grauhaariger Mann, der noch einmal versuchte, wild zu sein.
    Als er das vertraute Klicken der Hundekrallen auf den drei Stufen hörte, die von der Kombüse nach oben führten, und dazu die leisen Schritte nackter Füße, öffnete er die Augen wieder. Er sah zu, wie Grace und Charlie über das Teakholz-Deck zum Bug gingen. Sie standen beide gern dort oben, wo der Wind am stärksten war und Grace das Haar aus dem Gesicht wehte, dass sie aussah wie eine dieser Galionsfiguren, die die alten Wikinger am Bug ihrer Schiffe befestigten. Charlie stand neben ihr und schob den Kopf zwischen den Streben hindurch, und der Wind blies ihm seitlich die Zunge aus dem Maul.
    John sah ihnen gerne zu.

Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher