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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento
Autoren: P.J. Tracy
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wuselten dann wieder den Hang hinauf wie bunte Insekten - so lebhaft und unermüdlich, so absolut lebendig. Manchmal konzentrierte er sich auf ein Kind, das ein bisschen größer und geschickter war als die anderen; dann wünschte er sich von Herzen, dass dieses Kind die weite, offene Parkfläche überqueren, zu ihm kommen und hallo sagen würde. Inzwischen fühlte er sich § in wenig eigenartig und machte sich Sorgen, dass er vielleicht irgendwie bedrohlich wirken könnte. Kinder bekamen so leicht Angst, und wenn sie Angst hatten, rannten sie weg, und Toby hatte das Gefühl, sterben zu müssen, wenn das geschah, weil er doch mit jemandem reden musste, über ... etwas ... etwas Schlimmes. Er wusste nur nicht mehr, was es war.
    Als er die Augen wieder öffnete, wirkte alles sehr viel dunkler. Erst dachte er, die Parkbeleuchtung sei ausgeschaltet worden, aber das konnte nicht sein, denn wenn er die Augen bewegte, um nach oben zu schauen, sah er helle Punkte. Als käme das Licht nicht aus den Lampen heraus. Seltsam.
    Auf dem Rodelhang waren jetzt nur noch ein paar schemenhafte Nachzügler zu sehen, und er hörte nur noch die Stimmen der verbliebenen Eltern, die ihre Kinder riefen, sie sollten den Hügel hinauf, nach Hause, ins Bett. Der Park würde bald schließen.
    Geht nicht weg. Bitte geht nicht weg.
    Dann merkte Toby, dass ihm sehr, sehr kalt war. Er hatte viel zu lange ruhig gestanden und den Kindern zugeschaut. Stundenlang wahrscheinlich. Herrgott, was hatte er sich nur dabei gedacht? Er musste sich bewegen, den Kreislauf wieder in Schwung bringen, nach Hause gehen und sich aufwärmen.
    Komisch, dass der Blick immer der gleiche blieb, egal, wie weit er lief. Und ganz besonders komisch war, dass sein Gehirn jede Bewegung seiner Arme und Beine registrierte, dass er aber weder den Schnee unter den Skiern weggleiten spürte noch irgendeine Dehnung im Trizeps.
    Das liegt daran, dass du dich gar nicht bewegst, Toby.
    Großer Gott.
    Er spürte eine kurze Hitzewelle, als sein Körper verzweifelt versuchte, irgendwo ein bisschen Adrenalin aufzutreiben und Richtung Herz zu schicken, und er konzentrierte sich darauf, nicht zu blinzeln, einfach nur zu schreien, so laut er konnte, während das letzte Kind den Hügel hinaufkraxelte, großer Gott, es war schon fast oben, und er schrie, schrie, zerriss die Stille mit seiner Angst und seinem Zorn, denn jetzt war er überzeugt, dass er sterben würde, dass er sich nicht bewegen konnte und ... warum drehte sich dieses Kind denn nicht um?
    Oben auf dem Hügel lachte das Kind seinen Vater an. Dann drehten sich beide um und warfen einen letzten Blick auf den menschenleeren, vollkommen stillen Park.

KAPITEL 2

    Der Verkehr auf dem Theodore Wirth Parkway war eine totale Katastrophe. Die dreißig Zentimeter Neuschnee vom Vortag hatten sich schon in tückischen Schneematsch verwandelt, bevor das überarbeitete Bataillon der Räumfahrzeuge auch nur ansatzweise nachkommen konnte, und nachdem das Thermometer über Nacht noch weiter in den Keller gefallen war, war aus dem Matsch eine schartige Eisfläche geworden. Die reinste Bobbahn. Magozzi hatte längst aufgehört, die Blechschäden am Straßenrand zu zählen.
    Seit fünf Minuten saß er hier im Wagen fest, zwei Häuserblocks vom Haupteingang des Parks entfernt, ohne dass sich irgendetwas bewegt hätte, und betrachtete neidisch die vielen Fußgänger, die gut gelaunt und ungehindert in ihrer wärmsten Winterkleidung am Stau vorbeistapften, auf dem Weg zum Schneemannwettbewerb. Es waren sehr viel mehr, als man zählen konnte. Sie alle boten dem Wind, der Kälte und dem Verkehr die Stirn, um irgendwelche Leute Im Schnee wühlen zu sehen, und das schien ihnen erstaunlicherweise auch noch einen Heidenspaß zu machen.
    Die ganze Stadt war völlig verrückt nach Winter. Vielleicht auch einfach nur völlig verrückt, da war Magozzi sich manchmal nicht ganz sicher. Kaum lag genug Schnee, waren die Straßen ständig wegen irgendetwas gesperrt: Schlittenhundrennen, Langlaufmarathons, Eishockeyvorführungen, manchmal auch nur ein paar Anwohner in Badeklamotten, die sich mit großem Tamtam der idiotischen Beschäftigung hingaben, in einen zugefrorenen See oder Fluss zu springen. Hier waren sämtliche Wintersportarten zu Hause, die die Menschheit sich je ausgedacht hatte, und wenn den Leuten die Sportarten ausgingen, holten sie stattdessen die Kunst auf die Straße.
    Gab man einem Einwohner von Minnesota einen Eisblock, holte er zwanzigtausend weitere
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