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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento
Autoren: P.J. Tracy
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großer Träumer vor dem Herrn. «Das wäre ja zumindest eine Art Happy End.»
    Gino schnaubte verächtlich. «Unterm Strich, Leo, haben wir es hier mit einem Haufen Leute zu tun, die mit zwei Morden davonkommen, und die Jungs in Pittsburgh sitzen im selben Boot wie wir. Wenn das wirklich Bill Warner war in dem Chatroom, ist er ein verdammt guter Lehrer. Es gibt kein Happy End in diesem Fall. Das habe ich dir von Anfang an gesagt.»
    Magozzi trat aufs Gas, und der Streifenwagen fuhr knirschend vom Parkplatz. «Wir tun, was wir können, Gino. Am Ende ist es dann zwar nicht perfekt, aber manchmal ist es doch zumindest nicht ganz schlecht.»

KAPITEL 37

    Sheriff Iris Rikker stand am Ufer von Lake Kittering und sah zu, wie die Wellen auf den bräunlichen Sand unter ihren Stiefeln schwappten. Mit dem März hatte sich ein starker, warmer Wind eingestellt, mehr Lamm als Löwe, und ein paar Wochen später war das Eis mitsamt dem zweiten Lotteriewagen in den quellengespeisten Tiefen versunken. Heute war die Oberfläche des Sees von lauter gleichmäßigen, kleinen Wellen übersät, und Iris fand, dass er gar nicht so anders aussah als damals im Januar, als die Wellen noch zu Eis gefroren waren.
    Von der durchweichten Wiese hinter ihr näherten sich Sampsons schwere Schritte. «Noch etwas früh zum Schwimmen, Sheriff», sagte er, als er neben ihr stand.
    «Eigentlich dachte ich auch eher daran, angeln zu gehen.»
    «Die Barschsaison startet frühestens in einem Monat. Jetzt ziehen Sie da allenfalls Karpfen und Welse raus. Die isst kein Mensch, weil sie nach Schlamm schmecken. Aber Spaß macht's trotzdem.» Er bückte sich, hob ein Stück Treibholz auf und stocherte damit im Sand herum. «Eigentlich hatte ich Sie nicht für den sportlichen Typ gehalten.»
    Iris seufzte und schaute hinüber zum anderen Ufer, das Bitterroot am nächsten lag. «Bin ich auch nicht.»
    Sampson bewegte den Fuß im Sand hin und her, um den Fußabdruck eines Riesen zu hinterlassen. «Glauben Sie, die liegen wirklich alle da unten?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Bereuen Sie's?»
    «Dass ich den See nicht durchsuchen lassen wollte? Nein.»
    Sampson richtete sich auf, schleuderte das Treibholz ins Wasser und nickte. «War wohl auch besser so. In den letzten zwanzig Jahren sind fünfzehn Leute in dem See ertrunken, und keinen hat man je gefunden. Man musste warten, bis sie angespült wurden, was nicht in allen Fällen passiert ist. Sie könnten also genauso gut Mike Jurasiks Enkel da rausfischen wie sonst wen.»
    «Übrigens habe ich heute die Laboranalyse der Knochen aus meiner Scheune bekommen.»
    «Und?»
    «Sie haben keine Möglichkeit, sie zu identifizieren. Für DNA-Proben braucht man einen Vergleichswert, und es gibt nicht eine Spur mehr von Emilys Mann.»
    «Es ist Lars. Wer soll es denn sonst sein?»
    Iris bewegte ihren eigenen Stiefel im Sand hin und her und betrachtete die Muster, die sie dabei hinterließ. Warum war das Menschentier eigentlich immer so versessen darauf, Spuren zu hinterlassen, wo immer es möglich war? «Er ist in dieser Zelle da unten verhungert, Sampson. Das ist die offizielle Todesursache.»
    Sampson schwieg. Er verschränkte nur die Arme vor der Brust und versuchte, die Gedanken zurückzuhalten, die ihm klarmachen würden, was für ein Tod das war. «Wissen Sie was?», sagte er schließlich. «Ich glaube, Emily hat ihn da unten eingesperrt, um sich selbst zu retten und vielleicht auch ihre Tochter. Schon komisch, wenn man mal drüber nachdenkt. Emily war als Einzige in der Familie nicht in der Lage, einen Mord zu begehen, um sich selbst zu retten, also hat sie den einzigen anderen Weg gewählt, der ihr einfiel. Sie hat ihn eingesperrt, damit er keinem mehr schaden kann. Als wäre so ein Leben besser als der Tod. Und als der Krebs immer schlimmer wurde, hat sie beschlossen, ihn umzubringen, weil sich nach ihrem Tod niemand mehr um ihn kümmern würde. Irgendwie lässt einen das doch an einen
    Gott glauben, der Leid sieht und Ausgleich schaffen will. Er hat sie in der Einfahrt niedergestreckt, mit der Pistole in der Hand, bevor sie Lars von seinem Leiden erlösen konnte. Und Sie können sagen, was Sie wollen, letztlich hat der Mistkerl nur bekommen, was er verdient.»
    Iris sah Sampson an, entsetzt über das, was er da sagte. Sie war zutiefst überzeugt davon, dass kein Mensch ein solches Leben, einen solchen Tod verdiente. Es kostete sie eine volle Sekunde, um ihm das zu verzeihen. Schließlich hatte ein Mann wie Lars seiner
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