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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento
Autoren: P.J. Tracy
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Minuten das her ist, und ich sage dir, wie viele Frauen es sind. Wir kennen die Statistik, Grace. Das ist unsere Aufgabe. Aber es ist auch unsere Aufgabe, diese Statistik zu verändern. Dafür sind wir zuständig, wir und alle anderen Polizisten. Sonst niemand.»
    Grace dachte einen Augenblick nach und nickte dann. «Ihr habt mir erzählt, dass eine alte Frau in Bitterroot heute Morgen jemanden getötet hat.»
    «Stimmt», sagte Gino. «Das war schlicht und ergreifend Notwehr. Also, nicht direkt Notwehr. Der Mann hat eine andere Frau mit einer Pistole bedroht.»
    «Das kann ich ja noch verstehen», sagte Grace. «Es ist nachvollziehbar, jemanden zu töten, der mit Mordabsichten bei einem einbricht, so wie die alte Frau es heute Morgen getan hat. Aber ein vorsätzlicher, geplanter Mord wie bei Tommy Deaton? Das hat fast etwas von ...»
    «Von einer Jagd», ergänzte Magozzi und spürte, wie sein Herz schneller schlug. Sie hatte etwas herausgefunden - eine Verbindung zwischen den Schneemännern im Park und Bitterroot. «Aber falls das etwas hilft: Wenn tatsächlich Frauen aus Bitterroot daran beteiligt waren, sahen sie wahrscheinlich keine andere Möglichkeit mehr, Mary Deaton zu retten. Das macht auch Gino und mir Probleme. Ein Teil von dir weiß, dass es Mord ist, der andere Teil kann es nachvollziehen.»
    «Stimmt. Aber dann muss man das Ganze hochrechnen.»
    «Wie meinst du das?»
    «Wie viele misshandelte Frauen leben in Bitterroot?»
    «Vierhundert», erinnerte sich Gino.
    «Gut. Vermutlich gibt es zu jeder von ihnen irgendwo einen Mann, der ihr eines Tages nach dem Leben trachten könnte. Wenn man Verständnis für den Mord an Deaton aufbringt, muss man dasselbe Verständnis für die dreihundertneunundneunzig anderen aufbringen.»
    Gino starrte sie fassungslos an. Er war so in die Frage verstrickt gewesen, was er an Bill Warners Stelle getan hätte, dass er fast vergessen hatte, was seine Aufgabe war und warum er das alles machte.
    Grace stieß sich von der Küchenzeile ab, ging zu einer Kommode im Flur und kam mit einem weichen, sorgfältig gefalteten Schal zurück. Sie breitete ihn auf dem Küchentisch aus.
    Gino kam näher, befühlte die zittrige Stickerei und schnappte dann hörbar nach Luft.
    Grace bedachte ihn mit einem seltsamen, halben Lächeln. «Das bin nicht ich in dem Video, Gino. Und es ist auch nicht derselbe Schal. Nur der gleiche.»
    Er atmete ganz langsam aus. «Das ist mir doch klar», brummte er. «Mein Gott, Grace.»
    «Sie haben ihn mir an meinem letzten Arbeitstag dort geschenkt. Offenbar macht die alte Dame für jede Frau, die dorthin kommt, so einen Schal, und das hier sind keine Nullen, sondern Os. Die Buchstaben stehen für den Wahlspruch von Bitterroot: We Take Care Of Our Own , wir stehen füreinander ein. Das kam auch in dem Thread vor, den ich euch vorgelesen habe, wisst ihr noch? Aber da habe ich die Verbindung noch nicht begriffen.»
    Magozzi und Gino standen einfach nur da und sahen einander an. Sonst war der Durchbruch in einem komplizierten Fall immer Anlass zum Jubeln. Doch diesmal blieb der Jubel aus.
    Schließlich vergrub Gino wütend die Hände in den Hosentaschen. «Verdammt, Leo, so was hatte ich schon halb befürchtet. Weißt du, anfangs hat mich das ja echt geschockt, eine ganze Stadt ohne Männer, aber die Sache ist doch, dass es funktioniert. Und du kannst mir nicht erzählen, dass alle Frauen, die da wohnen, von dieser Sache wissen. Mit anderen Worten: Ein paar Querschläger ruinieren eine richtig gute Einrichtung für verängstigte Frauen, die sonst nirgends sicher sind. Wir können jetzt einen Durchsuchungsbefehl für Bitterroot erwirken, dann gibt es eine Ermittlung, und in dem ganzen folgenden Skandal wird die Einrichtung für immer geschlossen, ob wir nun die eigentlichen Mörderinnen finden oder nicht.»
    «Das ist so schrecklich», flüsterte Grace, und Magozzi fragte sich, ob Misshandlung vielleicht auch in ihrer Vergangenheit vorkam, von der er immer noch kaum etwas wusste, obwohl er sie jetzt schon seit einem Jahr liebte. «Aber eine von ihnen hat mit Sicherheit die Gratis-Mordanleitung in den Chatroom gestellt, die letztlich zu dem Mord in Pittsburgh geführt hat.»
    Magozzi schüttelte den Kopf. «Wir vermuten, das war Bill Warner, Mary Deatons Vater. Er war zwar nicht selbst am Tatort, war aber hundertprozentig an der Planung beteiligt, und jetzt gibt er sein Wissen weiter.»
    «Klar», sagte Gino. «Vermutlich an irgendeinen anderen bedauernswerten
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