Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento
Autoren: P.J. Tracy
Vom Netzwerk:
werden?»
    «Nein, um übers Wetter schimpfen zu können.»
    Gino dachte eine ganze Weile angestrengt darüber nach und nickte schließlich. «Gar kein schlechter Punkt, Leo. Nur langweiliges Wetter ist schlimmer als schlechtes Wetter.» Er bückte sich und nahm einen Handschuh voll trockenem, pulverigem Schnee. «Kannst du mir mal erklären, wie ich damit einen Schneemann bauen soll?»
    Magozzi deutete auf ein paar Kinder, die mit Sprühflaschen voller Wasser zu Werke gingen. «Da kannst du noch was lernen. Die nehmen das Wasser als Leim.»
    «Na fein, Michelangelo, dann zieh mal deine Knarre und beschlagnahme so eine Wasserflasche für das MPD.» Hoffnungsvoll beäugte Gino die Thermosflasche, die Magozzi mitgebracht hatte. «Sag mir, dass da Schnaps drin ist.»
    «Heiße Schokolade. Bei solcher Kälte soll man keinen Alkohol trinken. Das erweitert die Blutgefäße, und man erfriert schneller.»
    «Ich bin schon längst erfroren, das macht also auch nichts mehr.» Gino wandte sich wieder seinem jämmerlich verkrüppelten, halbfertigen Schneemann zu, der mit jedem Windstoß weitere Teile seines Körpers einbüßte. «Mein Gott, sieh dir das an. Das ist der hässlichste Schneemann im ganzen Wettbewerb.»
    Magozzi trat ein paar Schritte zurück und musterte ihn kritisch. «Vielleicht gibt es ja eine Kategorie für Konzeptkunst. Du könntest ihn Schneemann mit Schuppenflechte nennen.»
    «Du bist ja heute ein echter Scherzkeks.»
    «Ich will dich nur aufheitern. Sind Angela und die Kinder gar nicht hier?»
    «Die kommen später, zur Preisverleihung. Und ich will zumindest eine lobende Erwähnung, also würdest du mir gefälligst helfen?»
    «Klar, ich bin bereit. Womit fangen wir an?»
    «Als Erstes brauchen wir mal ein Thema.»
    Magozzi nickte. «Gute Idee. Und welches?»
    «Herrgott, was weiß denn ich? Vielleicht sollten wir was Polizeimäßiges machen, wo wir doch Polizisten sind.»
    «Ich bin dabei. Ein Polizeischneemann wäre durchaus angemessen.»
    «Aber nicht zu protzig. Siehst du den da drüben am Waldrand?» Gino deutete auf einen Schneemann ganz in der Nähe, der auf Langlaufskiern stand. An seinem Oberkörper lehnten Skistöcke, und auf der Karottennase saß eine verspiegelte Sonnenbrille im Elvis-Stil. «Viel zu dürr meiner Meinung nach, aber sonst ganz gelungen in der Ausführung. Ich finde, den sollten wir uns als Vorbild nehmen.»
    «Wie du willst. Du bist der Visionär, ich bin nur der Handlanger. Sag mir, was ich tun soll.»
    «Mach mir einen Kopf, der nicht gleich wieder auseinanderfällt.»
    Gino und Magozzi machten sich zügig an die Arbeit, rollten, formten und modellierten. Zumindest die Sonne war auf ihrer Seite: Sie stand jetzt hoch und hell am Himmel und machte den Schnee weicher, sodass man besser damit arbeiten konnte. Eine halbe Stunde später hatten sie einen durchaus passablen Grundschneemann zustande gebracht.
    «Das ist doch ein verdammt guter Anfang.» Gino trat einen Schritt zurück, um das Werk zu begutachten. «Noch ein paar Kleinigkeiten, ein bisschen Schnickschnack, dann haben wir einen ordentlichen Wettbewerbsteilnehmer. Was meinst du?»
    «Sein Hintern ist zu dick.»
    Gino verdrehte die Augen. «Das ist ein Schneemann, die haben dicke Hintern.»
    «Vielleicht kann man das mit ein paar Armen ausgleichen.»
    «Tolle Idee. Hol mal ein paar Äste von dem Busch da drüben.»
    «Die Büsche im Park zu beschädigen ist verboten.»
    «Mir doch egal. Ich zeig mich nicht mit dem Teil hier, solange es keine Arme hat. Und spar dir deine dummen Bemerkungen zum Antidiskriminierungsgesetz.»
    Magozzi ging auf die zerzausten Büsche am Waldrand zu und blieb auf halbem Weg stehen, um sich den Skifahrer-Schneemann aus der Nähe anzuschauen. Er stand inzwischen in der prallen Sonne und sah links schon leicht glasig und ein bisschen matschig aus. Wenn sie Glück hatten, schmolz er noch vor der Preisverleihung, dann hatten sie einen Konkurrenten weniger.
    «Ist das Ihrer?»
    Magozzi schaute nach unten und sah einen kleinen, rothaarigen Jungen, der plötzlich neben ihm aufgetaucht war. «Nein.»
    Der Junge war höchstens acht oder neun, doch er umrundete den Schneemann mit dem kritischen Blick eines erfahrenen Preisrichters. «Der ist ziemlich gut. Viel besser als der, den der Fettsack da drüben baut.» Er deutete auf Gino.
    «Das ist mein Partner, von dem du da redest.»
    Der Kleine musterte ihn verblüfft. «Sie sehen aber gar nicht schwul aus.»
    Die englische Sprache, dachte Magozzi. Immer in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher