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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento
Autoren: P.J. Tracy
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Bewegung. Heutzutage hatte praktisch jedes Wort mehrere Bedeutungen. Irgendwann würde sich wohl jemand ein paar neue ausdenken müssen. «Nicht die Sorte Partner. Wir sind Polizisten.»
    Damit hatte er das Kind beeindruckt. «Haben Sie schon mal wen erschossen?»
    «Nein», schwindelte Magozzi.
    «Och.» Der kleine Junge wandte sich wieder dem Skifahrer-Schneemann zu und schien Magozzi genauso schnell zu vergessen, wie er sich für ihn interessiert hatte. Leblose Objekte waren offensichtlich sehr viel interessanter als Polizisten, die noch nie jemanden erschossen hatten.
    Magozzi sah sich ein paar Mal um, um sicherzugehen, dass die Parkaufsicht nicht irgendwo im Gebüsch auf der Lauer lag, und machte sich dann daran, ein paar ordnungswidrige Arme für seinen Schneemann zu pflücken.
    Einen Augenblick später ging das Gebrüll los. Magozzi fuhr herum, die Hand bereits am Pistolenhalfter, und sah den kleinen rothaarigen Jungen. Er stand vor dem Skifahrer-Schneemann und starrte mit riesigen blauen Augen und einem unglaublich weit aufgerissenen Mund zu ihm hinauf.
    In Sekundenbruchteilen war Magozzi neben ihm und sah, wie sich die Karottennase in dem schmelzenden Gesicht nach unten neigte, wie die Sonnenbrille an der Karotte nach unten glitt und die großen, entsetzten, glasigen Augen freigab, die sie bisher verborgen hatte. Die echte Nase hinter der Karotte war wächsern weiß, unverkennbar ein Ton von der Farbpalette des Todes.
    Oh, Scheiße.
    Der Kleine brüllte immer noch. Magozzi legte ihm die Hände auf die Schultern und drehte ihn sanft weg von diesem Schneemann, der gar kein Schneemann war, hin zu einem rothaarigen Elternpaar, das bereits auf seinen verängstigten Sohn zugerannt kam.

KAPITEL 3

    Die unmittelbare Schadensbegrenzung auf dem Schneemannfeld stellte sich als nicht ganz einfach heraus. Das Gebrüll des Kindes hatte einen Massenansturm in Gang gesetzt, und als Magozzi und Gino langsam klar wurde, womit sie es hier zu tun hatten, stürzten bereits mindestens fünfzig Menschen auf sie zu, so schnell sie nur konnten, kämpften sich durch den Tiefschnee und schrien: «Was machen Sie da?», «Lassen Sie das Kind in Ruhe!» und andere hübsche Sätze dieser Art, aus denen nur allzu deutlich hervorging, was sie dachten.
    Es gab in dieser Stadt etliche Dinge, auf die man sich hundertprozentig verlassen konnte. Dazu gehörte auch, dass jeder Erwachsene in Hörweite auf der Stelle herbeistürzte, sobald ein Kind schrie. Man wartete nicht auf den zweiten Schrei, machte sich keine Gedanken über die eigene Sicherheit, zögerte keine Sekunde. Im vergangenen Jahr waren auf diese Weise vier versuchte Kindesentführungen vereitelt worden. Beim letzten Mal hatte die Polizei sogar ein halbes Viertel von einem Übeltäter wegzerren müssen, der sich wahrscheinlich nie mehr selbst im Spiegel erkennen würde. Zuletzt hatte Magozzi gehört, das Schwein habe aus dem Gefängnis Anzeige gegen all die Leute erstattet, die ihn daran gehindert hatten, mit einem fünfjährigen Mädchen wegzufahren.
    Eigentlich gehörte das ja zu den angenehmen Seiten von Minneapolis, in diesem speziellen Fall allerdings erschwerte es die Arbeit ganz enorm. Magozzi wusste nicht recht, ob er sich mehr um den Tatort sorgen sollte, der komplett ruiniert sein würde, oder darum, dass die wohlmeinenden Bürger ihn selbst in Kürze zu Brei schlagen würden.
    Er ließ den Jungen los und hielt der Menge seine Polizeimarke entgegen. Das ließ sie ein bisschen langsamer werden, doch trotz aller energischen Rufe gelang es weder ihm noch Gino, sie vollends aufzuhalten, bis sie nahe genug waren, um den Jungen heil und unversehrt in den Armen seines Vaters zu sehen. Unglücklicherweise waren sie damit auch nah genug, um das freigelegte, teigige Gesicht und die glasigen Augen zu sehen, die hinter der Elvis-Sonnenbrille des Skifahrer-Schneemanns verborgen gewesen waren. Dieser Anblick brachte sie schließlich zum Stillstand und sorgte dafür, dass ihnen vor Entsetzen die Münder offen blieben. Doch inzwischen näherten sich von allen Seiten weitere Leute, darunter auch ein paar Mitglieder der Parkwacht, die sich vordrängten, weil sie wohl mit einer Prügelei oder einem Herzinfarkt rechneten, sich stattdessen aber mit einer sehr viel unangenehmeren Überraschung konfrontiert sahen. Sie blieben genauso angewurzelt stehen wie die übrigen Schaulustigen, und jedes Deeskalationstraining, das sie irgendwann einmal absolviert hatten, war vergessen.
    Magozzi meldete den
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