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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder
Autoren: P.J. Tracy
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heute noch befragen würdet. Ich habe die Stelle, an der Lily nach ihrer Aussage Morey gefunden hat, mit meinem Wagen abgeblockt, mehr konnte ich nicht tun.»
    «Wir wissen das zu schätzen, Marty», sagte Magozzi. Er wünschte sich, diese Situation so schnell wie möglich hinter sich bringen zu können. Lily Gilbert hatte im vergangenen Jahr ihre Tochter verloren und nun ihren Mann. Magozzi konnte sich nicht vorstellen, wie man mit einer zweifachen Tragödie dieser Art fertig wurde, und ihr die Fragen zu stellen, die er stellen musste, kam ihm plötzlich grausam vor. «Glaubst du, dass deine Schwiegermutter in der Lage ist, mit uns zu sprechen?»
    Marty gelang ein leises Lächeln. «Sie hat nicht völlig die Fassung verloren, wenn du das meinst. Das würde Lily nie passieren.» Er warf einen Blick hinüber zum größten Gewächshaus. «Sie ist da drinnen. Ich habe versucht, sie zu bewegen, ins Haus zu gehen, das sich weiter hinten auf dem Grundstück, noch hinter den Treibhäusern befindet – aber das wird sie erst tun, wenn Morey weggebracht ist. Der Leichenbeschauer ist unterwegs, oder?»
    Magozzi nickte. «Er wird eine Voruntersuchung an Ort und Stelle machen, bevor man die Leiche fortbringt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du sie dabeihaben möchtest.»
    «Um Himmels willen, nein. Aber Lily wird sein, wo Lily sein will. So ist sie eben.» Er sog zwischen den Zähnen Luft ein. «Da ist noch etwas.»
    Magozzi und Gino warteten schweigend.
    «Nachdem sie ihn reingebracht hatte, hat sie ihn gewaschen. Und rasiert. Und umgezogen. Er liegt da drinnen in seinem Beerdigungsanzug auf einem der Tische.»
    Gino schloss ganz kurz die Augen und versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren. «Das ist aber gar nicht gut, Marty.»
    «Wem sagst du das?»
    «Ich meine, ihr Schwiegersohn war ein Cop. Sie musste doch wissen, dass sie Beweise vernichtet.»
    «Verflucht, sie ist fast blind, Gino. Bekommt noch nicht mal mehr einen Führerschein. Sie sagt, sie hat absolut kein Blut gesehen. Ich nehme an, der Regen hat es fortgeschwemmt, bevor sie nach draußen kam. Es hat ihn in den Kopf getroffen, kleines Kaliber direkt hinter der linken Schläfe, und er hat doch diese dichte weiße Mähne… Himmel, sogar ich habe danach suchen müssen, und ich wusste, es war dort.»
    «Okay.» Gino nickte und ließ das Thema für einen Moment auf sich beruhen.
    Magozzi notierte sich, von den Leuten der Spurensicherung die Kleidungsstücke einsammeln zu lassen, die der Tote getragen hatte, als er erschossen wurde. «Fällt dir noch was ein, das uns hier helfen könnte?», fragte er.
    Marty lachte kurz, und es klang bitter. «Du meinst, wer ihn hätte erschießen wollen? Klar doch. Such nach jemandem, der Mutter Teresa umlegen würde. Er war ein guter Mensch, Magozzi. Vielleicht sogar ein großartiger.»
    Die Gewächshausluft war heiß und schwül, schwer vom modrigen Geruch feuchter Erde und üppiger Vegetation. Lange Tische, auf denen Pflanzen standen, bildeten zwei Reihen mit einem schmalen Mittelgang – so wie in allen Treibhäusern, in denen Magozzi jemals gewesen war. Bis auf den vordersten Tisch, auf dem sich statt eingetopfter Blumen eine Leiche im schwarzen Anzug befand.
    Selbst im Tod und aufgebahrt zur letzten Betrachtung gab Morey Gilbert noch eine stattliche Erscheinung ab. Sehr groß, sehr muskulös und besser gekleidet als Magozzi je in seinem Leben.
    Zwei junge Fahrradpolizisten hielten sich in der Nähe der Leiche auf und taten vor lauter Nervosität so, als sei sie gar nicht da.
    «Wo sind sie?», fragte Marty die Cops.
    «Ihre Schwiegermutter hat den alten Herrn mit nach dort hinten genommen.» Einer der beiden Polizisten nickte mit dem Kopf in Richtung einer Tür in der hinteren Wand.
    «Was befindet sich dort, Marty?», fragte Magozzi.
    «Der Schuppen, in dem eingetopft wird, und zwei weitere Gewächshäuser. Lily wollte Sol wahrscheinlich für eine Weile von hier wegbringen. Er war ziemlich aufgelöst.»
    «Sol?»
    «Er ist der Beerdigungsunternehmer, der die Polizei benachrichtigt hat, aber er war auch Moreys bester Freund. Das hier geht ihm an die Nieren. Einen Moment Geduld, ich hole die beiden.»
    Gino wartete, bis Marty außer Hörweite war. Dann flüsterte er Magozzi zu: «Ihr Mann ist tot, und sie tröstet den Beerdigungsunternehmer? Das ist doch reichlich verkehrte Welt, oder?»
    Magozzi zuckte die Achseln. «Vielleicht hält sie sich aufrecht, indem sie sich um andere Leute kümmert.»
    «Vielleicht. Oder
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