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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder
Autoren: P.J. Tracy
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sagen.»
    «Hör mal lieber zu. Ich überlege: Verdammt, wie hat sie ihn bewegt? Und ich antworte mir: Teufel auch, vielleicht hat sie das gar nicht getan. Vielleicht hat sie ihn hier drinnen erschossen und nur gesagt, er sei draußen umgebracht worden, damit wir denken, wir hätten keinen Tatort.»
    Magozzi dachte einen Moment darüber nach. «Interessant. Völlig abwegig. Aber mir gefällt die Art, wie du denkst.»
    «Danke.»
    Magozzi öffnete die Tür, um nach draußen zu gehen. «Aber sie hat es nicht getan.»
    «Verdammt, Leo, das weißt du doch gar nicht…» «Und ob ich das tue.»

 
    KAPITEL 5
     
    Detective Aaron Langer hatte den Punkt im Leben erreicht, an dem man zu hoffen aufhörte, das nächste Jahr werde besser als das vergangene, und sich nur noch wünschte, es werde weniger schlimm.
    Eben das geschah, wenn man ins mittlere Alter kam. Alte Menschen, die man liebte, wurden krank und starben, junge Leute, die man hasste, wurden befördert und einem vor die Nase gesetzt, der Aktienmarkt brach zusammen und leerte die Pensionskasse. Nicht zuletzt begann man körperlich abzubauen und dem eigenen Vater zu gleichen, obwohl man doch davon überzeugt gewesen war, man würde sich nie, niemals so gehen lassen. Wenn einer käme und den Fünfjährigen die Wahrheit über das Leben sagte, dachte er, würde es in den Kindergärten zu einer Selbstmordwelle kommen.
    Bis jetzt hatte der Job ihm über das Schlimmste hinweggeholfen. Sogar als seine Mutter an Alzheimer gestorben war, sogar als seine Zusatzpension zusammen mit seinem Finanzberater nach Brasilien durchgebrannt war, hatte sich der Job als Zuflucht erwiesen, als der Teil seines Lebens, bei dem die Grenze zwischen Gut und Böse klar und deutlich verlief und er genau wusste, was zu tun war. Mord war böse, die Mörder zu schnappen war gut. Simpel.
    Oder zumindest war es das gewesen, vor dem Geheimnis. Jetzt war diese gerade Linie, von der er sein Leben lang nicht abgewichen war, furchtbar undeutlich, und er wusste kaum, wohin er treten sollte. Was er am dringlichsten brauchte, war ein rundherum eindeutiger Fall sinnlosen Mordens, der auf perverse Weise der Welt wieder einen Sinn verleihen würde. Und endlich sah es so aus, als hätte er einen derartigen Fall.
    «Langer, würdest du bitte aufhören zu grinsen? Mir wird ganz unheimlich.»
    Erschreckt sah er seinen Partner an. «Ich soll gegrinst haben?»
    Jetzt grinste Johnny McLaren ihn an. «Irgendwie ja. Also, nicht wirklich. Das heißt, man konnte deine Zähne nicht sehen oder so. Außerdem kann ich gut nachempfinden, wie du dich fühlst. Nach vier Monaten Untätigkeit wäre ich fast schon losgezogen und hätte eigenhändig jemanden umgelegt.»
    Langer schloss die Augen, verzweifelt um eine Rechtfertigung bemüht, warum er in einem blutigen Zimmer beinahe gegrinst hatte, in dem mit Sicherheit eine arme Seele den Tod gefunden hatte. «Das ist es nicht, McLaren», sagte er traurig und sah dann weg, denn er konnte nichts mehr sagen.
    Die meisten Spuren des Gemetzels in Arien Fischers Haus befanden sich im ansonsten unberührten Wohnzimmer – insbesondere auf einem ehemals elfenbeinfarbenen Sofa, das aussah, als habe es längere Zeit auf einem Schlachthof gestanden. Jimmy Grimm, der Star unter den Kriminaltechnikern des Bureau of Criminal Apprehension, kam herein, warf einen Blick auf die Blutflecken und sagte: «Das ist eine Arterienverletzung, Jungs. Das müsste ihn erledigt haben. Er war wie alt? Neunundachtzig?»
    «Es sei denn, der alte Mann hat selbst geschossen», wandte McLaren ein. «Vielleicht handelt es sich um das Blut einer anderen Person, und Fischer ist jetzt da draußen und begräbt sie im Wald.»
    «Mein Gott, wie ich diese rätselhaften Fälle liebe.» Grimm stemmte die Hände in die Hüften und sah sich um. Er war ein rundlicher Mann, und Langer fand, dass er in dem weißen Einwegoverall und den Wegwerfschuhen große Ähnlichkeit mit dem Michelin-Männchen hatte. «Mann, das hier ist ja interessant.»
    «Was?», fragte McLaren, aber Jimmy hörte ihn nicht. Er war über das Sofa gebeugt und befand sich bereits in einer anderen Welt – seiner Welt –, in der er nur jene Geschichten hörte, die verspritztes Blut und kleinste Einzelheiten ihm erzählten.
    Frankie Wedell, einer der Streifenpolizisten, die den Tatort sicherten, näherte sich der Wohnzimmertür und blieb dort stehen. «Leute, wisst ihr noch, wie so was gemacht wird, oder braucht ihr vielleicht einen kleinen Auffrischungskurs von
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