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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück
Autoren: Berte Bratt
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mit Zähneputzen, nichts mit Waschen! Mutti und ich haben doch ein gemeinsames Schlafzimmer. Ich mußte, ich mußte im Bett sein, und ich mußte jedenfalls so tun, als ob ich schliefe, wenn Mutti käme.
    Ich wagte nicht, Licht im Schlafzimmer zu machen. In Stockfinsternis zog ich mich aus, und ich hatte nicht einmal alles ausgezogen, da hörte ich das Knirschen der Gartenpforte. Das Nachtkleid über die Unterwäsche gezogen, ins Bett, die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen, Augen zu. Hoffentlich würde Mutti nicht mein klopfendes Herz hören.
    Es ging gerade noch gut, aber als um sieben der Wecker klingelte, da war ich so müde wie nie in meinem Leben. Ich versprach mir selbst, nie mehr Babysitter zu machen, ohne daß Mutti es wußte.
    Der Schultag, der folgte, war schrecklich. Ich kann ihn überhaupt nicht beschreiben. Die Stunden schleppten sich nur so dahin. Aber einen Triumph brachte der Tag mir doch. Ich wurde in der Französisch-Stunde wieder aufgerufen, und siehe da, ich konnte alles beantworten.
    „Was ist mit dir denn geschehen, Moni?“ fragte die Lehrerin. „Gestern brachtest du mich beinahe zur Verzweiflung, und heute sprichst du beinahe wie eine Pariserin?“
    „Ich habe auch die halbe Nacht französisch gelesen“, sagte ich, und ich sagte die reine Wahrheit.
    „Sag mal, Moni“, fragte Mutti am Mittagstisch. „Wann bist du eigentlich zu Bett gegangen gestern? Du bist ja grün im Gesicht.“
    „Ach Mutti“, sagte ich, „es wurde ziemlich spät. Weißt du, ich habe den ganzen Abend und beinahe die halbe Nacht französisch gelernt. Ich bekam nämlich gestern eine Rüge, und du weißt ja, wie es immer mit mir und dem Französischen ist. Na, und dann habe ich mich eben aufgerafft und habe wirklich viel gelernt. Und denke dir, heute wurde ich gelobt.“
    „Ja, das ist ja gut, aber du darfst keinen Nachtschlaf opfern, mein Kind. Natürlich bin ich froh, wenn du fleißig lernst, aber später als um zehn gehst du mir nicht ins Bett. Versprichst du mir das, Moni?“
    „Ja, Mutti, das verspreche ich; denn ich finde es selbst scheußlich, über Tag so müde zu sein.“
    Nach dem Mittagessen legte ich mich hin. Ich schlief drei volle Stunden.
    Als Mutti an dem Abend weggegangen war, überlegte ich – sollte ich schnell hinfahren zu Clausens und mein Honorar holen, oder überhaupt fragen, was gestern eigentlich los gewesen war? Während ich immer noch am Überlegen war, klingelte es. Woher kam es nur, daß mein Herz einen so komischen Sprung machte? Ich öffnete die Tür und… da stand Marc.
    „Tag, Moni, ich bringe Ihnen was!“
    „Kommen Sie doch rein!“ sagte ich. Er kam rein, und mit einem verschmitzten Lächeln zog er etwas aus der Tasche.
    „Bitte sehr, mit einem reuevollen Gruß von Herrn Clausen!“ Es war ein Kuvert. Ich riß es auf. Und da stand ich zum zweiten Mal mit einem Kuvert in der linken und einem großen Geldschein in der rechten Hand: Fünfzig Mark.
    Marc guckte sich mein erstauntes Gesicht an. „Aber das stimmt doch, Moni. Sie sollten doch fünf Mark die Stunde haben. War es nicht so?“
    Ich zählte schnell an den Fingern ab: „1… 2… Aber ich war ja nur achteinhalb Stunden da. Wenn wir die Hin- und Rückfahrt mitrechnen, na ja, neun Stunden.“
    „Sehen Sie, also fünfundvierzig Mark und die fünf Mark darüber sollen wohl Schadenersatz sein“, lächelte Marc.
    Ich hielt die Tür zum Wohnzimmer auf: „Bitte, kommen Sie doch näher, Marc. Es ist schrecklich lieb von Ihnen, daß Sie sich hierher bemüht haben. Ich war gerade drauf und dran, loszuradeln, um mir bei Clausens das Geld abzuholen. Was ist übrigens losgewesen? Warum sind sie nicht früher gekommen? War es etwa ein Autounfall?“
    „Von wegen Autounfall! Sie waren nach dem Fest zu einem Kollegen von Herrn Clausen gegangen, und da haben sie ausgiebig weitergefeiert, so daß sie die Zeit vergaßen. Übrigens kamen sie nach Haus eine Viertelstunde, nachdem Sie weggefahren waren. Sie waren ja nicht wenig erstaunt, als das babysittende Mädchen sich in einen jungen Mann verwandelt hatte. Nein, nein, sie waren keine Spur böse. Sie kennen mich ja ganz gut, und sie hatten außerdem ihrerseits ein ganz schlechtes Gewissen, weil sie so lange weggeblieben waren. Deswegen auch das schöne Honorar. Etwas Positives haben Sie also von dem gestrigen Abend.“
    Ich guckte Marc an: „Das habe ich.“
    In dem Augenblick dachte ich nicht vor allem an das Geld.
    „Marc“, sagte ich, „ich wollte gerade hier in meiner
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